Die Toten Hosen vor ihrem grellbunten Tourbus (Bild: SWR/JKP)
Bild: SWR Presse/Bildkommunikation

Mi 13.04.2022 im Ersten - Auswärtsspiel: Die Toten Hosen in Ost-Berlin

Kurz nach ihrer Gründung an Ostern 1982 führte die westdeutsche Punk-Band „Die Toten Hosen“ die Stasi an der Nase herum: Die Musiker Campino, Andi, Breiti, Kuddel und Trini geben ein Geheimkonzert in einer Kirche, mitten in der damaligen DDR. In „Auswärtsspiel – Die Toten Hosen in Ost-Berlin“ wird dieses einzigartige Ereignis nun zum ersten Mal umfassend erzählt.

Die Toten Hosen feiern 2022 ihr 40-jähriges Band-Jubiläum. Schon kurz nach ihrer Gründung an Ostern 1982 führten die westdeutschen Punk-Helden die Stasi an der Nase herum und gaben der ostdeutschen Jugendkultur einen entscheidenden Impuls. In ihrem grellbunten Tourbus machten sich die Toten Hosen auf in Richtung Ost-Berlin, im Gepäck das richtige Maß an jugendlichem Leichtsinn und Abenteuerlust. Die wilde Kombo aus dem Westen witterte die Chance, gemeinsam mit den Ost-Punks jenseits der Mauer ein Statement gegen das System zu setzen. Und so spielten die Musiker Campino, Andi, Breiti, Kuddel und Trini ein heute legendäres Geheimkonzert in einer Kirche, mitten in der damaligen DDR.

Die Toten Hosen auf dem Sofa (Bild: SWR/Gabowicz)

In „Auswärtsspiel – Die Toten Hosen in Ost-Berlin“ wird die kaum bekannte Geschichte dieser unglaublichen Reise nun zum ersten Mal umfassend erzählt. Mit entdeckendem dokumentarischem Blick folgt der Film bisher vergessenen Hinweisen, spürt unmittelbar Beteiligte auf und fördert ungewöhnliche Momente zu Tage. Punk ist damals in beiden deutschen Staaten ein neues Phänomen. In der DDR gründet sich die Band Planlos um Sänger Michael „Pankow“ Boehlke und Schlagzeuger Bernd Michael Lade, der wesentlich später Karriere als „Tatort“-Kommissar machen sollte.

Die Toten Hosen am Anfang ihrer Karriere (Bild: SWR/JKP)

Ein Auftritt mit staatlicher Genehmigung ist unmöglich und wäre für die Punks auch keine Option. Ebenso wenig wie für Die Toten Hosen, die im Westen schon erste Bekanntheit genießen, als sie von der Möglichkeit erfahren, in Ost-Berlin mit Planlos illegal aufzutreten – ein Geheimkonzert, getarnt als „kirchliche Veranstaltung mit musikalischer Untermalung“. Der gemeinsame Auftritt wird für die Punkszene im Osten zu einem wichtigen Zeichen der Solidarität. Doch wie sollen Die Toten Hosen über die Grenze kommen, was ist mit ihren Instrumenten? Das Risiko ist hoch, vor allem für die Punks in der DDR. Denn die Stasi hat sie längst im Visier.

Die Toten Hosen erinnern sich noch heute lebhaft an die verdeckte Einreise unter falscher Flagge und begeben sich für den Film noch einmal auf denselben Weg wie damals. Nach 40 Jahren treffen sie so erstmals wieder auf die Mitglieder von Planlos, die nach dem Konzert von der Stasi verfolgt und drangsaliert wurden. Die Dokumentation macht den verwegenen Trip in die DDR neu erlebbar: Exklusive Interviews, seltene Archivaufnahmen und emotionale Begegnungen zeigen, wie sich Punks in Ost und West gegen die Diktatur verbündeten und wie die Stasi versuchte, die Bewegung zu unterwandern. Fast so lange wie Die Toten Hosen Rocklegenden sind, ist die DDR nun schon Geschichte. Ihr „Auswärtsspiel“ in der DDR war ein deutschdeutsches Abenteuer, das eine ewig aktuelle Frage stellt: anpassen oder aufbegehren?

Ein Film von Martin Groß

„Auswärtsspiel – Die Toten Hosen in Ost-Berlin“ ist eine Produktion von ECO Media im Auftrag von SWR (Federführung), rbb und NDR.
 
Erstsendung: 13.04.2022/Das Erste