Kreuzbandriss: Bild zeigt Sportler, der sich schmerzendes Knie hält (Bild: imago images/Zoonar ll)
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Bandruptur im Knie - Kreuzbandriss: Bandruptur erkennen und effektiv behandeln

Kreuzbandriss ist eine klassische Sportverletzung, die meist durch heftige Richtungswechsel entsteht. Oft, aber nicht immer, erfordert die Behandlung eine OP.

3 Fakten in Kürze

• Rund 90 Prozent der Kreuzbandrisse betreffen das vordere Kreuzband (Ligamentum cruciatum anterior, kurz: Lca), weil es schwächer ist, als das hintere Kreuzband.
• Ein Kreuzbandriss ist keine stille Sache: Das Reißen des Kreuzbandes hört man als lautes Knacken, manche beschreiben es seltener auch als Schnalzen oder lautes Knirschen.
• Nach einem Kreuzbandriss dauert es Monate - egal mit welcher Behandlung - das Knie wieder fit zu machen. Das kann auch an Begleitverletzungen, z. B. an Menisken, liegen. Aber es kann gelingen und auch Sport ist dann wieder möglich.

Die Kreuzbänder sind zwei von vier Bändern des Knies. Diese Bänder verbinden Oberschenkelknochen und Unterschenkel gleichzeitig fest und smart miteinander - weil sie diagonal verlaufen bieten die Kreuzbänder nämlich ein Maximum an Drehmoment, ohne die Stabilität von Knochen und Muskeln durch zu viel Drehung in Gefahr zu bringen.
 
Wer es allerdings übertreibt – vor allem mit Richtungswechseln beim Sport (z. B. beim Fußball, alpines Skifahren, Tennis, Basketball, etc.) kann einen Kreuzbandriss (Ruptur / Kreuzbandruptur) erleiden.
 
Der Kreuzbandriss gehört zu den häufigsten Knieverletzungen überhaupt - und ist leider auch eine ernste Verletzung. Die unmittelbaren Folgen bzw. Symptome eines solchen Kreuzbandrisses (Kreuzbandruptur) sind Schmerzen im Knie und Schwellung am Knie. Später macht sich vor allem die "Haltlosigkeit" des Knies bemerkbar (Instabilität).
 
Wie man einen Kreuzbandriss erkennt, was man sofort für sein Kreuzband tun sollte und welche Behandlung in welchem Fall (Begleitverletzungen) hilft, lesen Sie hier.

Ursachen: Woher kommt ein Kreuzbandriss?

Unsere Knie sind wahre Bewegungswunder und nicht zuletzt liegt das an vier Bändern, die Oberschenkelknochen und Unterschenkel (genauer das Schienbein) gleichzeitig stabil und beweglich verbinden: Dem inneren und äußeren Seitenband (Kollateralbänder) und dem vorderen und hinteren Kreuzband. Sie machen das Bein standfest und verhindern Verrenkungen (Luxationen) und Zerrungen.

Kreuzbandruptur: Bild zeigt Grafik der Kreuzbänder im Knie mit Riss eines Kreuzbandes (Bild: imago images/imagebroker)

Die häufigste Ursache für gerissene Bänder (vor allem am Kreuzband) sind Sportverletzungen oder Arbeitsunfälle. Das gilt auch für den Kreuzbandriss (Kreuzbandruptur): Der Riss des vorderen Kreuzbandes (etwa 4 cm lang und 10 cm breit) gehört zu den häufigsten Knieverletzungen. Betroffene sind meist in den 20ern oder 30ern des Lebens, sportlich aktiv und zum größten Teil männlich.
 
Auch allgemein unter den Bändern gilt das vordere Kreuzband (Ligamentum cruciatum anterior, kurz: Lca) als besonders gefährdet für einen Riss (Ruptur) oder Teilriss (Teilruptur) der Faserbündel. Meist tritt ein vorderer Kreuzbandriss nicht isoliert auf: In rund der Hälfte der Fälle kommt es außerdem zu einem Meniskusriss als Begleitverletzung.

 
Ein Riss des hinteren Kreuzbandes (Ligamentum cruciatum posterius, kurz: Lcp) ist dagegen in den meisten Fällen Folge von äußeren direkten Gewalteinwirkungen gegen den Schienbeinkopf, wie sie bei einem Unfall mit großer äußerer Krafteinwirkung entstehen können. Grundsätzlich gilt nämlich: Das hintere Kreuzband ist stabiler bzw. stärker und dicker als das vordere Kreuzband; es besteht aus zwei kräftigen Strängen und verfügt sozusagen über mehr Faserbündel.
 
Zu einem vorderen Kreuzbandriss kommt es, wenn die Dehnfähigkeit der Bänder im Knie – in diesem Fall mindestens von einem der beiden Kreuzbänder, die in jedem Knie zu finden sind – überschritten wird. Selten passiert das aber in beiden Knien gleichzeitig.
 In der Regel entsteht ein vorderer Kreuzbandriss durch plötzliche und /oder besonders starke Drehbewegungen, bei denen Zug auf das Kreuzband entsteht. Ärztinnen und Ärzte sprechen von einem Außenrotationstrauma, wenn es durch eine abrupte Bremsbewegung bei gleichzeitiger Drehung im Knie zu einer Verschiebung des Knies nach außen kommt, was die Bänder überfordert. Bei einer Drehung nach innen liegt dem Kreuzbandriss ein Innenrotationstrauma zugrunde.
 
Die Gefahr für einen (vorderen) Kreuzbandriss ist daher in einigen Sportarten deutlich größer als in anderen – nämlich solchen, die besonders durch schnelle und häufige Richtungswechsel geprägt sind. Ein erhöhtes Risiko für einen vorderen Kreuzbandriss hat man entsprechend z. B. bei diesen Sportarten:

• Alpines Skifahren

• Fußball

• Tennis

• Basketball

• andere Kontaktsportarten.
 
Manche Menschen haben genetisch bedingt ein höheres Risiko für Bänderrisse. Aber auch die körperliche Fitness spielt eine Rolle für das Risiko Kreuzbandriss: Je fitter ein Mensch ist, desto ausgeprägter auch die umliegende Muskulatur im Knie und den Oberschenkeln, die die Bänder unterstützen kann (das Kreuzband ist an den Oberschenkelknochen angebunden und profitiert von Entlastung hier). Risikosenkend in Sachen Kreuzbandriss wirkt auch das Maß an Aufwärmtraining (Warmup und Dehnen) vor einer körperlichen Anstrengung, sprich dem Sport.

Rund ums schmerzende Knie

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Symptome: Wie merkt man, dass man einen Kreuzbandriss hat?

Reißt ein Band im Knie, muss das nicht still ablaufen: In einigen Fällen können Betroffene den Kreuzbandriss hören – als Knallen, Krachen oder Knacken im Kniegelenk. Außerdem typisch für den (vorderen) Kreuzbandriss sind folgende Symptome:
• Starker, akuter Schmerz im Knie bzw. im Inneren des Kniegelenks
• Nach dem akuten Schmerz folgt vor allem stechender oder reißender Belastungsschmerz
• Schwellungen des Knies entstehen schnell, die Bewegungseinschränkungen zur Folge haben können
• Das Knie lässt sich nicht mehr ausstrecken oder nur unter großen Schmerzen strecken
Blutergüsse (Hämatome) im oder um das Kniegelenk können entstehen
• Das Knie weist eine Instabilität auf; Auftreten fühlt sich unsicherer an. Auch ein Gefühl von Reißen oder einer Verschiebung im Knie können auftreten
• Das Knie knickt beim Gehen leicht weg; das führt zu Gangunsicherheit (Giving way-Phänomen)
• Gangunsicherheit tritt auch besonders beim Treppe hinab gehen auf, weil sich durch die Instabilität im Kniegelenk der Oberschenkelknochen gegenüber dem Unterschenkel leichter nach hinten verschieben kann
• Schwellung und Blutergüsse machen das Knie auch berührungsempfindlich.

Beim hinteren Kreuzbandriss (Kreuzbandruptur) sind außerdem eher Schmerzen in der Kniekehle typisch. Auch hier ist das Treppe runter Gehen besonders schwierig, allerdings verschiebt sich eher das Schienbein gegenüber dem Oberschenkelknochen nach hinten. Auch hier kann es Begleitverletzungen geben, besonders an Menisken. Für Betroffene ist das im Gesamtbild der Symptome eines Bänderrisses aber schwer im Detail auseinander zu halten.

Überhaupt gilt leider: Für Laien ist es fast unmöglich, zwischen einem Bänderriss, einer übermäßigen Bänderdehnung oder Verstauchung ohne Beteiligung der Bänder zu unterscheiden. Die Stärke der Schmerzen sagt nicht immer etwas aus über die Schwere der Bandverletzungen. Aber: Gibt es eine Instabilität im Gelenk, spricht das tendenziell eher für einen Bänderriss (Bandruptur) oder einen Teilriss eines Bandes (Teilruptur).

Bei entsprechenden Beschwerden (Schwellung, Schmerzen, Bewegungseinschränkung, Bluterguss) sollte man daher immer zum Arzt bzw. zur Ärztin. Wichtige Ansprechpartner bzw. Expertinnen und Experten sind Orthopäden, Unfallchirurginnen und Sportmediziner.

Wird nicht ausreichend behandelt, kann das Gelenk nach einer Bandverletzung noch mehr Schaden nehmen. Schlimmstenfalls bleibt eine Instabilität und macht ständig Probleme. Schonhaltungen können dann auch zum verstärkten Verschleiß des Kniegelenks führen (Arthrose).

Sportverletzungen

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Soforthilfe: Was tun bei Verdacht auf Kreuzbandriss?

Wie bei vielen Sportverletzungen gilt auch beim potentiellen Kreuzbandriss: Das Kniegelenk sollte nicht mehr belastet werden! Im Akutfall können Betroffene sofort die PECH-Regel zur ersten Soforthilfe bzw. Therapie einsetzen. Grob gesagt bedeutet das: Das verletzte Bein hochlagern, das Knie kühlen und gegebenenfalls einen Druckverband anlegen.
 
Im Detail steckt hinter der PECH-Regel eine Reihe von effektiven Maßnahmen, die eine Verschlimmerung der Verletzung am Knie verhindern sollen.
Die Anfangsbuchstaben stehen für die einzelnen Maßnahmen:

P wie Pause: Den betroffenen Bereich ruhigstellen.
E wie Eis: Den betroffenen Bereich sofort kühlen.
C wie Kompression: Druckverband oder Bandagen anlegen
H wie Hochlagern des betroffenen Bereichs.

Anschließend sollten Sie eine Ärztin bzw. einen Arzt kontaktieren – nur so lässt sich eine sichere Diagnose stellen und eine effektive und passende Therapie einleiten. Für die optimale Behandlung von potentiellen Bänderrissen sollten Orthopädinnen, Unfallchirurgen und / oder Sportmediziner hinzugezogen werden.
 
Bei optimaler Behandlung ist die Prognose beim Kreuzbandriss gut und es kommt verhältnismäßig selten zu Komplikationen oder Langzeitfolgen. Ergänzend zur akuten Therapie ist Krankengymnastik / Physiotherapie sehr wichtig, um die umliegenden Muskeln des Kniegelenks (besonders im Oberschenkel) zu stärken und so die Bänder im Knie zu entlasten.

Video: Bewegungsanalyse bei Knieschmerzen

Diagnose: Wie und von wem wird ein Kreuzbandriss festgestellt?

Für eine gute Diagnose über den Umfang des Schadens im Knie und am Kreuzband ist es unbedingt ratsam Fachärztin bzw. Facharzt hinzuzuziehen, konkret: Orthopäden, Unfallchirurginnen und Sportmediziner.
 
Am Anfang der Diagnose steht eine ausführliche Anamnese, also das Erfragen und Erfassen der Beschwerden der Patientin oder des Patienten und des Verletzungshergangs. Teilen Sie dabei Ärztin oder Arzt unbedingt mit:
• ob bei der Verletzung ein Geräusch im Knie (Knall, starkes Knirschen oder Knacken) zu hören war
• wie und bei welcher Bewegung bzw. welcher Sportart die Verletzung konkret entstanden ist
• ob man nach der Verletzung noch gehen konnte und ob es zu Bewegungseinschränkungen in der Folge kam
• bei welchen Bewegungen das Knie schmerzt und wie stark
• ob das Knie bzw. Kniegelenk schon einmal verletzt war bzw. schmerzte und was die Ursache dafür war.

Im weiteren Verlauf der Diagnose folgt dann eine körperliche Untersuchung mit Abtasten des Knies und der umliegenden Muskeln (Palpation), Stabilitätstests, Ganguntersuchungen (Ganganalyse) und Balanceprüfungen. Zentrale Tests sind der Schubladen-Test, der Lachman-Test und der Pivot-Shift-Test.

Beispiel Schubladen-Test: Hier liegt Patientin oder Patient auf dem Rücken, die Hüfte ist um 45 Grad gebeugt, das betroffene Knie um 90 Grad. Wenn der Arzt oder die Ärztin den Unterschenkel im Kniegelenk nach vorne schieben kann wie eine Schublade gegenüber dem Oberschenkel, dann liegt eine Verletzung des vorderen Kreuzbandes vor. 
Kann er oder sie den Unterschenkel gegenüber dem Oberschenkel übermäßig nach hinten verschieben, deutet das auf eine Verletzung des hinteren Kreuzbandes hin.
Wie gut sich das betroffene Kniegelenk bewegen lässt, wird mit dem gesunden Knie verglichen.

Bildgebende Verfahren der Untersuchung können die Diagnose bestätigen, z. B. zeigt eine Magnetresonanztomografie (MRT-Untersuchung) auch einen Kreuzbandriss. Seltener wird eine Computertomografie (CT) durchgeführt, auch sie kann zeigen, ob ein Kreuzband komplett oder teilweise gerissen ist.
 
Eine Röntgenuntersuchung kann nicht direkt einen Kreuzbandriss darstellen, aber Aufschluss darüber geben, ob zusätzlich knöcherne Verletzungen im Kniebereich bestehen oder ein knöcherner Bandausriss vorliegt.

Von Physiotherapie bis OP: Welche Behandlung hilft bei welchem Kreuzbandriss?

Grundsätzlich kann ein Kreuzbandriss oder eine Teilruptur konservativ oder operativ behandelt werden – das hängt vor allem von zwei Faktoren ab:
 
Einerseits davon, wie ausgeprägt und wo genau die Verletzung im Kniegelenk ist (Teilriss oder Komplettriss des Bandes und auch ob es Begleitverletzungen wie einen Meniskusriss gibt oder der Kreuzbandriss isoliert ist) und andererseits die individuellen Faktoren und Lebensumstände der Betroffenen (Alter, Kniebelastung im Beruf und Sportambitionen, etc.).
Ganz grob lässt sich für die Behandlung sagen: Je mehr Ansprüche die Betroffenen an die Funktion des Knies stellen und Instabilität vermeiden wollen, desto wahrscheinlicher ist die Notwendigkeit für eine OP zur Therapie des Kreuzbandrisses.
 
In jedem Fall ist ergänzende Krankengymnastik / Physiotherapie sehr wichtig, um die umliegenden Muskeln des Kniegelenks (gerade im Oberschenkel) zu stärken und so die Bänder im Knie zu entlasten.

Video: Sehne als Kreuzband-Ersatz

OP nach Kreuzbandriss: Bild zeigt Rugbyspieler, der sich schmerzendes Knie hält (Bild: Colourbox)
Colourbox
16 min

Live-OP: Sehne als Kreuzband-Ersatz

Bei Kreuzbandriss muss nicht immer operiert werden. Aber wenn OP, dann oft mit einer Kreuzbandplastik aus eigener Sehne von anderer Stelle. Wir zeigen, wie's funktioniert.

Konservative Behandlung
Grundsätzlich führt eine konservative Behandlung mit Ruhigstellung und dann Physiotherapie bei vielen (vor allem leichten) Kreuzbandrissen oder Teilrissen zum Erfolg. Es muss also nicht immer eine OP sein. Die konservative Therapie schließt aber auch eine OP nicht aus oder macht sie unmöglich, sollte das Knie entgegen den Erwartungen z. B. weiter eine große Instabilität behalten, die Patientin oder Patient einschränkt. Umgekehrt: Je stabiler sich das Knie nach Kreuzbandriss, Teilruptur oder Ausriss von einem Knochenrand (knöchernem Ausriss) anfühlt, desto besser die Chancen allein mit konservativer Therapie weiterzukommen.

Das Prinzip der konservativen Therapie ist es, die Selbstheilung des Körpers zuerst durch Schonung (manchmal unterstützt mit entlastenden Orthesen, also anliegenden Schienen) und dann durch Muskelaufbau des Beins per Physiotherapie maximal gut zu unterstützen. Die Muskeln sollen Aufgaben der Stabilisierung des gerissenen Kreuzbandes übernehmen.
 
Gute Erfolgschancen für eine rein konservative Therapie bestehen, wenn:
• Patient oder Patientin keine Kontaktsportart oder für das Kreuzband belastende Sportart betreibt (Fußball, Icehockey, Tennis, etc.) und auch sonst eher ein niedriges Aktivitätsniveau in Beruf und Freizeit hat
• Bei einem Teilriss des Kreuzbandes noch mindestens 70 - 75 Prozent des Bandes intakt sind
• Es im Fall eines knöchernen Ausrisses noch nicht zu einer Verschiebung des Bandes gekommen ist (bestenfalls haftet es der Ausrissstelle noch an)
• Es keine weiteren Begleitverletzungen gibt (z. B. am Meniskus oder am Knieaußenband).

Kreuzbandriss-OP
Grundsätzlich wird bei einer Kreuzband-OP das gerissene Kreuzband durch Naht (Bandnaht) wiederhergestellt oder rekonstruiert, also ersetzt. Heutzutage verläuft die OP in der Regel minimal-invasiv (arthroskopisch).

Das gerissene Kreuzband wird durch eine Sehne (eigene Sehne = Autograft; Sehne eines Spenders = Allograft) oder seltener eine synthetische Sehne ersetzt (Synthetischer Kreuzbandersatz). In beiden Fällen ist die Rede von einer Kreuzbandplastik oder einem Transplantat.

Meist wird heute für die Kreuzbandplastik eine Sehne aus dem hinteren Oberschenkel genutzt (Sehne aus dem rückwärtigen Oberschenkelbeuger: die Semitendinosussehne). Noch vor ein paar Jahren wurde vor allem die Patellasehne häufiger als Kreuzbandplastik eingesetzt. Diese Sehne liegt unter der Kniescheibe, ist recht kurz und reicht bis zum oberen Unterschenkelkopf. Die Patellasehne gilt als stabilere Kreuzbandplastik als die Semitendinosussehne, allerdings führt sie häufiger zu Schmerzen im Knie in Form einer Langzeitfolge. Auch der Schnitt ist größer, als bei der Semitendinosussehne. Deren Reha gilt vielen Experten auch als die unkomplizierteste und daher sehr sicher erfolgversprechend.
Welche Sehne zur Kreuzbandplastik (Transplantat) wird, hängt also wieder von den individuellen Ansprüchen von Patientin oder Patient ab und den individuellen anatomischen Bedingungen im Knie.
 
Auch die durch das Transplantat entstandene Wunde muss abheilen – zusätzlich zum Knie. Der Verlust der Sehne an anderer Stelle wird von den umliegenden Sehnen im Oberschenkel oder an der Kniescheibe kompensiert, also ihre Arbeit übernommen.
 

Der Körper baut dann die neue Sehne im Knie im Verlauf des Heilungsprozesses um, macht das Transplantat für sich nutzbar. Das kostet Zeit: je nach Anspruch, den man an sein Knie hat (sportlich, beruflich, etc.) mehrere Monate. Details zur Dauer der Heilung können Sie im nachfolgenden Abschnitt Wie lange dauert es bis ein Kreuzbandriss geheilt ist? lesen.

Ein angerissenes Kreuzband (Teilruptur) oder ein ausgerissenes Kreuzband (aus Verankerung am Knochen) kann – je nach Lage und Umfang der Verletzung am Kreuzband – genäht werden. Das hat den Vorteil, dass das "Originalgewebe" mit seinen Nervenenden erhalten bleibt. Allerdings ist die Kreuzbandnaht direkt in der ersten Phase nach der OP (postoperativ) empfindlicher für Belastungen und anfälliger.
 

Eine Kreuzband-OP kann zwar ambulant durchgeführt werden, meist wird sie aber stationär gemacht und ist mit ein paar Tagen Krankenhausaufenthalt verbunden.
Je nach Therapie, also Aufwand der OP und eingesetzter Technik, kann eine Vollnarkose oder Teilnarkose (lokal) eingesetzt werden und die OP dauert zwischen etwa einer und zwei Stunden. Komplikationen wie Blutungen, Venenthrombosen oder Nervenschädigungen sind selten.

Grundsätzlich ist eine OP am vorderen Kreuzband Erfolg versprechender (und häufiger), als am hinteren Kreuzband. Beim hinteren Kreuzband versuchen behandelnde Ärztinnen und Ärzte daher auch tendenziell länger mit konservativer Behandlung zum Erfolg für die Patienten zu kommen.

Podcast: Geht ein Mann zum Arzt

Wie lange dauert es bis ein Kreuzbandriss geheilt ist?

Wie lange es dauert, bis ein Kreuzbandriss (und eventuelle Begleitverletzungen z. B. an den Menisken) wieder vollständig verheilt ist und das Bein bzw. das Knie wieder belastbar ist, ist sehr unterschiedlich und hängt vom Umfang der Verletzung, der Therapie und auch der Fitness und dem Alter des Patienten oder der Patientin ab.
 
In der Regel dauert die Behandlung bei einem kompletten Riss mit OP und Kreuzbandplastik (Transplantat) mehrere Monate bis zur Heilung (häufig zwischen 6 und 9 Monaten bis zur vollen Einsatzfähigkeit). Im Fall einer OP muss man außerdem mit ein paar Tagen Krankenhausaufenthalt rechnen – auch hier kommt es auf die Schwere der Verletzung und den Fitnesszustand der Betroffenen an.
 
Für die ersten Phasen bei einem Kreuzbandriss kann man grob sagen: 
Die ersten Wochen sollte man das Kniegelenk schonen und das heilende Band bzw. die ersetzende Sehne (Transplantat nach OP) so wenig belasten wie möglich. Für Patientinnen und Patienten mit sehr körperlichen Berufen kann das einen entsprechend wochenlangen Arbeitsausfall und Krankschreibung bedeuten.

 
Wer nach 6 - 8 Wochen schmerzfrei ist und das Bein wieder gut beugen kann, kann beispielsweise mit entspanntem Radfahren bzw. Ergometertraining beginnen. Leichtes Lauftraining ist bei gutem Verlauf nach grob vier Monaten wieder drin, wenn weiter keine Schmerzen oder andere Beschwerden auftreten.
 

Bei Sportlerinnen und Sportlern, die hohe Belastungen auf das Knie bringen, dauert es in der Regel länger und es ist mit monatelangem Ausfall in ihrem (Leistungs-) Sport zu rechnen. Wie gesagt können allerdings leichte Sportarten, besonders gelenkschonende Sportarten, nach einigen Wochen wieder begonnen werden, beispielsweise Fahrradfahren oder Schwimmen.
 
Grundsätzlich gilt: Totale Schonung ist bis auf die allererste Phase nach dem Kreuzbandriss nicht hilfreich! Je besser die Muskulatur um das Knie herum stützend und entlastend wirken kann und entsprechend im Rehaprozess mitbedacht wird, desto besser.
 
Bei ersten Trainingseinheiten und dem Wiedereinstieg in den Sport können Knieschienen (Knieorthesen) oder stabilisierende Bandagen helfen und entlasten bzw. Sicherheit für die Bewegung geben.

Die Prognose nach Kreuzbandriss ist nach schneller Therapie und vor allem mit ergänzendem Training durch Krankengymnastik / Physiotherapie sehr gut. Komplikationen, vor allem nach einer OP, wie Blutungen, Gelenkinfektionen, Thrombose, Nervenverletzungen oder Gefäßverletzungen, sind tendenziell selten, aber möglich. Langzeitergebnisse, sowohl bei konservativer, wie auch operativer Behandlung, sind aber gut. Wichtig ist es vor allem einer Schonhaltung und frühzeitigem Gelenkverschleiß (Arthrose) vorzubeugen.

Nicht immer, aber häufig, sind auch Sportarten wie alpiner Skisport oder z. B. Fußball oder Kontaktsportarten für Patientinnen und Patienten am Ende der Therapie wieder möglich. Das Kniegelenk kann aber eine Instabilität gegenüber dem Zustand des Gelenks vor der Verletzung davontragen.
 
Grundsätzlich gibt es nach einer Kreuzbandverletzung ein höheres Risiko wieder einen Kreuzbandriss zu erleiden – darauf sollte man achten und entsprechend gut beim Sport aufwärmen und dehnen, auch um Instabilität in der Bewegung entgegen zu wirken. Eine Bewegungsanalyse, Sprungschulung oder auch gezieltes Training der Oberschenkelmuskulatur verringern das Risiko für einen (erneuten) Kreuzbandriss.

Beitrag von Autorin Lucia Hennerici

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