Hände greifen von hinten auf Fußsohlen (Bild: Colourbox)
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Schmerzen an der Fußsohle durch Plantarfasziitis - Schmerzhafter Bodenkontakt

Erst zwickt es nur am Morgen, irgendwann den ganzen Tag: Nicht nur sportlich Aktive leiden unter einer Plantarfasziitis, einer entzündeten Sehnenplatte in der Fußsohle. Oft ist Überlastung die Ursache. Unters Messer müssen aber die wenigsten, meistens reichen spezielle Dehnübungen, damit der Schmerz wieder verschwindet.

Normalerweise ist man daran gewöhnt, dass die Füße einen problemlos durchs Leben tragen. Doch bei einer entzündeten Sehnenplatte beginnt der Schmerz im Bereich der hinteren Fußsohle, der die Geplagten auf Schritt und Tritt begleitet. Manche nehmen die Schmerzen zunächst nicht ernst, doch von alleine werden sie meist nicht besser. Früher hat man für solcherlei Beschwerden oft einen Fersensporn verantwortlich gemacht, heute weiß die Medizin: dahinter steckt etwas anderes.

Fuß unter Spannung

Ein Grund für Schmerzen der Fußsohle – vor allem im Fersenbereich – ist die sogenannte Plantarfasziitis: eine Entzündung der Fußsohlensehne. Diese Sehne spannt sich vom Vorderrand der Ferse fächerförmig bis zu den Zehen auf. Ihre Hauptfunktion ist es, gemeinsam mit anderen Strukturen das Längsgewölbe des Fußes aufrecht zu erhalten – ähnlich wie bei einem gespannten Bogen. Erst dieses Gewölbe macht es möglich, das Körpergewicht abzufedern. Es steht also ein Leben lang buchstäblich unter Spannung.
 
Beschwerden an der Plantarfaszie treten am häufigsten zwischen dem 45. und dem 65. Lebensjahr auf. Wie viele insgesamt betroffen sind, ist nicht bekannt, aber Frauen trifft es häufiger als Männer. Zuerst zwickt es nur bei den ersten Schritten nach dem Aufstehen am Morgen etwas in der Ferse. Nachdem die Beschwerden dann zunächst oft weniger werden, verstärken sie sich im Tagesverlauf oft wieder. Wenn die Pein beim Anheben der großen Zehe noch stärker wird, ist die Diagnose Plantarfasziitis recht wahrscheinlich.

Häufigster Grund: Überlastung

Dahinter steckt häufig eine Überlastungsreaktion. Auf Dauer können dadurch ausgelöste kleinste Verletzungen in einer handfesten Entzündung münden. Pathologen fanden aber auch Veränderungen im Bindegewebe, etwa verdickte Fasern der Sehnen oder Risse in der Sehne selbst. Bei der Krankheitsentstehung scheinen also verschiedene Mechanismen eine Rolle zu spielen. Risikofaktoren sind neben Übergewicht auch Berufe, bei denen man viel stehen oder laufen muss.
 
Auch sportlich Aktive (vor allem im Bereich Lauf-Sportarten) haben ein erhöhtes Risiko. "Man sollte aber auf jeden Fall ausschließen, dass Fußdeformität die Ursache ist", sagt Cornelius Salich, Leiter der Fußchirurgie in der Berliner Schlosspark-Klinik. So könnten zum Beispiel auch eine Arthrose der Großzehe, ein abgeflachtes Fuß-Quergewölbe oder übermäßiger Druck auf die Mittelfußköpfchen letztlich für die Probleme verantwortlich sein. Deshalb rät Salich, länger anhaltende Beschwerden immer ärztlich abklären zu lassen – auch per Röntgendiagnostik.
 
Auch wenn es den einen Grund für die Plantarfasziitis nicht gibt: Häufig tritt sie bei Menschen mit verkürzter Wadenmuskulatur auf. Da die Wadenmuskulatur über die Achillessehne letztlich auch mit den Sehnen der Fußsohle verbunden ist, kann eine Verkürzung dazu führen, dass die Plantarfaszie ständig unter Zug steht. Auch verschiedene Fehlfunktionen beim Gang können dazu führen, dass die Sehnenplatte des Fußes stärker belastet wird.

Freispruch für den Fersensporn

Auf diese erhöhte Spannung reagiert der Fuß, indem er Kalzium an die Ansatzstelle Sehne-Ferse einlagert. Das ist quasi eine Schutzfunktion des Körpers, die verhindern soll, dass die Sehne im schlimmsten Fall abreißt. Im Röntgenbild sieht man einen sogenannten Fersensporn. "Ein Fersensporn ist nicht die Ursache, sondern die Folge der Beschwerden", sagt der Fußchirurg Salich. Deshalb bringe es auch nichts, ihn zu entfernen, wie man es früher oft getan hat. In einer Studie wurde beim Röntgen sogar bei fast jedem dritten Patienten ein Fersensporn gefunden, ohne dass die Betroffenen über Beschwerden klagten. Auch Größe und Form des Fersensporns scheinen eher keinen Einfluss darauf zu haben, wie sehr die Fußsohle zwickt.
 
Was aber tun gegen den Fersenschmerz? "Handelt es sich um eine Überlastung, muss man in der Regel nicht operieren", sagt Salich. Habe man andere Ursachen für die Schmerzen ausgeschlossen, rät der Experte zu Entlastung, Kühlung und entzündungshemmenden Mitteln, etwa Ibuprofen. In etwa 90 Prozent der Fälle helfen konservative Mittel, den Schmerz innerhalb eines Jahres loszuwerden. Wer ein paar Kilo zuviel auf den Rippen hat, kann auch durch Abspecken dazu beitragen, die Sehnen der Fußsohle zu entlasten. Salich rät außerdem dazu, Einlagen in die Schuhe zu legen. Das entlastet das Fußgewölbe und führt Studien zufolge zu weniger Schmerz und besserer Funktion. Am besten, man spreche sich dabei mit Ärztin oder Arzt ab, sagt Salich: "Oft helfen auch einfache Einlagen, es muss nicht das Modell für 300 Euro sein." Außerdem kann eine lokale Radiotherapie - eine Bestrahlung mit sehr niedrigen Dosen - den Schmerz reduzieren.

Wichtig: Dehnen, dehnen, dehnen!

Kortison-Spritzen in die schmerzende Region sieht die Fachwelt eher kritisch. Sie bergen das Risiko, dass die Sehne reißt. Auch wenn diese Nebenwirkung selten vorkommt (laut einer Studie bei 2,4 Prozent der Betroffenen nach durchschnittlich drei Spritzen), ist diese Therapie nicht erste Wahl. Eine etwas schonendere Methode, die Stoßwellentherapie, musste lange Jahre aus eigener Tasche bezahlt werden. Seit dem 1.1.2019 können jedoch Orthopädinnen, Unfallchirurgen sowie Fachärztinnen für Physikalische und Rehabilitative Medizin die Behandlung auf Kassenrezept verschreiben: für Patientinnen, die seit mindestens sechs Monaten an Fersenschmerzen leiden und bei denen andere konservative Therapien nicht zum Erfolg geführt haben.
 
Die wichtigste Maßnahme jedoch kann man selber in die Praxis umsetzen: Dehnen! Regelmäßig die Fußsohlen-Faszie, die Achillessehne und die Wadenmuskulatur zu stretchen, kann Wunder bewirken. Wichtig dabei: Man muss es wirklich jeden Tag mehrfach tun, und das über Wochen hinweg, gern auch kombiniert mit einer manuellen Therapie. Mehreren wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge können Dehnübungen, die man regelmäßig und nach Anleitung durchführt, schon nach wenigen Wochen einen deutlichen Rückgang der Schmerzen bewirken (siehe Anleitungen unten).
 
Und was kann man tun, damit es gar nicht erst zu den Schmerzen kommt? "Möglichst oft flache Sportschuhe tragen", rät Salich. Und wenn man als Frau Absatzschuhe tragen wolle, dann möglichst selten und nur bis zu einer Höhe von vier Zentimetern. Das kann helfen, dass sich die Wadenmuskulatur nicht so stark verkürzt. So erhöht man die Chance, dass die Füße einen noch lange tragen, ohne zu murren.

Dehnungsübungen gegen Fersenschmerz

Alle Übungen sollten regelmäßig dreimal am Tag gemacht werden, mit Beginn sofort nach dem Aufstehen. Das Training sollte man mindestens sechs Monate durchhalten.

Quelle: www.gesundheit.gv.at

  • Übung 1

  • Übung 2

  • Übung 3

  • Übung 4

Beitrag von Florian Schumann / Ursula Stamm

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