Fersensporn: Bild zeigt Hand einer Frau, die ihre Ferse hält (Bild: imago images/Jochen Tack)
Bild: imago images/Jochen Tack

Hilfe bei Schmerz in der Ferse - Fersensporn: Symptome erkennen, Fußschmerz behandeln

Heftige Schmerzen der hinteren Fußsohle sind typisch für Fersensporn. Infos zu Symptomen und welche Hausmittel bei Fersensporn helfen, stehen hier.

Infos in Kürze

Ein Fersensporn kann Schmerzen verursachen – das ist aber kein Muss.
Ausschlaggebend für die Fersenschmerzen beim Fersensporn ist, ob die Sehnenplatte an der Fußsohle (Plantarfaszie) entzündet ist.
Akut können Dehnübungen und weiche Schuhe oder Einlagen Schmerzen durch Fersensporn deutlich lindern.
Bleibt der Schmerz länger bestehen, helfen antientzündliche Medikamente und Stoßwellentherapie gegen Fersensporn.

Zacken am Fersenbein: Wie erkennt man einen Fersensporn?

Es fühlt sich an, als würde man auf einen Nagel treten. So oder ähnlich beschreiben Betroffene die Schmerzen, die durch einen Fersensporn verursacht werden können. Vor allem morgens, beim ersten Auftreten mit dem Fuß, sind die Fersenschmerzen besonders stark. Im Laufe der Zeit wird es meist besser.
 
Der stechende Schmerz direkt unterhalb der Ferse tritt meist nur an einem Fuß auf. Im Röntgenbild sieht man tatsächlich einen mehr oder minder großen Zacken am Fersenbein (Fersensporn), der meistens im unteren Bereich auftritt und zu einer Reizung der Plantarfaszie (Plantarfasziitis) führen kann. Tritt der knöcherne Anbau eher oben am Fersenbein auf, ist es der Sehnenansatz der Achillessehne, der gereizt werden kann. Diese Reizung verursacht die Fersenschmerzen.

Fersensporn & Plantarfasziitis

Ob ein Fersensporn Schmerzen verursacht, hängt weniger von der Größe des knöchernen Anbaus ab als davon, ob die Sehnenplatte an der Fußsohle (Plantarfaszie) entzündet ist. Es gibt viele so genannte Zufallsbefunde, bei denen im Röntgenbild ein knöcherner Anbau am Fersenbein zu sehen ist, die Betroffenen aber keinerlei Beschwerden haben.
 
Warum manche Menschen Beschwerden haben und andere nicht, können auch Ärztinnen und Ärzte nicht immer sagen. Wenn es aber zu einer Entzündung an den Ansatzpunkten der Plantarfaszie oder der Achillessehne kommt (Sehnenansatz), entstehen häufig knöcherne "Anbauten" am Fersenbein, die im Röntgenbild als so genannter Fersensporn gut erkennbar sind. Die Plantarfasziitis kann also einen Fersensporn verursachen.

Ursachen von Plantarfasziitis: Zu viel Zug & andere Ursachen

Ursachen für solche Entzündungszustände (Plantarfasziitis) und Reizungen eines Sehnenansatzes können wiederum vielfältig sein; häufig stehen sie im Zusammenhang mit starken Belastungen, die auf die Ferse und die Fußsohle einwirken.
Die häufigsten Ursachen sind:
Fußfehlstellungen (z. B. Hallux valgus),
eine verkürzte Wadenmuskulatur,
Überlastung der Füße und
Übergewicht.
 
Frauen sind häufiger betroffen als Männer, vor allem nach den Wechseljahren. Verkürzte Wadenmuskeln und verkürzte Fußmuskeln bilden im schlechten Sinne ideale Voraussetzungen für das Entstehen einer Plantarfasziitis. "Da wird auf der einen Seite am Fersenbein gezogen, nämlich durch die Wadenmuskulatur. Und auf der anderen Seite, sohlenseitig, durch die Plantarfaszie und die kurzen Fußmuskeln," sagt der Berliner Orthopäde Dr. Jürgen Wied. Deshalb ist das Dehnen der Wadenmuskulatur eine der ersten Maßnahmen und gute Behandlungsmethode gegen den stechenden Schmerz in der Ferse.
 
Neben der Entzündung der Sehnenplatte (Plantarfasziitis), kann auch ein so genanntes Trasaltunnel-Syndrom vergleichbare Schmerzen auslösen wie ein Fersensporn. Viele kennen das Karpaltunnelsyndrom am Handgelenk, bei dem es durch eine Enge im Handgelenk zu Missempfindungen und Nervenleitstörungen in den Fingern kommt. Beim Tarsaltunnel-Syndrom besteht die Enge im hinteren Unterschenkelbereich und die ärgert – also reizt – den Schienbeinnerv.
"Dieser Nerv kann eingeengt sein, so ähnlich wie es an der Hand den Karpaltunnel gibt, gibt es da hinten, innenseitig an der Ferse, den Trasaltunnel. Und wenn der Nerv da eingeengt wird, dann kann das Schmerzen verursachen, die dem Fersensporn ziemlich ähnlich sind", erläutert Dr. Jürgen Wied. Es kann also auch zu einer Verwechslung zwischen Fersensporn und Trasaltunnel-Syndrom kommen.

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Hausmittel & Co.: Was hilft schnell bei Fersensporn?

Wie im Kapitel Ursachen von Plantarfasziitis: Zu viel Zug & andere Ursachen erwähnt, können Dehnübungen der Wadenmuskulatur eine wirksame erste Hilfe sein, um die Belastung durch Fersenschmerz zu lindern.
Das kann man im Sitzen machen und zwar mit einer Faszienrolle. Alternativ kann man auch zwei Tennisbälle verwenden, die in eine Socke eingeknotet werden.
Je mehr Körpergewicht bei den Dehnübungen auf die hintere Wadenmuskulatur gelegt wird, desto stärker ist der Effekt; dafür kann man das zweite Bein einfach über das zu dehnende Bein legen.
 
Eine andere Technik nutzt Treppenstufen sozusagen als trainierende Belastung. Wie das funktioniert beschreibt Orthopäde und Fußexperte Dr. Jürgen Wied: "Man stellt sich mit dem Vorfuß auf die Kante einer Treppenstufe und dehnt dann nach unten, hält dort acht Sekunden die Dehnung und geht dann wieder in die Horizontale. Diese Übung sollte man nach einer kurzen Pause noch etwa zehnmal wiederholen und das Ganze mehrmals täglich durchführen."
 
Entlastend sind auch weiche Schuhe, die vor allem im Fersenbereich gut gepolstert sind, den Druck der Ferse auf den Boden also abfedern. Weil die Ferse selbst aber beim Fersensporn und der Plantarfasziitis oft zum schmerzhaften Druckpunkt wird, gibt es auch frei verkäufliche Geleinlagen, die im Bereich der Ferse eine Vertiefung aufweisen.
Man kann sich außerdem spezielle Einlagen vom Arzt verschreiben lassen, die im Fersenbereich eine Aussparung haben, damit der empfindliche Fersenbereich möglichst wenig mit der Schuhsohle in Kontakt kommt.
 
Da es sich bei der Plantarfasziitis um eine Entzündung handelt, hilft auch Kühlen. Das kann man mit Coolpacks machen oder mit einer Getränkedose aus dem Kühlschrank. Mit der Dose kann man gleichzeitig die Sohlenplatte dehnen, indem man mit dem Fuß über die kalte Getränkedose rollt. Das Dehnen der Sehnenplatte an der Fußsohle ist ähnlich wirksam wie das Dehnen der Wadenmuskulatur. Wer den Kühleffekt nicht mag, kann mit dem Fuß auch über einen Flaschenkorken oder einen Igelball rollen.
 
Gegen die Entzündung in der Ferse helfen auch Quarkwickel und Kohlwickel. Nimmt man den Quark dafür direkt aus dem Kühlschrank hat man zusätzlich noch einen kühlenden Effekt.
Orthopäde Dr. Wied sagt zu diesen Hausmitteln: "Mindestens bei 50 Prozent der Patienten helfen diese einfachen Maßnahmen."

Diagnose & Behandlung: Was hilft gegen dauerhafte Schmerzen beim Fersensporn?

Verschwinden die Schmerzen in der Ferse durch solche einfachen Maßnahmen nicht, sollte man zum Orthopäden oder der Orthopädin gegen. Diese wird zunächst eine Diagnose stellen und zwar anhand der Krankengeschichte und der Symptome, einer körperlichen Untersuchung und möglicherweise mit Hilfe bildgebender Verfahren.
 
Zwar wird der knöcherne Fersensporn vielfach im Röntgenbild abgebildet; eine Röntgenaufnahme sei aber nicht zwingend notwendig für eine Diagnose des Fersensporns, so Fußexperte Dr. Jürgen Wied: "Wenn man eine Bildgebung machen will, sieht man wunderbar im Ultraschall eine Verdickung der Plantarfaszie", ergänzt er. Im Zweifelsfall könne auch eine MRT durchgeführt werden.
 
Im nächsten Schritt empfiehlt Dr. Wied die Gabe von antientzündlichen Medikamenten, wie zum Beispiel Diclofenac, Ibuprofen oder Novaminsulfon, also "die klassischen nicht steroidalen Antiphlogistika", auch Nicht steroidale Antirheumatika (NSAR) genannt. 

 
Von Kortisonspritzen in das entzündete Gebiet der Ferse wird eher abgeraten, weil Kortison das Gewebe ungünstig beeinflussen kann. Im Ansatzbereich der Achillessehne kann es dann beim Einsatz von Kortisonspritzen im schlimmsten Fall sogar zum Riss der Sehne kommen.

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Mit Schallwellen gegen Schmerz bei Fersensporn

Eine häufige Methode für die Behandlung von Fersensporn mit einer hartnäckigen Plantarfasziitis ist die so genannte extrakorporale Stoßwellentherapie. Dabei wird mit starken Schallwellen gearbeitet, die ähnlich wie Ultraschallwellen tief in das Gewebe und den Körper eindringen.
"Das ist eine Schallwelle, die nicht wie wir das kennen eine regelmäßige Sinuskurve erzeugt, sondern es ist eine Welle, die ganz steil ansteigt. Deswegen [heißt sie] Stoßwelle, weil die Anstiegsgeschwindigkeit der Energie enorm ist", so Orthopäde Dr. Jürgen Wied.
 
Warum die Behandlung mit Stoßwellentherapie beim Fersensporn mit Plantarfasziitis wirkt, ist unter Expertinnen und Experten noch nicht endgültig geklärt. Eine Hypothese formuliert Dr. Wied so: "Es scheint so zu sein, dass Botenstoffe ausgeschüttet werden, die dazu führen, dass Stammzellen angezogen werden, die sich dort im Fuß zu gesunden neuen Sehnenzellen differenzieren."
 
Seit 2019 übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Behandlung mit Stoßwellen nach sechs Monaten, wenn alle anderen Therapien beim Fersensporn keine Besserung der Beschwerden gebracht haben. Übernommen werden maximal drei Sitzungen der Therapie, was aber oftmals ausreicht, damit durch die Behandlung eine Schmerzlinderung eintritt. Allerdings stellt sich der Effekt nicht sofort ein, sondern die Beschwerden nehmen oft erst nach einigen Wochen ab.
Wer die Stoßwellenbehandlung selbst zahlen will, muss pro Sitzung mit Kosten zwischen 86 und 198 Euro rechnen.
 
Weitere Behandlungsansätze bei hartnäckigen Fersenschmerzen sind die Röntgenreizbestrahlung und – als letzte Maßnahme – eine Operation.

Die Belastung durch Strahlung bei einer Röntgenreizbestrahlung ist in der Regel so gering, dass sie den Körper nicht belastet. Dennoch sollten Nutzen und Risiken dieser Therapie gut gegeneinander abgewogen werden. 

Eine Operation wegen eines Fersensporns mit Plantarfasziits wird heutzutage kaum noch durchgeführt. Orthopäde Dr. Jürgen Wied sieht allerdings immer wieder Betroffene, die in der Vergangenheit wegen eines Fersensporns operiert worden sind. "Ich kenne keinen Patienten, der damit glücklich geworden ist", sagt er.
Bei einer solchen Operation durchtrenne man die Plantarfaszie entweder komplett oder in Teilen, mit dem Ziel, dass die Spannung in der Sehnenplatte abnimmt und auch ein Fersensporn keine Reizungen im Gewebe mehr auslöst.

Fersensporn & Plantarfasziitis vorbeugen

Wirkungsvolle Maßnahmen, um einem Fersensporn und Plantarfasziitis vorzubeugen sind:
 
Eine gut gedehnte Wadenmuskulatur,
eine starke Fußmuskulatur, die gleichzeitig Fußfehlstellungen vorbeugt,
nicht zu viel Körpergewicht und
gut dämpfendes Schuhwerk sind.
 
Fußgymnastik sei zwar nicht jedermanns Sache, so Orthopäde Dr. Wied. Wer sich aber angewöhne, ähnlich dem täglichen Zähneputzen, zweimal am Tag Fußübungen zu machen, würde seinen Füßen und dem ganzen Bewegungsapparat viel Gutes tun.
 
Denn: Wer unter schmerzenden Füßen z. B. durch Fersensporn leidet, gewöhnt sich häufig eine Schonhaltung an, die auch Knie, Hüfte und Rücken schädigen kann. Der Lese-Tipp des Fußexperten: "Es gibt ein tolles Buch, 'Gesund zu Fuß ein Leben lang', das empfehle ich immer, nicht nur bei Plantarfasziitis, sondern bei sämtlichen Schmerzen, die so am Fuß auftreten können."

Beitrag von Ursula Stamm

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