Eine Frau fasst sich mit den Haenden an den schmerzenden Ruecken (Quelle: imago/photothek)
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Fokus: Bandscheibenvorfall - Rückenschmerzen haben verschiedene Ursachen

Rückenschmerzen sind die dritthäufigste Ursache für Krankschreibungen überhaupt. Hinter den Schmerzen stecken oft private Sorgen, beruflicher Stress, sportlicher Überehrgeiz oder ein Leben als Couchpotatoe. Auch seelische Überforderung äußert sich körperlich über Rückenschmerzen.

Rückenschmerzen sind aktuell wie nie: 2020 war der AOK Rheinland/Hamburg zufolge jeder Beschäftigte 2,5 Tage wegen Rückenschmerzen krankgeschrieben. Das ist eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr um 17 Prozent.
 
Das Volksleiden mit Millionen Betroffenen hat nicht nur viele Ursachen, sondern auch viele Gesichter. Die Schmerzen können:
 
• dumpf sein,
• ziehen,
• pulsieren,
• stechen,
• in die Beine ausstrahlen,
• den Alltag, den Schlaf und die Psyche stören.

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Der Rücken ist das Zentrum des Körpers. Ein gesundes Rückrat hält aufrecht, stabilisiert den Oberkörper und sorgt für eine koordinierte Bewegung unserer Gliedmaßen. Gleichzeitig muss die Wirbelsäule so flexibel sein, dass wir uns beugen, strecken und zur Seite drehen können. Eine zentrale Funktion übernimmt dabei die Muskulatur. Der Rücken wird von mehreren Muskelschichten gehalten. Jede einzelne Schicht ist für die Stabilität der Wirbelsäule wichtig. Eine gute Tiefenmuskulatur stützt beispielsweise die Gelenke bei Alltagsbewegungen und wirkt so Abnutzungserscheinungen entgegen. Die oberflächliche Rückenmuskulatur ist für die groben Bewegungen in der Wirbelsäule zuständig. Ein stabiler Rücken erfordert außerdem trainierte hintere, seitliche und vordere Bauchmuskeln.

Was steckt körperlich hinter einem Bandscheibenvorfall?

Die häufigsten Ursachen für Rückenschmerzen sind:
• unzureichendes Training der tiefen Rückenmuskulatur
• Fehlhaltungen oder degenerativer Verschleiß
• Blockierungen oder Entzündungen des Iliosakralgelenks
• Bandscheibenvorfall
 
Die Bandscheiben liegen zwischen den 33 Wirbelkörpern; zusammen mit den Wirbelgelenken federn sie das Körpergewicht ab. Sie haben einen Gallertkern, der Flüssigkeit enthält und wie ein Wasserkissen als Stoßdämpfer zwischen den Wirbelkörpern sitzt. Diesen Kern schützt ein fester Faserring. Bei einem Bandscheibenvorfall wölbt sich ein Teil des weichen Gallertkerns in den Wirbelkanal vor und drückt auf die Nerven, die in diesem Bereich des Wirbel- oder Spinalkanals vorbeiziehen. Die Folge sind Entzündungen am Nerv und in die Beine ausstrahlende Schmerzen. Sind Nervenfasern betroffen, die motorische Funktionen steuern, kommt es zu Lähmungen. In vielen Fällen schrumpft das herausgetretene Bandscheibengewebe von selbst und drückt nach wenigen Wochen nicht länger auf die Nerven – der Körper hilft sich also selbst. Bandscheibenvorfälle müssen daher meist nicht operiert werden. Die Schmerzen gehen in 70 bis 90 Prozent der Fälle mit konservativen Maßnahmen zurück.
 
Meist erst konservativ behandeln
Zur konservativen Behandlung des Bandscheibenvorfalls zählen:
• Schmerztabletten
• entzündungshemmendes Kortison
• Spritzen
• Physiotherapie
• psychosomatische Verhaltenstherapie
• spezielles Rückentraining
• Entspannungsverfahren
• Manuelle Therapie

Wann ist ein akuter Bandscheibenvorfall behandlungsbedürftig?

Treten neben den Kreuzschmerzen auch Taubheitsgefühle und Lähmungen in den Beinen oder im Genitalbereich auf oder ist die Funktion von Harnblase oder Darm beeinträchtigt, besteht dringender Handlungsbedarf. Dann könnte eine Nervenwurzel eingequetscht oder gar ein Wirbel gebrochen sein – und der Patient muss vielleicht umgehend operiert werden. Ausschlaggebend für die Entscheidung ist weder die Stärke der Schmerzen noch die Menge des ausgetretenen Gallertgewebes. Ein großer Bandscheibenvorfall erscheint also nicht "operationswürdiger" als ein kleiner.

Bandscheiben-OP – wie wird’s gemacht?

Der Orthopäde oder Neurochirurg operiert einen Bandscheibenvorfall normalerweise mikrochirurgisch. Er entfernt das Bandscheibengewebe also über kleine Schnitte und mit Hilfe des Mikroskops. Der Eingriff wird unter Vollnarkose durchgeführt. Mögliche Risiken sind Schädigungen von Nerven oder Blutgefäßen. In schwerwiegenden Fällen muss ein offener – und daher größerer – Zugangsweg zum Operationsgebiet gewählt werden. Er ermöglicht einen großflächigen Einblick auf die Bandscheibe und die betreffende Nervenwurzel.
 
Bei jedem Bandscheibenvorfall müssen die Chancen und Risiken eines Eingriffs gegeneinander abgewogen werden. Denn Studien zufolge haben zum Beispiel immerhin 40 Prozent aller Bandscheiben-Patienten auch nach einem Eingriff noch weitere Rückenschmerzen. Letztendlich müssen nur zwei bis drei Prozent der Patienten mit Bandscheibenvorfall operiert werden. Wer sich unsicher ist, sollte sich eine Zweitmeinung einholen.

Infotext: Beate Wagner

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