1958 Modenschau am Zoologischen Garten (Quelle: rbb)

Abendschau vom 04.07.2008 - Das Jahr 1958

In der ersten Folge werden das Richtfest im Hansaviertel und die Regierungserklärung von Willy Brandt im Jahr 1958 beleuchtet.

Auch in West-Berlin ist 1958 das deutsche Wirtschaftswunder deutlich zu spüren und zu sehen. Was hier bei einer Modenschau im Zoologischen Garten gezeigt wird, ist für die elegante Dame von Welt gedacht, die ihre neue Garderobe zum Beispiel im wiedereröffneten Café Kranzler ausführen möchte. In den letzten Kriegstagen durch Bomben zerstört, wird das neue Café an der Joachimsthaler Straße Ecke Kurfürstendamm schnell wieder zur Berliner Institution.

Man kann wieder genießen und Geld ausgeben, auch die Messen unter dem Funkturm bieten dazu Gelegenheit. Raffinierte Erfindungen, wie eine Bügelrolle verblüffen die Berliner, oder die ausgefeilte Apparatur des "Teppichlifts", die das Staub klopfen erleichtern soll. Technik, die begeistert ist aber vor allem die des Fernsehers, ein absolutes Statussymbol, mit dem man ab Herbst 1958 auch die neue Berliner Abendschau sehen kann.

Moderator der ersten Stunde: Harald Karas.

Neben der Politik ist auch die Stadtentwicklung im Fokus der Abendschau, es tut sich schließlich viel in der Berlin, der zunehmende Verkehr, neue Straßen, Schilder und Umleitungen sind ein beliebtes Thema.

Überhaupt wird und muss viel gebaut werden in Berlin, das alte Hansa-Viertel zum Beispiel hatte der Krieg fast komplett zerstört. Seit 1957 stehen bereits die ersten Architekturperlen von Gropius und Jacobsen, inklusive Designwohnungen und modernen Küchen. Im September 1958 wird der Grundstein gelegt für den Nordteil des Hansa-Viertels.

Doch das Leben in Berlin 1958 ist nicht nur geprägt durch Aufschwung und neue Formen der Freizeitgestaltung. In ruhigen Bahnen verläuft in der geteilten Stadt kaum etwas. Spätestens Ende November ist von idyllischer Entspannung keine Spur mehr, denn der sowjetische Regierungschef Nikita Chruschtschow setzt West-Berlin und die Westmächte unter Druck. Chruschtschow forderte, das Berlin eine „selbstständige politische Einheit" werden soll. Das geheime Ziel: Das vereinigte Berlin soll der DDR später einverleibt werden.

Auf das so genannte "Berlin-Ultimatum" gehen die Westmächte nicht ein. Es verstreicht - ohne Konsequenzen. Für die Berliner bleibt es dennoch eine Zeit der Anspannung, auch wenn es in der Abendschau regelmäßig jemanden gibt, der alle Schieflagen humorvoll kommentiert hat: Wolfgang Gruner, alias Otto Schruppke.

Ein Beitrag von Arndt Breitfeld