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Das Pergamonmuseum wurde von 1910 bis 1930 buchstäblich auf Sand gebaut. Für eine umfassende Sanierung muss der wilhelminische Prachtbau jetzt komplett geschlossen werden. Die Architektin Barbara Große-Rhode zeigt uns die Baustelle. Seit mehr als 20 Jahren betreut sie die Museumsinsel.
Von außen ist es gut zu sehen, die Fassade des Nordflügels des Pergamonmuseums glänzt schon wieder wie neu, der Südflügel ist noch ganz grau. Bis die Sanierung auf dieser Seite bald beginnt, kommen die Besucher noch rein - aber nur mit Zeitfenstertickets über die James-Simon-Galerie. Doch auch der Nordflügel ist innen noch eine Baustelle. Architektin Barbara Große-Rhode nimmt uns mit. Seit mehr als 20 Jahren betreut sie die Museumsinsel. Durch das neugebaute großzügige Entree, den sogenannten "Tempietto" geht es direkt in das Heiligtum, zum Pergamon-Altar. Der ist schon fast fertig restauriert.
Barbara Große-Rhode, Referatsleiterin Projektmanagement Museumsinsel Bundesamt für Bauordnung und Raumwesen
"Hier im Pergamon-Saal sind wir wirklich schon sehr weit, sie sehen hier also die gesamte Hülle, die Lichtdecke ist ja ne komplett neue Lichtdecke ist fertig, die Wände haben ihr Finish, der Pergamonaltar als solches ist noch eingehaust aber die Restaurierungsarbeiten am Altar sind auch schon fast abgeschlossen."
So sah es hier kurz vor der Schließung aus. Seit 2014 sind am Pergamonaltar keine Besucher mehr, sondern nur noch Bauarbeiter und Restauratoren. Der weltbekannte Fries ist währenddessen hinter Stahlplatten gegen Staub und Erschütterungen geschützt. Und so, zeigt es eine Video-Animation, soll der sanierte Pergamonaltar dann zur Wiedereröffnung 2027 aussehen.
Barbara Große-Rhode
"Spannend macht es hier im Pergamonmuseum natürlich einfach auch die Dimension. Man muss es sagen. Also ich sage ein Saal in dieser Größenordnung, das ist einfach auch, das haben auch die anderen Gebäude nicht. Und dieses Thema Tageslichtmuseum. Das ist ja das, was das Pergamon ausmacht. Die Architekturen hier eins zu eins zu zeigen und zwar im Tageslicht."
Und deswegen steigen wir dem Pergamon aufs Dach. Die Dächer gehören zu den größten Schwachstellen des Museums. Deren Stahlkonstruktionen waren marode und auch durch alte Kriegsschäden nicht mehr tragfähig. Die historischen Tageslichtdecken wurden deshalb mit neuen Trägern ergänzt, sind jetzt auch energetisch effizient.
Barbara Große-Rhode
"Das eine sind die Dimensionen und das andere ist schon auch, dass es ein sehr komplizierter Bau ist, wo die Dinge auch ineinandergreifen müssen. Man erkennt eben hier auch, dass wir sehr viel dafür tun mussten, was auch Zeit dauert, tatsächlich das historische zu erhalten, auch an Stellen, wo man es nicht sieht, aber einfach als Denkmal steht ebendiese Stahlkonstruktion, die zur Erbauungszeit eben etwas ganz neues und Außergewöhnliches war."
Auch Stefan Weber, seit 2009 der Direktor des Museums für Islamische Kunst, kennt das Problem mit den alten Tageslicht-Decken nur zur gut. Auch sein Museum im 1. Stock des Südflügels, wird deshalb demnächst geschlossen.
Prof. Dr. Stefan Weber, Direktor des Museums für Islamische Kunst Berlin
"Das Klima ist furchtbar, bei dem Stein macht das nichts aber was ganz schlimm ist, ist der Regen, der durch die Dächer kommt, und zwar immer wieder, und wir haben fast jedes Jahr mehrere Wasserdurchbrüche irgendwo. Wir haben immer Glück gehabt, es ist immer nochmal gut gegangen aber irgendwann wird es nicht gut gehen und wir müssen dringend die Dächer restaurieren und ich bin so froh, dass wir ein neues Dach bekommen, das ist fast so schön wie neue Räume, weil wir dann nämlich wieder schlafen können, wenn der Gewitterregen kommt oder der Herbststurm. Das ist für die Objekte hier im Museum, wo wir ja auch eine Pflicht haben, die zu bewahren, die zu schützen, die zu restaurieren, dringendst erforderlich."
Hinter Stefan Weber sind noch die letzten Überreste der jetzt schon abgenommenen, berühmten Mschatta-Fassade zu erkennen. Mschatta war eine jordanischen Wüstenresidenz aus der Mitte des 8. Jahrhunderts.
Prof. Dr. Stefan Weber, Direktor des Museums für Islamische Kunst Berlin
"Eigentlich stehen wir hier vor einer Palastfassade und zwar von einem Kalifen, muss man sich mal vorstellen, 1.300 Jahre alt, und man steht doch wieder nicht hier weil sie abgebaut ist. Sie wird jetzt wandern, Stück für Stück, diese Palastfassade wandert in das Pergamonmuseum in den Nordflügel, dazu werden wir jeden Stein restaurieren, die liegen hier einzeln abgenommen, sind durchnumeriert und werden dann wieder groß aufgebaut nämlich in der Originalgröße. In Zukunft sind es 45 Meter wo dieser einmalige Bau zu sehen sein wird."
Und hier, im dann wiedereröffneten Nordflügel, wird die Mschatta Fassade schon ab 2027 dann in Originalgröße zu bewundern sein.
Prof. Dr. Stefan Weber, Direktor des Museums für Islamische Kunst Berlin
"Also wir schließen aber eigentlich ist bei uns die Vorfreude da. Schon in dreieinhalb Jahren öffnen wir wieder die Hälfte des Museums und die neuen Räume sind da. Was wirklich weh tut und was traurig ist, ist das Ischtar-Tor viel länger geschlossen bleiben wird und das liegt daran, dass hier unter uns, paar Stockwerke tiefer, ein eiszeitliches Flußbett ist, wo der Stein über 30 Meter tiefer anfängt. Da haben die im 1. Weltkrieg eine Riesen-Betonbrücke darüber gebaut, damit dieser Flügel überhaupt hier stehen kann im Sumpf. Und dieser Beton ist 110 Jahre alt und der hat leider unten an der Gründung Risse und die müssen unterirdisch das Ganze stabilisieren. Daher dauert das so lange, daher ist es auch so verdammt teuer und das ist für alle furchtbar aber das Ischtartor und das Pergamonmuseum wollen wir behalten, so haben wir unser Klein-Venedig hier wo wir auch mit großem Aufwand Dinge restaurieren müssen."
Nahezu fertig im Nordflügel restauriert ist beispielsweise schon der "Hellenistische Saal". Er war 10 Jahre nicht zu sehen, aber auch er ist schon ab 2027 wieder zugänglich.
Was bei der Sanierung immer wieder auffällt: das Pergamon-Museum ist in seiner Bausubstanz auch ein Spiegel der deutschen, der Weltgeschichte
Barbara Große-Rhode
"Das Pergamonmuseum war ja im Krieg stark zerstört und der Aufbau danach ist wirklich mit dem gemacht worden, was man sozusagen hatte. Das Pergamonmuseum hat sozusagen den ersten Weltkrieg in der Bauzeit erlebt und anschließend die Rezession, das heißt schon damals war es schwierig, weiterzubauen, Materialien tatsächlich herbeizuschaffen, das hat dazu geführt, dass hier relativ, Pfusch am Bau wäre übertrieben aber das doch so gebaut worden ist, das immer wieder improvisiert worden ist und das macht dann eine Bausubstanz auch anfällig."
All das soll bei der Sanierung jetzt ordentlich, nachhaltig, barrierefrei gemacht werden. Ehemalige Gewölbekeller, die bislang unzugänglich als Lager dienten, werden ab 2027 übergangsweise zum Eingangsbereich. Die Museumsbesucher kommen dann über die Kolonnaden an der Spree ins Pergamonmuseum.
Autorin: Petra Gute