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Mitte Oktober 2023 wird in Polen gewählt. Die Bedrohungen durch Russlands Angriffskrieg sind für die Menschen spürbar. Der NATO-Partner ist zum Frontstaat geworden und übernimmt eine neue Rolle in der Welt. Reporterin Susanna Zdrzalek reist in das Land, in dem sie geboren wurde und erlebt ein verändertes Polen, das mit neuem Selbstbewusstsein aufrüstet, aber auch vor großen Herausforderungen steht.
Polen will die größte Landarmee Europas aufbauen
"Wir müssen abschrecken, wir müssen uns verteidigen können, wir haben schon einmal erlebt, dass uns nicht geholfen wurde", - solche Sätze hört man derzeit oft in Polen. Und so ist es nur folgerichtig, dass das Land Mitte August eine so große Militärparade in Warschau abhält wie seit dem Fall der Mauer nicht mehr. Tausende Menschen warten stundenlang, um die neuesten Errungenschaften ihrer Armee zu bejubeln. Sie heißen Abrams und HIMARS, Krab und K2 - kein NATO-Land gibt derzeit so viel für Verteidigung aus wie Polen. Gemessen am Bruttoinlandsprodukt sind es vier Prozent. Polen will die größte Landarmee Europas aufbauen. Der Großteil der Menschen findet das gut.
Das Selbstbewusstsein der Polen steigt
Seit Russlands Angriffskrieg ist Polen Frontstaat und übernimmt auch eine neue Rolle in der Welt: Es preschte vor, als es um die Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine ging, trieb auch Deutschland vor sich her. Für US-Präsident Biden ist Polen mittlerweile der wichtigste NATO-Partner im Osten.
Das sorgt für Selbstbewusstsein, auch bei Restaurant-Besitzer Damian Drupka in Rzeszów. Er erlebt, wie seine Stadt sich binnen weniger Monate verändert. Denn in der polnischen Provinz Karpatenvorland befindet sich mittlerweile das internationale Logistik-Drehkreuz für Lieferungen an die Ukraine - auch die von Waffen. Soldaten aus mehreren NATO-Ländern sind hier stationiert. Drupka ist stolz, dass Polen, das für seine kritische Haltung gegenüber Russland lange verlacht wurde, nun endlich ernst genommen wird.
Die Polen fühlen sich von Russland bedroht
Doch die Bedrohungen sind für Polen auch sehr spürbar, in diesem Sommer 2023. Im kleinen Dorf Przewodów, wo im November 2022 eine offenbar fehlgeleitete ukrainische Flugabwehrrakete eingeschlagen ist, haben die Menschen immer noch viele Fragen. Wie kann es sein, dass ihr Präsident ihnen versichert, dass jeder Zentimeter ihres Landes geschützt ist, und sie noch immer nicht wissen, warum zwei ihrer Nachbarn sterben mussten? Und: Warum liegt eine russische Rakete mehrere Monate unbemerkt in einem Wald in der Nähe der zentralpolnischen Stadt Bydgoszcz? Welche Gefahr geht von den in Belarus stationierten Wagner-Söldnern aus? Und weshalb können belarussische Militärhubschrauber scheinbar unbemerkt auf polnisches Territorium fliegen?
Film von Susanna Zdrzalek
Erstausstrahlung am 10.10.2023/rbb