Sieben Millionen Hunde leben in Deutschlands Haushalten. Egal ob reinrassig oder Mischling, sie müssen alle vor die Tür: weil sie dort ihr Geschäft verrichten und weil es ursprünglich Jagdtiere sind, die regelmäßig Auslauf brauchen. Wie viel frische Luft ein Hund nötig hat, ist abhängig vom Alter, der Rasse und dem Zustand des Vierbeiners. Im Durchschnitt sind Hundebesitzer pro Tag mindestens eine Stunde täglich an der frischen Luft. Die beständige Bewegung ist gesund: Sie stärkt das Immunsystem, beugt Venenleiden vor und reduziert Übergewicht. Und sie wirkt sich positiv auf viele Blutwerte aus: Cholesterin und Zucker sinken. Hunde können so das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen verringern.

Hunde & Co. beeinflussen nicht nur unsere körperliche Gesundheit, sondern auch unser seelisches Gleichgewicht: Studien zeigen, dass Tierbesitzer seltener unter Stress leiden. Der körperliche Kontakt beim Streicheln und Halten beruhigt, lenkt von Stresssituationen ab und senkt den Blutdruck. Der positive Effekt wird durchaus genutzt: In Unternehmen wie Werbe- oder Marketingagenturen, die viel unter Zeitdruck arbeiten, sind überdurchschnittlich häufig Bürohunde zu finden.

US-Forscher der State University of New York in Buffalo testeten vor einigen Jahren, ob ein Haustier den Blutdruck von Hochdruck-Patienten zusätzlich zu einer antihypertensiven Therapie senken kann. Das Ergebnis war eindeutig: Die beruhigende Wirkung der Haustiere sorgte dafür, dass der Blutdruck in Stresssituationen weniger stark anstieg als bei denjenigen, die kein Haustier hatten. Die Anwesenheit des Tieres drosselte die Produktion des Stresshormons Kortisol, so dass die Tierbesitzer gelassener auf Stress reagierten.

Ein Haustier macht nicht nur stressresistenter, sondern auch glücklicher: Es verleitet zum spontanen Spiel, fördert eine positive Lebenseinstellung und schafft Glücksmomente. Beim Miteinander werden Hormone freigesetzt, die das Wohlbefinden heben. Das Streicheln der Tiere aktiviert das "Kuschelhormon" Oxytocin. Das konnten auch japanische Wissenschaftler nachweisen, in dem sie dreißig Tierfreunde eine halbe Stunde mit ihren Vierbeinern spielen ließen und vorher und nachher den Oxytocin-Gehalt im Urin von Mensch und Tier maßen. Bei beiden stieg der Hormongehalt nach der Kuscheleinheit deutlich an.

Viele Kinder wünschen sich ein Haustier. Ihre Eltern sind davon nicht unbedingt begeistert. Dabei können Haustiere eine Bereicherung sein: Die Kinder lernen so, andere Lebewesen bewusst wahrzunehmen, zu schätzen und zu respektieren. Mit dem Grundschulalter entwickeln sie unter Anleitung der Eltern allmählich das nötige Einfühlungsvermögen, um sich um ein Haustier zu kümmern. Mitverantwortung, wie etwa regelmäßiges Füttern, könnten auch schon jüngere Kinder übernehmen. Ein guter Einstieg sind Kleintiere wie Meerschweinchen und Kaninchen oder Mäuse und Ratten. 

Hunde haben einen ausgezeichneten Geruchssinn. Er soll bis zu einer Million Mal besser sein als bei uns Menschen. Die Gründe: Hunde haben viel mehr Riechzellen, nämlich je nach Rasse zwischen 125 und 220 Millionen. Wir Menschen verfügen lediglich über fünf Millionen. Und: Das Riechhirn des Hundes nimmt rund zehn Prozent seine Gehirnes ein; bei uns Menschen ist es nur ein Prozent. Vorteile, die sich auch medizinisch nutzen lassen: Herrchens Liebling kann krebskrankes Gewebe erkennen und sogar zwischen Lungen-, Brust- oder Prostatakrebs unterscheiden. Ob sich diese besondere Form der Krebserkennung eines Tages tatsächlich beim Menschen nutzen lässt, ist noch unklar.

Menschen mit Diabetes profitieren dagegen schon heute vom guten Geruchssinn speziell geschulter Hunde: Die Vierbeiner erkennen am Atem oder Schweiß von Frauchen oder Herrchen, ob dessen Zuckerspiegel stark angestiegen oder abgesunken ist – und eine folgenschwere Über- oder Unterzuckerung droht. Diabetikerwarnhunde geben ihren Diabetiker-Besitzern Bescheid, indem sie sie zum Beispiel anstupsen oder die Pfote auflegen. Wenn der Vierbeiner warnt, können Betroffene rechtzeitig Kohlenhydrate zu sich nehmen oder Insulin spritzen, um eine Unter- oder Überzuckerung zu verhindern. 

Der Begriff der Tierhaarallergie ist irreführend: Nicht Tierhaare lösen die Allergie aus, sondern eiweißhaltige Bestandteile von Speichel, Schweiß, Talg oder Urin von Katze, Pferd, Hund oder Meerschweinchen. Allerdings haften die Allergene an Tierhaaren und werden mit ihnen weiter verbreitet. Menschen mit einer Tierhaarallergie halten sich am besten von den betreffenden Vierbeinern fern. Wer trotzdem weiter Kontakt haben will, kann sich dagegen impfen lassen: Per Spritze gewöhnen sich Allergiker in steigender Dosierung an die auslösenden Allergene. Die WHO empfiehlt die auch als Hyposensibilisierung bekannte Therapie als einzige ursächliche Behandlung von Allergien.

Tierhaarallergien sind nach dem Heuschnupfen und der Hausstaubmilbenallergie die dritthäufigste Allergieart. Rund zehn Prozent von Tierbesitzern leiden schätzungsweise darunter. Fördert die Anwesenheit von Kaninchen, Hund oder Katze in den eigenen vier Wänden also die Entwicklung von Neurodermitis und Asthma? Die Ergebnisse dazu sind nicht eindeutig: Offenbar ist das Allergierisiko abhängig von der Tierart und dem Alter, in dem die Kinder mit den Tieren in Kontakt kommen. Allerdings scheinen Menschen, die Kontakt mit Tieren haben, weniger häufig von Allergien betroffen zu sein als diejenigen ohne Tierkontakt. 

Beispiel Hunde: Sie können der "Detroit Childhood Allergy Study" zufolge das Allergierisiko von Kindern senken. Eltern, deren Kinder gefährdet für eine Hundeallergie sind, sollten ihre Kleinen deshalb schon im ersten Lebensjahr den Kontakt zu den Vierbeinern ermöglichen. Während der ersten zwölf Monate lernt das Immunsystem, sich mit der Umwelt auseinanderzusetzen und schädliche von unschädlichen Einflüssen zu unterscheiden. Dafür muss es sich ständig mit Bakterien, Viren und eben auch allergieauslösenden Tierhaarbestandteilen auseinandersetzen. Treten doch Allergien auf, dann seien sie höchstens so häufig wie in tierlosen Familien, erklärt Ganesa Wegienka vom Henry Ford Hospital in Detroit, die die Daten der Langzeituntersuchung aufbereitet hat.

Die Detroiter Forschungsergebnisse stützen die seit einigen Jahren von Experten verbreitete Theorie, dass übertriebene Sauberkeit und Hygiene eher zu Allergien führen als sie vermeiden. Die Erklärung für das geringere Risiko liefert unter anderem eine Studie, die Robert Dunn und Kollegen von der North Carolina State University im Jahr 2013 veröffentlichten: Bakterien, die für gewöhnlich im Boden gefunden werden, gibt’s in Hunde-Haushalten sehr viel häufiger als in Haushalten ohne Hund. 

Gut gepflegte Tiere, die regelmäßig auf ihren Gesundheitszustand untersucht werden, sind wunderbare Hausgenossen. Wenn sie geimpft, entwurmt, entfloht und einmal jährlich auf ihre Gesundheit untersucht sind, spricht auch nichts dagegen, dass sie mit ins Bett kommen.