Im Mai 1945 setzen sich im Osten die ersten Trecks der überlebenden Juden in Bewegung. Dem Völkermord der Deutschen sind sie entgangen, doch ihre Heimat ist nicht mehr.

Sie wandern nach Westen. Fluchtort Berlin. Ab November 1945 kommen Tag für Tag 200 Menschen an, heimatlos und ohne Papiere.

Insgesamt hat die zionistische Fluchtorganisation Brichah 350.000 Juden von Osten nach Westen geschleust - 100.000 davon nach Berlin.

Eichborndamm, Berlin-Wittenau, Französischer Sektor. Hier wird Ende 1945 ein erstes Auffanglager für jüdische Flüchtlinge eingerichtet.

Das Düppel-Center wird von den Vereinten Nationen betrieben. Hier haben die Amerikaner Anfang 1946 ihr größtes Lager für heimatlose Juden ("Displaced Persons", kurz DPs) aufgebaut. Eine erste Bleibe - ein Zuhause auf Zeit für 6000 Menschen.

Das Lager in Schlachtensee ist ein Zentrum der politischen Debatte. Alle Ideologien sind vertreten. Hitzige Diskussionen jeden Tag - der Staat Israel, wie soll er sein?

Hier im Düppel-Center am Rand der zerstörten Stadt gibt es hinter Zäunen und Schranken fast alles - gute Verpflegung, Kleider, Schulen, Kultur, Ärzte: "Ich war froh, dass ich hier eine zweite Heimat gefunden hatte. Wir haben hier alles bekommen, was man sich nur denken kann", so ein ehemaliger Flüchtling.

Nur eines ist nicht in Sicht - die ersehnte und schnelle Weiterreise nach Palästina oder Amerika. Deutschland konnte 1946 keine Heimat sein, bestenfalls Transit.

Am 14. Mai 1948 ruft David Ben Gurion den Staat Israel aus! Überall feiern die Juden diesen historischen Tag. Aus dem Märchen vom Judenstaat ist Realität geworden - endlich eine jüdische Heimat, endlich frei!