Frau fasst sich in Fußgängerzone schmerzverzerrt an Kopf (Bild: Colourbox)
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erkennen - vorbeugen - loswerden - Kreislaufschwäche - wann zum Arzt?

Plötzliches Schwarz-vor-den-Augen-werden, Schwindel, Schwächegefühl – Anzeichen für eine Kreislaufschwäche. Was hilft? Und wann sollte man zum Arzt?

 

Auslöser für eine Kreislaufschwäche ist in der Regel ein niedriger Blutdruck –nichts, was einen berunruhigen müsste. Führt die Schwäche bis zur Ohnmacht, sollte eine Ärztin oder ein Arzt abklären, ob nicht eine ernsthafte Erkrankung beispielsweise des Herzens der Auslöser ist.

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Was ist die Ursache einer Kreislaufschwäche?

Der schwächelnde Kreislauf gilt als Synonym für einen niedrigen Blutdruck (WHO-Definition: < 110/70 mmHg bei Männern, < 100/60 mmHg bei Frauen). Hierzulande haben zwischen drei und fünf Prozent einen niedrigen Blutdruck. Die meisten haben damit keine Probleme. Manche schwächeln morgens, kommen schlecht in die Gänge. Anderen wird gelegentlich schwindelig, manche fallen sogar in Ohnmacht. Weitere typische Symptome eines niedrigen Blutdrucks sind Müdigkeit, Antriebslosigkeit, kalte Hände und Füße. Die Betroffenen sind oft weiblich, jung, groß und schlank.

Wie wird der Blutdruck reguliert?

Die Regulation des Blutdrucks ist eine komplexe Angelegenheit. Er wird hormonell gesteuert, und auch das vegetative Nervensystem spielt dabei eine zentrale Rolle. Weitere wichtige Faktoren, die den Blutdruck beeinflussen, sind
• Stresshormone,
• Gefäßspannung,
• Blutvolumen,
• Trainingszustand des Körpers und
• Muskelkraft.

Was passiert bei einer Kreislaufschwäche?

Bei Menschen, die ohnehin schon einen niedrigen Blutdruck haben, können verschiedene belastende Faktoren eine Kreislaufschwäche auslösen: langes Stehen, Sauerstoff und/oder Flüssigkeitsmangel, Stress, Hitze, Schmerzzustände. So reagieren beispielsweise Rezeptoren in der Niere auf die Flüssigkeitsmenge im Körper; die Nebennierenrinde schüttet daraufhin Hormone aus, die den Kreislauf "runterfahren". Dabei sorgt das vegetative Nervensystem, genauer gesagt der Vagusnerv, im Zusammenspiel mit anderen Faktoren dafür, dass die Gefäße weit gestellt werden und der Herzzschlag reduziert wird. Innerhalb von Sekunden fällt der Blutdruck ab. Das Gehirn erhält für kurze Zeit zu wenig Blut. Das äußert sich in Schwindel und Sehstörungen oder das Gehirn schaltet sich ganz ab. Die Folge ist eine so genannte vasovagale Synkope. Sie ist die häufigste Form der plötzlichen Bewusstlosigkeit. Der Körper hilft sich dann selbst, indem er zu Boden sinkt – und so wieder Blut zum Gehirn fließen kann.

Unterstützend ist bei einer Ohmacht hilfreich:
• Beine hoch lagern
• Kleidung lockern
• für frische Luft sorgen
• Flüssigkeit anbieten
 
Wiederkehrende Ohnmachten sollten abgeklärt werden, denn sie kann auch immer ein Anzeichen für eine ernsthafte Erkrankung sein. Dazu gehören eine Unterfunktion der Schilddrüse oder Nebennierenrinde sowie Blutarmut. Aber auch ein Herzklappenfehler oder eine gefährliche Herzschwäche können hinter den niedrigen Werten stecken.

Orthostatische Hypotonie

Gerade ältere Menschen leiden gelegentlich unter einer besonderen Form des niedrigen Blutdrucks: Die orthostatische Hypotonie. Stehen sie abrupt auf, setzen sie sich aus dem Liegen auf oder haben ein Bad in der warmen Wanne genommen, sinkt der Blutdruck, ihnen ist schwindelig und sie fühlen sich benommen. Der Auslöser: Die Venen können sich nicht (rechtzeitig) zusammenziehen; es fließt weniger Blut zum Herzen und damit zum Gehirn.
 
Grund dafür können auch Medikamente sein wie Entwässerungsmittel, Psychopharmaka oder Parkinsonarzneien. Treten diese "Anfälle" häufiger auf, steigt auch die Gefahr zu stürzen. Deshalb sollten Betroffene mit ihrem Arzt klären, ob es sinnvoll sein kann, bestimmte Medikamente zu verändern.

Wie lässt sich der Kreislaufschwäche vorbeugen?

Der Kreislauf lässt sich mit einfachen Mitteln auf Trab bringen. Dazu gehören regelmäßige Bewegung, Sauna, Wechselduschen und reichlich Trinken. Die Flüssigkeit vergrößert die Menge des Blutvolumens und hebt dadurch den Blutdruck an. Kurzfristig hilfreich ist auch Kaffee. Koffein zieht die Blutgefäße zusammen, erhöht auf diese Weise den Blutdruck und hilft vor allem morgens auf die Sprünge, wenn der Kreislauf noch auf niedrigen Touren läuft. Allerdings wirkt Koffein nur vorübergehend an den Rezeptoren, die an der Steuerung des Blutdrucks beteiligt sind. Ähnliches gilt auch für andere Muntermacher wie Guarana, Energy-Drinks oder Sekt.

Info-Box

Was kann ich gegen eine Kreislaufschwäche tun?

• Bewegen Sie sich regelmäßig an der frischen Luft – am besten einmal täglich 15 bis 30 Minuten.
• Saunagänge, Wechselduschen und -bäder trainieren das Gefäßsystem.
• Kompressionsstrümpfe verhindern bei langem Stehen, dass das Blut in den Beinen versackt.
• Trinken Sie reichlich, mindestens zwei Liter täglich, vorzugsweise Wasser, dünne Schorlen und Kräutertees.
• Eine Tasse Kaffee kurbelt den Kreislauf vorübergehend an.
• Meiden Sie schwere oder fetthaltige Speisen und essen Sie stattdessen leichte Kost.
• Würzen Sie mit Salz – die Gesamtmenge sollte sechs Gramm pro Tag nicht überschreiten.
• Bei häufigen Symptomen können spezielle Medikamente (Alpha-Agonisten) den Blutdruck anheben.

Infotext: Constanze Löffler

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