Ilka Simm-Schönholz mit Einem Steppenadler; Quelle: rbb
Bild: rbb

Die "Kükenmama" - Ilka Simm-Schönholz

Das, was Ilka Simm-Schönholz morgens aus dem Kleiderschrank nimmt, um damit ihrer Arbeit nachzugehen, tragen andere abends auf der Theaterbühne oder zur Kostümparty. Aber Ilka Simm-Schönholz hat ja auch eine ungewöhnliche Profession. Sie ist "Kükenmama".

Als studierte Grundschullehrerin und ehemalige Leiterin eines Musiktheaters bringt sie dafür die besten Voraussetzungen mit. Den Umgang mit den Jüngsten hat sie von der Pike auf gelernt und die Fähigkeit, die verschiedenen Töne des Nachwuchses zu deuten, helfen ihr in ihrer Tätigkeit als Falknerin und Umweltpädagogin sehr.  

Waldhaus Potsdam und Falkenhof

Weil es Ilka Simm-Schönholz ein großes Anliegen war, Umweltbildung und Waldpädagogik in Potsdam zu etablieren, gründete sie 1999 zusammen mit acht anderen Natur- und Tierliebhabern den Verein "Wald-Jagd-Naturerlebnis e. V.". Gemeinsam übernahmen sie ein ca. 1.800 qm großes brachliegendes Gelände des ehemaligen STASI-Oberservatoriums auf dem Potsdamer Ravensberg: Dort entstanden 2004 das Waldhaus Großer Ravensberg sowie der Falkenhof Ravensberg.  

Rehazentrum mit Anschlussbeschäftigung

Auf dem Falkenhof finden in der freien Natur nicht mehr überlebensfähige Greifvögel eine neue Heimat und eine neue Aufgabe. Sie werden ausgebildet für Flugschauen. Die Bilanz der Arbeit der vergangenen Jahre ist beachtlich: 42 Greifvögel, zwei Steppenadler, ein Weißkopfseeadler und ein fast blinder Seeadler von 39 Jahren.

Fütterung im Adlerkostüm

Seit sechs Jahren hat sich Ilka Simm-Schönholz mit dem ihr eigenen Engagement der Aufzucht von Schreiadlern verschrieben. Die Schreiadler-Eier werden zu ihr auf den Falkenhof gebracht, wo sie im Brutkasten von ihr umsorgt werden, bis die Schreiadlerküken schlüpfen. Anschließend werden die Küken von Ilka Simm-Schönholz zunächst alle drei, später alle fünf Stunden gefüttert. Damit sich die Schreiadlerbabys aber nicht an den Menschen gewöhnen, kommt das oben beschriebene Adlerkostüm zum Einsatz. Und so streift sich Ilka Simm-Schönholz in regelmäßigen Abständen das Kostüm über, um die noch im zarten Federkleid niedlich anzuschauenden Schreiadlerküken mit  "delikatem" Mäuse- oder Wachtelfleisch zu füttern.  

Kainismus

Zu ihren Aufgaben als "Kükenmama" gehört auch die liebevolle Ausstattung der Unterkünfte  der Küken. Jedes bekommt ein Bett aus Fichtennadeln für sich. Die Einzelhaltung ist wichtig, da  vermieden werden soll, dass die Schreiadlerjungen ihre Geschwister töten. Denn in der freien Wildbahn tötet das erstgeborene Küken das zweitgeborene im Nest. In Anlehnung an die Geschichte von Kain und Abel in der Bibel wird dieser Geschwistermord auch Kainismus genannt. Dieses Verhalten zeigen die Schreiadlerküken auch in Gefangenschaft.

Und dann heißt es Abschied nehmen ...

Wenn die Schreiadlerküken groß genug geworden sind, um sich in der Welt allein zurecht zu finden, muss sich Ilka Simm-Schönholz schweren Herzens von "ihren Babys" trennen. Und mit einem lachenden und einem weinenden Auge verabschiedet sie sich von den Küken, wenn sie in die Auswilderungsstation gebracht werden. Ilka Simm-Schönholz trägt dazu bei, dass der Bestand der Schreiadler in der Region wieder größer wird. Damit gibt sie der Natur zurück, was ihr gehört.