Verschiedene Onlineshops der Signa Sports United sind insolvent (Quelle: IMAGO / Wirestock)
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Recht | Beitrag | Lesedauer etwa 4 Minuten - Signa Sports United: Konzern angeschlagen, Kundschaft mit Problemen

Einige Sport-Onlineshops des Konzerns Signa Sports United sind insolvent. Eine erste Folge für die Kunden: Retouren werden nicht bearbeitet.

Verschiedene Onlineshops des Unternehmens Signa Sports United haben nach eigenen Angaben offenbar so große finanzielle Schwierigkeiten, dass für sie Insolvenz angemeldet worden ist. Das betrifft unter anderen offenbar so bekannte Shops wie Fahrrad.de oder Tennis-Point. Und damit beginnen auch gleich die Probleme für die Kundschaft: Einige der Shops bearbeiten keine Retouren mehr. Welche Rechte haben Kundinnen und Kunden in solchen Fällen?

Retouren nicht mehr möglich

Tennis-Point und fahrrad.de haben auf ihren Websites bereits einen Hinweis, dass "aktuell keine Retourenabwicklungen möglich" seien. "Ob das Vorgehen rechtlich haltbar ist, darf zumindest bezweifelt werden", schreibt Rechtsanwalt Christian Solmecke in einem Beitrag auf seiner Kanzleiwebsite.
 
Grundsätzlich gilt, dass man Retouren zunächst nicht zurückschicken sollte. Diese gehen im Falle einer Insolvenz in das Eigentum der Firma zurück. Kundinnen und Kunden erhalten dann jedoch keine Erstattung, sondern müssen Zahlungsansprüche – wie andere Gläubiger auch – geltend machen und erhalten erst am Ende des Insolvenzverfahrens einen Anteil. Die Chance auf die Erstattung der vollen Summe ist dabei eher gering.
 
Für die bereits insolvent gemeldeten Shops fahrrad.de, das von der insolventen Internetstores GmbH betrieben wird, und Tennis-Point wurde der Münchner Rechtsanwalt Christian Gerloff als vorläufiger Insolvenzverwalter eingesetzt. Forderungen sind an ihn zu richten:
 
Rechtsanwalt Dr. Christian Gerloff
Nymphenburger Straße 4, 80335 München
Telefon: 089 120260, Fax: 089 12026127
info@gl-law.de

Welche Rechte habe ich?

Haben Sie bereits bestellt und bezahlt, aber die Ware noch nicht erhalten, so entscheidet der Insolvenzverwalter, ob die Lieferung erfüllt wird. Entscheidet er sich dagegen, so können Sie eine Forderung in der insolvenztabelle anmelden.
 
Im Fall von fahrrad.de gibt es verschiedene Erfahrungsberichte im Internet, dass fahrrad.de Spediteure und Versanddienstleister angewiesen hätte, Ware an sie zurückzuschicken und nicht auszuliefern. Achten Sie daher auf die Sendungsverfolgung und dokumentieren Sie alles.
 
Haben Sie Zahlung per Rechnung gewählt, können Sie geduldig auf die Lieferung warten, vorher ist kein Handeln nötig. Wichtig: Wenn Sie die Ware doch erhalten, müssen Sie diese auch zahlen.
 
Ist die erhaltene Ware mangelhaft und Sie möchten reklamieren, so ist ebenfalls der Insolvenzverwalter der Ansprechpartner. Verweigert dieser Reparatur oder Nacherfüllung, so gilt auch hier: Schadenersatzanspruch in die Insolvenztabelle.
 
Wer mit Kreditkarte bestellt hat, kann bei nachweislicher Nicht-Lieferung des oder der bestellten Artikel ein Chargeback versuchen, also das zurückbuchen des Geldes über die Bank. Das ist allerdings von Bank zu Bank unterschiedlich und erfolgt meist nur mit Nachweis. Zuständig ist zudem die Ausgabebank der Kreditkarte, das ist besonders bei Neobanken nicht immer der aufgedruckte Name.
 
Auch bei Gutscheinen, die Sie nicht mehr einlösen können, gilt, dass Forderungen in der Insolvenztabelle erfasst werden.
 
Ausführliche Tipps gibt es bei der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz, in der Region helfen aber auch die Verbraucherzentralen Berlin und Brandenburg weiter.

Kein Geld mehr vom Mutterkonzern

Signa Sports United (SSU) ist ein auf Sport spezialisiertes E-Commerce-Unternehmen mit Hauptsitz in Berlin. Es ist in den Bereichen Fahrrad, Tennis und Outdoor tätig und verfügt über mehr als 80 Onlineshops. Dazu gehören etwa Tennis-Point, WiggleCRC, Fahrrad.de, Bikester, Probikeshop, Campz, Addnature und TennisPro.
 
Nicht betroffen sind outfitter.de und ballside.com, beide sind seit Kurzem wieder eigenständig, auch wenn diese nach wie vor auf der SSU-Seite gelistet sind.
 
Nach Unternehmensangaben hat die Gruppe etwa sechs Millionen Kund:innen. Bereits seit einer Weile war SSU in finanzieller Schieflage. Zuletzt wurde der Großteil einer 150 Millonen Euro schweren Finanzspritze der Signa Holding, Mutterkonzern von SSU, zurückgezogen.
 
Tennis-Point und fahrrad.de haben bereits in der letzten Woche Insolvenz angemeldet, andere Unternehmen, darunter auch die Signa Sports United selbst, werden laut Presseberichten in den nächsten Tagen folgen. Was mit den Filialen geschieht ist noch unklar.

Wer steckt hinter der Signa Holding?

Eigentümer der Signa Holding ist der österreichische Investor und Milliardär René Benko. Tochterfirmen der Holding gehören u. a. auch Galeria Karstadt Kaufhof und dress-for-less.

Die Signa Real Estate baut und managt zahlreiche Objekte in der Region, darunter das "Upper West" Hochhaus am Zoo oder das BEAM (ehemals Schicklerhaus) an der Jannowitzbrücke.

Besonders aufgrund des Umgangs mit Mitarbeitenden von Galeria Kaufhof sowie kontroversen Bau- und Abrissvorhaben steht der Multimilliardär immer wieder in der Kritik.

Ein Beitrag von SUPER.MARKT, 23.10.2023