Aus Bonn kommt Hans Jochen Vogel, um die Macht für die SPD zu retten. Der Justiz-Minister weiß um die Schwere seiner Aufgabe, doch ihm gelingt es, Partei und Koalitionspartner für sich zu gewinnen. Am 23. Januar wird er zum Regierenden Bürgermeister gewählt. Zweieinhalb Monate später verliert er bei den Neuwahlen und Richard von Weizsäcker gewinnt. Er führt vorerst nur eine Minderheitsregierung. Seine Wahl am 11. Juni wird zum Vabanque-Spiel. Doch Weizsäcker bekommt seine Mehrheit.

Im Rathaus Schöneberg sitzt seit diesem Jahr noch ein neuer Politikertyp: die Abgeordneten der Alternativen Liste. Sie fallen nicht nur wegen ihrer Kleidung und Haarschnitte auf.

Das Jahr steht auch im Zeichen des Häuserkampfes. Bei der Räumung besetzter Häuser in der Stadt geraten Polizei und Hausbesetzer immer wieder aneinander. Die Polizei setzt die "Berliner Linie" um: wenn die Haus-Eigentümer auf ihr Recht bestehen, wird geräumt.

Am 22. September kommt es nach einer Räumung auf der Potsdamer Straße zu einem tödlichen Zwischenfall. Der 18-jährige Klaus-Jürgen Rattay wird von einem Bus überfahren. Die Polizei behauptet, dass Rattay versucht habe, die Busscheiben einzuschlagen und dabei unter die Räder gekommen sei. Das Gerichtsverfahren wird eingestellt.

Im gleichen Monat, am 28. September, erlebt Berlin seinen ersten City-Marathon. Bisher ging es immer durch die Wälder, jetzt geht es zum ersten Mal quer durch die Stadt. Der City-Marathon startet am Reichstag.

Im Dezember gibt es Smog-Alarm in Berlin. Die Braun-Kohlekraftwerke in der DDR und ihr Schwefeldioxyd-Ausstoß werden dafür verantwortlich gemacht. Die Luft in Berlin gilt, im Vergleich zu West-Deutschland, als besonders dreckig.

Ein Beitrag von Alexander Gebhard