Traumabox (Bild: rbb)
Bild: rbb

- Trauma-Box für Berlin

Wenn ein Mensch einen Unfall hat, ist die größte Gefahr, dass er verblutet. Eine Versorgung von Verletzten, die einfach und von jedem anwendbar ist, kann in entscheidenden Minuten Leben retten. Dafür wurde die so genannte Trauma-Box entwickelt. Gestern wurde sie in Berlin präsentiert.

Sie sieht profan aus wie ein gelb-silberner Seifenspender für die Wand, auch von der Größe her: die Trauma Box. Aber in ihr stecken zwei Utensilien, die essentiell sind, um Leben zu retten : ein Druckverband und ein Abbindesystem, jeweils steril verpackt.
 
Wie man sie im Notfall benutzt, wird mit einfachen Zeichnungen erklärt. So sollen Laien bei einem Unfall schwere Blutungen stillen können, bis der Rettungsdienst eintrifft. Denn große offene Wunden können schon nach Sekunden zum Tod durch Verbluten führen. In vielen Fällen wäre das vermeidbar, meint der Präsident der Deutschen Traumastiftung, Prof. Thomas Wirth:"Blutverlust, massiver Blutverlust, ist eine der häufigsten Todesursachen nach Trauma. Etwa 30 Prozent der Traumaopfer sterben aufgrund von massivem Blutverlust und zumindest einen substanziellen Teil davon könnte man durch eine professionelle Blutstillung retten."

Leben retten mit bewährtem System

Das einfache Abbindesystem , auch Tourniquet genannt wird schon länger auch bei der Bundeswehr eingesetzt. Es ist also bewährt beim Abbinden von stark blutenden Wunden und abgetrennten Gliedmaßen.
 
Zusammen mit dem saugfähigen Druckverband biete es Laien nun bessere Hilfsmöglichkeiten als bisher, lobt Prof. Paul Grützner, Unfallchirurg und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie, die neue Trauma-Box: "Das geht über die bisherigen Hilfsmittel weit hinaus - also man hat sich bisher mit Gürteln oder diesem Dreieckstuch aus dem Verbandskasten beholfen und das ist wesentlich ineffizienter. Und da sehen wir auch, wenn Patienten so versorgt wurden, dass das meistens nicht zur Blutstillung geführt hat."

Auch ein Helfer für Opfer von Terroranschlägen

Die Idee zur Trauma-Box hatten ein Unfallchirurg und ein Anästhesist. Entwickelt wurde sie in Zusammenarbeit eines Medizinprodukte-Herstellers mit der Deutschen Traumastiftung, die ihren Sitz in Ulm hat. Ulm ist daher auch die erste Stadt , wo demnächst die Trauma-Box flächendeckend in Schulen  und öffentlichen Verkehrsmitteln angebracht  wird. Finanziert von der Deutschen Traumastiftung und der Stadt Ulm. Denn relevant ist die Trauma-Box heute wie nie zuvor so Unfallchirurg Prof. Paul Grützner:"Letztendlich, natürlich, ist es besonders in einer Terrorlage, wenn es zu einem Anschlag kommt, eine der häufigsten Ursachen des Todes - dass die Patienten verbluten an arteriellen Verletzungen. Und da muss man ganz klar sagen: Ja, auch dafür ist die Traumabox da."

Trauma-Box bald überall?

Das Ziel ist, dass Trauma-Boxen bald überall  in öffentlichen Einrichtungen und Orten mit hohem Publikumsverkehr wie Bahnhöfen oder Flughäfen hängen, vergleichbar den Defibrillatoren zur Reanimation. Wenn es nach den Ärzten geht, dann möglichst in noch größerem Umfang als die bisher deutschlandweit rund 20.000 öffentlichen Defibrillatoren.
 
Wer aber außerhalb Ulms die Finanzierung der Trauma-Boxen übernimmt, war zum Zeitpunkt der Pressekonferenz am 11. Juli 2019 noch offen. Immerhin ist eine Trauma-Box mit rund 90 Euro günstiger als ein über1000 Euro teure Defibrillator.
 
In Berlin jedenfalls wurde ein Anfang gemacht. In den nächsten Tagen wird die erste Trauma-Box Deutschlands unweit der Charité-Mitte außen am Virchow-Langenbeck-Haus, Luisenstraße 58, angebracht.

Beitrag von Carola Welt

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