Mobilität | Dossier | Lesedauer etwa 4 Minuten -
Winterreifen-FAQ: diese Reifen, dann kaufen, zu diesem Preis
Welche Winterreifen sind ab 2024 verboten? Was ist mit der Profiltiefe? Wann muss man sie im Winter nutzen? Und dazu die neuesten Test-Ergebnisse vom ADAC.
Winterreifen sind immer noch geboten. Auch bei insgesamt wärmeren Wintern kann es immer wieder zu Kälteeinbrüchen, Schnee und Glatteis kommen. Der schöne Spruch " Von O bis O" - von Oktober bis Ostern - gilt also weiterhin.
Wer durch diese Monate ohne Winterreifen durchkommen will, ist im Schlechtwetterfall nicht gut beraten. Die Kfz-Werkstätten werden dann zumeist lange Termin-Wartezeiten haben, das Auto muss derweil stehen bleiben. Fährt man dennoch, riskiert man ein Bußgeld und Punkte in Flensburg. Oder gleich einen Unfall. Besser also wechseln, raten die Fachleute.
Beim Kauf der Winterreifen gibt es allerdings einiges zu beachten. Denn zwischen den einzelnen Modellen gibt es große Unterschiede, die schlimmstenfalls zwischen Leben und Tod entscheiden können. Wir zeigen Ihnen, mit welchen Schritten Sie den richtigen Reifen finden und der Wechsel sauber vonstatten geht.
Gut zu wissen: Alter, Profiltiefe, Lagerung und Wechsel von Autoreifen
Das Reifenalter: Wann sind Reifen zu alt?
Die sogenannte DOT-Nummer ist auf jedem Reifen aufgedruckt und verrät das Herstellungsdatum des Reifens.
Das Reifenalter ist ein entscheidender Sicherheitsfaktor. Auch wenn die gesetzliche Profiltiefe von mindestens 1,6 mm noch gegeben ist, kommt ein Reifen in die Jahre und muss ausgetauscht werden. ADAC-Experte Jörg Kirst empfiehlt, einen Sommerreifenwechsel nach etwa acht Jahren. Winterreifen hingegen, sollten laut Fachmann schon nach sechs Jahren ausgetauscht werden. Grund ist auch die Gummimischung der Reifen. Da Winterreifen viel mehr Weichmacher enthalten, also weiche Reifen sind, lässt der Grip, also die Haftung, relativ schnell nach.
Doch Reifen können auch schon früher "altern", zum Beispiel, wenn sie lange gelagert wurden. Deshalb sollte man auch beim Kauf von neuen Reifen auf die sogenannte DOT-Nummer achten. Experte Kirst rät Verbrauchern, beim Kauf immer nach Reifen zu fragen, die aus der gleichen, möglichst aktuellen Charge kommen.
Das Reifenprofil: besser mehr davon
Die gesetzlich vorgeschriebene Mindestprofiltiefe für Winterreifen liegt bei 1,6 mm. Zusätzlich schreibt die Straßenverkehrsordnung vor: "Luftreifen an Kraftfahrzeugen und Anhängern müssen am ganzen Umfang und auf der ganzen Breite der Lauffläche mit Profilrillen oder Einschnitten versehen sein."
Der ADAC empfiehlt sogar eine Mindestprofiltiefe von 3 mm, um eine gute Haftung auf winterlicher Fahrbahn zu gewährleisten. Also, Zollstock rausholen und nachmessen, bevor die alten Winterreifen wieder draufkommen.
Die Reifenhärte: Unterschied zwischen Sommer und Winter
Um einen guten Reifen zu erkennen, reicht nicht nur die Überprüfung der Profiltiefe. Entscheidend für einen sicheren Reifen ist vor allem die Gummihärte, die sich bei Sommer- und Winterreifen unterscheidet: Die Gummimischung von Sommerreifen ist härter, die von Winterreifen weicher.
Mit Hilfe eines sogenannten Durometers kann man die Gummihärte messen - und zwar in der sogenannten Maßeinheit Shore A. Je höher der Wert, desto härter das Gummi. Ein solches Gerät kann sich jeder für rund 20 Euro im Internet bestellen.
Dieses Symbol muss auf Winterreifen sein
Ab September 2024 dürfen nur noch Winterreifen benutzt werden, die das Alpine-Symbol haben. Reifen, die nur das "M+S"-Symbol tragen, sind bei winterlichen Straßenverhältnissen nicht länger zulässig. Das Alpine-Symbol ersetzt also die M+S-Kennzeichnung.
Zum Hintergrund: Winterreifen, die ab 2018 produziert wurden, müssen mit dem sogenannten Alpine-Symbol gekennzeichnet sein. Es wird nur vergeben, wenn der Reifenhersteller durch Tests nachweisen kann, dass besondere Anforderungen auf Schnee erfüllt werden. Die bislang ausreichende M+S-Kennzeichnung konnten die Hersteller verwenden, ohne mit besonderen Tests die Eignung als Winterreifen nachzuweisen.
Beim Kauf von Winter- und Allwetter-Reifen also unbedingt auf das Alpine-Zeichen achten.
Ganzjahresreifen: Reifen für Faule?
Ganzjahresreifen sind zwar praktisch, da sie das ganze Jahr über draufbleiben können, bieten jedoch nur bedingt guten Schutz bei schlechten Witterungsverhältnissen. Deshalb gelten sie meist nur als Kompromiss. Sie bieten sich vor allem für Fahrer an, die ihr Auto nicht oft benutzen müssen und in der Stadt leben. Auch hier gilt, nach spätestens acht Jahren sollten sie gewechselt werden.
Wie wechseln: in Eigenregie oder beim Fachmann?
Für einen Reifenwechsel benötigt man das nötige Werkzeug, das nötige Wissen und ein wenig Geduld. Nur dann sollte man die Montage der Reifen selbst in die Hand nehmen. Bevor montiert wird, sind folgende Punkte zu beachten:
+ Radschrauben und -muttern müssen unbeschädigt sein
+ Gewinde müssen sauber und rostfrei sein
+ Stahlfelgen oder Alufelgen? Achtung: Alufelgen müssen auf jeden Fall mit einem Drehmomentschlüssel angezogen werden. Ist dies nicht der Fall, können sie brechen! + bereits benutzte Reifen auf Schäden prüfen
+ vorgeschriebene Mindestprofiltiefe von 1,6 mm beachten (Der ADAC empfiehlt eine Mindestprofiltiefe von 3 mm.)
Wann gilt die Winterreifenpflicht?
Es gibt keinen allgemeinen vorgeschrieben Zeitpunkt in der Straßenverkehrsordnung (StVO) ab wann man mit Winterreifen fahren muss. Die Reifen sind aber "an die Wetterverhältnisse anzupassen". Bei Eis, Reifglätte oder Schnee besteht also Winterreifenpflicht. Wer sich an die Faustregel, dass von Oktober bis Ostern Winterreifen auf die Felgen gehören, hält, macht nichts verkehrt. Wer hingegen bei Eis und Schnee mit Sommerreifen erwischt wird, muss mit einem Bußgeld rechnen.
Wie lagern? Kühl und trocken - und mit viel Druck
Bei der Lagerung von Reifen sollten bestimmte Regeln beachtet werden.
Vor dem Einlagern sollte der Luftdruck um etwa 0,5 bar gegenüber der Herstellervorgabe erhöht werden. So haben Sie beim nächsten Wechsel ausreichend Druck. Reifen verlieren während der Lagerungszeit Luft. Viele Werkstätten empfehlen eine Stickstofffüllung. ADAC-Experte Jörg Kirst nennt dies aber "Luxus, den man nicht braucht.". Er sagt, dass Umgebungsluft schon aus fast 80 Prozent aus Stickstoff besteht. Das reiche vollkommen aus und sei eindeutig preiswerter.
Vor und nach dem Einlagern sollte man Reifen und Felgen auf Beschädigungen prüfen. Sollten Risse oder Fremdkörper im Reifen gefunden werden, muss er ausgetauscht werden.
Für eine Lagerung empfehlen sich sogenannte "Felgenbäume". Damit können Reifen schonend aufbewahrt werden.
Direkte Sonneneinstrahlung oder ständige Feuchtigkeit sollten nicht auf das Rad einwirken. Deshalb empfiehlt sich eine Lagerung an einem kühlen und dunklen Ort. Wer zu Hause keinen passenden Platz für seine Räder findet, kann sie beispielsweise in Autowerkstätten gegen eine Gebühr einlagern lassen.
Der SUPER.MARKT-Merkzettel für den Winterreifen-Kauf
Manchmal muss es schnell gehen. Das wissen wir - und deshalb haben wir gemeinsam mit unserem Autopapst Andreas Keßler in drei Sätzen zusammengefasst, worauf es beim Winterreifenkauf ankommt. Hier die To-Do-Liste:
2. Tests von Automobilclubs und Verbraucherorganisationen checken: Welches Exemplar fällt durch? Welches überzeugt?
3. Denselben Reifen bei diversen Anbietern vergleichen.
Wo herrscht Winterreifenpflicht?
In Deutschland dürfen Sie laut Straßenverkehrsordnung bei "Glatteis, Schneeglätte, Schneematsch, Eis- oder Reifglätte" nur Kraftfahrzeuge führen, die mit entsprechenden Winterreifen ausgerüstet sind. Es gilt also die situative Winterreifenpflicht. In Ausland ist das teils anders. Für die Alpenländer gelten zum Beispiel folgende Regeln für PKW:
In Österreich gilt von 1. November bis 15. April auf Straßen mit Eis und Schnee Winterreifenpflicht. Sie müssen die Kennzeichnung M+S, M.S oder M&S haben.
In der Schweiz gibt keine Winterreifenpflicht. Wer aber mit einem Pkw mit falschen Reifen den Verkehr behindert, riskiert ein Bußgeld.
In Frankreich herrscht keine generelle Winterreifenpflicht. Teils sind Schneeketten Vorschrift, alternativ reichen Winterreifen. Es gibt neuerdings allerdings einige Gebiete, die durch zwei neue Straßenschilder gekennzeichnet sind, in denen eine Winterausrüstung vom 1. November bis zum 31. März vorgeschrieben ist. Eine Auflistung dieser Regionen finden Sie hier.
In Italien gibt es ebenfalls keine Pflicht. Nur auf einigen Strecken sind Winterreifen oder Schneeketten Pflicht. Auf der Brennerautobahn gilt von 15. November bis 15. April Winterausrüstung.
Der ADAC testet jedes Jahr verschiedene Reifentypen - eine Übersicht aller Tests der letzten Jahre gibt es hier. Viele der getesteten Reifen sind auch in diesem Jahr noch im Handel. Alle bisher getesteten Sommer-, Winter- und Ganzjahresreifen sind hier noch einmal auf einem Blick einsehbar.
In diesem Jahr hat der Automobilclub insgesamt 28 Winterreifen für die untere Mittelklasse getestet, 16 davon für SUVs - hier mit großen Unterschieden im Ergebnis.
In der Dimension 215/55 R 17 V, also bei den SUVs, haben die besten Plätze der "Goodyear UltraGrip Performance 3", der "Dunlop Winter Sport 5" und der "Vredestein Wintrac Pro" belegt.
Erschreckend sind laut ADAC die mangelhaften Performances der drei Schlusslichter in dieser Dimension, der "Triangle WinterX TW401", der "Kenda Wintergen2 KR501" und der "Davanti Wintoura +". Triangle und Davanti lieferten auf nasser Fahrbahn nicht einmal mehr eine ausreichende Leistung ab. Der Kenda wurde aufgrund seines hohen Gewichts
abgewertet. Das Gesamtgewicht des Reifensets ist aber unter anderem auch mitentscheidend für den Spritverbrauch. Beim Bremsen auf nassem Asphalt aus einer Geschwindigkeit von 80 Stundenkilometern heraus schneiden die drei Reifen demnach alle unterdurchschnittlich ab.
Bei den zwölf Winterreifen in der Dimension für Wagen der Kompaktklasse gibt es den Angaben zufolge "wenig Auffälligkeiten" im Test. Die Noten sind demnach nahezu gleichmäßig verteilt zwischen gut, befriedigend und ausreichend. Die Modelle Continental WinterContact TS 870, Goodyear UltraGrip Performance 3 und Michelin Alpin 6 zeigen laut ADAC "Topleistungen".
Schlusslicht und einziger mit "mangelhaft" bewerteter Reifen in dieser Dimension ist der Winrun Winter-max A1 WR22 - "weil er bei Nässe kaum Grip bietet und somit zum Sicherheitsrisiko werden kann".
Der ADAC rät, sich beim Kauf nicht auf das Reifenlabel zu verlassen - dieses müsse nicht die Gesamtperformance auf Nässe widerspiegeln. Verbraucher sollten zudem darauf achten, dass alle vier Reifen möglichst das gleiche Produktionsdatum und damit den gleichen technischen Stand haben. Reifen, die älter als drei Jahre sind, sollen Verbraucher:innen meiden.
Das Auto ist in die Jahre gekommen. Werkstattkosten häufen sich. Was tun? SUPER.MARKT-Mobilitätsexperte Andreas Keßler sagt, wie er entscheiden würde. Und warum.
Tipp für 2025: Winterreifen im Herbst kaufen
Die Nachfrage nach Winterreifen ist laut idealo jährlich im September und Oktober am höchsten. "Anders als oft vermutet steigen die Preise in diesem Zeitraum nicht an", so die Analyse des Preisvergleichsportals, sie waren stattdessen zu diesem Zeitpunkt in der Vergangenheit häufig günstiger als im restlichen Jahr.
Hatten sich die Preise in den letzten beiden Jahren recht stabil gezeigt, beobachte Idealo 2024 eine Tendenz nach oben: Aktuell (September 2024) liegt der Durchschnittspreis für einen Winterreifen bei rund 125 Euro. Im vergangenen September lagen die Kosten im Schnitt noch bei 116 Euro. Im September 2022 bei 119 Euro. Im Vergleich zu September 2020 (88 Euro) zahlen Verbraucher:innen aktuell im Schnitt 42 Prozent mehr.
Beitrag von SUPER.MARKT mit Material von AFP und DPA, 27.09.2024.
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