Füße auf Laufband mit Grafik von Daten (Bild: imago/Panthermedia)
Bild: imago/Panthermedia

Interview l Sporttauglichkeitsuntersuchung - Sportmedizinischer Check: Sicher gesund Trainieren

Wer (wieder) mit regelmäßigem Sport startet, gerät leicht in Versuchung den eigenen Körper zu überfordern - und sich damit nicht zuletzt auch die Lust auf gesunde Bewegung zu verderben. Davor schützen kann die Sporttauglichkeitsuntersuchung, in der Trainingsstatus gecheckt und wichtige Tipps fürs Sporteln gegeben werden. Was kann dieser Sportcheck und was wird eigentlich untersucht?

Herr Zessin, Sie führen regelmäßig Sporttauglichkeitsuntersuchungen bei Laien und professionelleren Sportlerinnen und Sportlern durch. Viele kennen den Begriff nur aus dem Profisportbereich und für Menschen, die z.B. nach einer Verletzung wieder loslegen möchten. Aber welche wichtigen Infos kann sie Sport-Anfängern oder -Wiedereinsteigern geben?

Wir machen bei der Untersuchung ein umfangreiches körperliches Check-up von Herz-Kreislauf, Lunge, Orthopädie und Blut im Rahmen der Prävention - es geht also um den Schutz der zu Untersuchenden. Auf dieser Basis können wir dann auch Empfehlungen zur Behandlung bzw. der Therapie von gegebenenfalls aufgefallenen Problemen geben.
 
Außerdem können wir aus den erhobenen Daten Empfehlungen zum allgemeinen und sportartspezifischen Trainingseinstieg geben - also ganz konkrete Trainingstipps. Dazu gehören auch Empfehlungen für einzelne Trainingsbereiche, die man sich vielleicht auch in verschiedenen Sportarten vorgenommen hat (Herzfrequenzen, Geschwindigkeiten, Belastungen - z.B. Watt - auf dem Laufband oder Trainingsrad usw.).

Was sind Ihrer Erfahrung nach die vielleicht wichtigsten drei Dinge bei einer Sporttauglichkeitsuntersuchung? Was muss sie leisten können? Was sollten Kunden/Patientinnen auch einfordern bzw. auf was achten?
 
Eine sportmedizinische Untersuchung sollte immer einige körperliche Untersuchungen beinhalten, also internistische und orthopädische Faktoren prüfen. Ein EKG in Ruhe und unter Belastung, sowie eine Lungenfunktionsprüfung sollte auf jeden Fall enthalten sein.
 
Das Ziel ist es erstmal, frühzeitig körperliche und organische Defizite zu erkennen, um eine gezielte Trainingssteuerung zu gewährleisten, aber auch weitere Diagnostik und Behandlung einzuleiten - je nachdem, wie die Ergebnisse ausfallen.
 
Das grundlegende oder langfristige Ziel ist es, dass der Sportler oder die Sportlerin bis ins hohe Alter gesund und leistungsfähig bleibt und das mit möglichst hoher Lebensqualität.

Sporttauglichkeitsuntersuchung im Überblick

  • Für wen ist sie sinnvoll?

  • Was beinhaltet sie?

  • Was ist mit den Kosten?

Wie kann man auf Basis von Sporttauglichkeitsuntersuchungen sein Training (als schon aktiver Hobbysportler) verbessern?
 
Wie gesagt können wir natürlich Defizite so erkennen - das können konkrete Schmerzen oder Probleme sein, aber auch körperliche Grenzen, an die Sportlerin oder Sportler stoßen. Da können wir dann auf Basis der Untersuchungen entsprechende sportmedizinische Empfehlungen geben.

Außerdem wichtig ist da auch die Bestimmung von Leistungsfähigkeit (über die Leistungsdiagnostik) und Festlegung der passenden Trainingsbereiche zur gezielten Trainingssteuerung - man kann so auch Tipps zu verschiedenen Trainingseinheiten, Sportarten und in Richtung eines Trainingsplans geben.

Aus Ihrer Erfahrung heraus: Welche Gründe für Sportunfähigkeit oder eine Einschränkung fallen ihren Kunden oder Kundinnen oft gar nicht ein oder auf? Also welche Probleme und Hindernisse haben Laien oder Hobbysportler oft nicht "auf dem Radar"?
 
Das sind vor allem Bluthochdruck oder z.B. auch relevante Herzrhythmusstörungen - die sind oft entweder noch gar nicht erkannt worden oder werden mit ihren Auswirkungen für ein Training unterschätzt.
 
Überraschend sind häufig auch bisher unerkannte Lungenerkrankungen wie z.B. Asthma - das kann allergisches und/oder belastungsbedingtes Asthma sein.
Aber je nach Training oder Trainingsabsicht können das auch ganz andere individuelle Erkrankungen sein. Manchmal tauchen Probleme beim neu für sich entdeckten Sport auch erstmals in Erscheinung.

Wann werden die Kosten für die Untersuchung übernommen und hat sich an der "Übernahmebereitschaft" der Krankenkassen aus Ihrer Sicht da etwas verändert tendenziell in den letzten Jahren?
 
Das ist schwer zu sagen, weil die Bedingungen und Abrechnungsverfahren von Krankenkasse zu Krankenkasse sehr unterschiedlich sind.
 
Da wir nicht über die KV arbeiten (somit nicht direkt mit den Krankenkassen in Kontakt treten), zahlen die Sportler*innen bei uns direkt und reichen die Rechnung erst danach bei ihrer Kasse ein - zu einem Trend kann ich darum gar keine genauen Aussagen machen.

Herr Zessin, danke für Ihre Antworten!
Das Interview führte Lucia Hennerici

Infos im Netz

RSS-Feed
  • dgsp.de 

    Ärzte-Suchhelfer der DGSP

    Viele Krankenkassen übernehmen die Kosten Sportärztlicher Untersuchungen teilweise oder ganz, wenn sie von einem Sportmediziner/einer Sportmedizinerin durchgeführt werden, die durch die Deutsche Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention (DGSP) empfohlen wurden. Diese Karte hilft beim Finden.

  • igel-monitor.de 

    Kompaktinfos zur IGeL-Leistung

Zum Weiterlesen

Fußballschuh auf Gras (Bild: unsplash/Tom Sodoge)
unsplash/Tom Sodoge

Schutz vor Stressfrakturen - Ermüdungsbruch: Knochen unter Leistungsdruck

Unsere Knochen sind Wunderwerke der Statik und können sogar recht flexibel mit Belastung umgehen. Doch werden sie zu sehr, zu oft oder "falsch" unter Druck gesetzt, kann es zu Stressfrakturen und Ermüdungsbrüchen kommen. Wie das passiert, wie sie heilen und was vorher schützen kann - ein Überblick.