Abendschau vom 05.07.2008 - Das Jahr 1959

Zum letzten Mal dröhnen im Sommer Formel 1 Rennwagen über die Nordkurve der Avus. In zwei Läufen à 30 Runden wird der Große Preis von Deutschland ausgefahren.

Dieser kehrt vom Nürburgring wieder zurück nach Berlin. Die Gründe sind politischer Natur. Man will in der geteilten, aber noch nicht von einer Mauer durchtrennten Stadt, zur Zeit des Kalten Krieges ein Zeichen setzen. Sieger wird der Engländer Tony Brooks auf Ferrari. Die Avus als große Rennstrecke verliert in den Folgejahren allerdings zunehmend an Bedeutung.

Kurze Zeit später ist die Abendschau wieder rund um die Avus unterwegs, diesmal auf den Spuren eines neuen Trends: Trampen.

Ein anderer kommt pünktlich an: Im Juni übernimmt Theodor Heuss, der Präsident der Bundesrepublik Deutschland offiziell den Berliner Amtssitz des deutschen Staatsoberhaupts, das Schloß Bellevue. Heuss hatte den Wiederaufbau des im Krieg teilweise zerstörten Schlosses persönlich mit vorangetrieben. Die Restaurierung kostet 6,5 Millionen DM.

Doch Heuss hat nicht wirklich lange etwas vom neuen, schnieken Schloss, denn nur einen Monat später steht die Wahl des Nachfolgers an.

In der Ostpreußenhalle am Funkturm tritt die dritte Bundesversammlung zusammen. Sie wählt den bisherigen Bundeslandwirtschaftsminister Heinrich Lübke zum neuen Präsidenten der Bundesrepublik Deutschland.

Halb Berlin ist auf den Beinen als an den Resten der im Krieg zerstörten Kaiser Wilhelm Gedächtniskirche im Mai der Grundstein für den Neubau gelegt wird. Nach zähen Diskussionen hat sich schließlich der Architekt Egon Eiermann mit seinen Entwürfen durchgesetzt. Zwei Jahre später wird der Kirchenneubau eingeweiht.

Zum 9. Mal trifft sich die große Kinogemeinde zu den Internationalen Filmfestspielen. Sophia Loren ist der Superstar dieser Berlinale, die Göttin landet in Tempelhof und sitzt am Abend beim Filmball im Palais am Funkturm vor dem Mikro der Abendschau.

Ein Beitrag von Ralf Ayen