Zerrung, Bild zeigt Mann, der sich vor Schmerz den Oberschenkel hält. (Quelle: Colourbox)
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Schnelle Hilfe für die Muskelverletzung - Zerrung (Muskelzerrung): Symptome und Behandlung

Plötzlicher Schmerz im Muskel ist das klassische Symptom einer Muskelzerrung. Meist passiert es beim Sport. Welche Behandlung hilft, lesen Sie hier.

Zerrung ist die Kurzform von Muskelzerrung, beide beschreiben aber dasselbe medizinische Phänomen. Es passiert meist plötzlich: Eine ruckartige Bewegung und schon schießt ein Schmerz ins Bein oder den Arm, heftig, fast wie ein Krampf. Häufig geschieht das beim Sport oder im Alltag bei abrupten Bewegungen. Eine Muskelzerrung zwingt einen zur Ruhe.
 
Kann sie Folgen haben? Was muss man tun, damit die Zerrung schnell wieder weg geht?

Was ist eine Muskelzerrung?

Muskeln sind elastisch - aber nur bis zu einem bestimmten Grad. Eine Zerrung ist eine Verletzung des Muskels infolge einer Überdehnung. Dadurch werden Strukturen im Muskel beeinträchtigt. Ein Muskel besteht aus vielen Muskelfasern. Diese lassen sich in noch kleinere Einheiten, die so genannten Myofibrillen, gliedern. Bei einer Muskelzerrung kommt es in den Myofibrillen zu winzig kleinen Schäden - zur Muskelverletzung. Bei noch stärkerer Überdehnung können einzelne Muskelfasern reißen (Muskelfaserriss) oder der komplette Muskel wird durchtrennt (Muskelriss). Die Muskelzerrung ist also die leichteste Form der Verletzung eines Muskels. Und sie ist sehr häufig!
 
Grundsätzlich kann man sich jeden Muskel zerren. Besonders anfällig sind die Muskeln in Wade, Oberschenkel, Leiste, Bauch, Schulter, Brust und Rücken. Häufig sind Waden- und Oberschenkelmuskeln betroffen. Sie werden beim Laufen stark belastet. Viele trifft auch eine Zerrung der Adduktoren. Das sind die Muskeln im Oberschenkel, die das Bein nach innen ziehen.

Wie bekommt man eine Muskelzerrung?

Zu Zerrungen kommt es häufig beim Gehen oder beim Sport: bei schnellem Abbremsen/Anhalten, raschem Beschleunigen oder spontanen Bewegungen. Der Muskel ist dann bereits angespannt und zusammengezogen, aber er wird gleichzeitig durch die zusätzlich auftretenden Zugkräfte gestreckt – es ist also ein "Zerren" am Muskel in zwei Richtungen. Das überlastet ihn und er wird überdehnt. Riskant sind Sportarten mit intensiven Sprints und Stopps wie z.B. Fußball, Tennis oder Basketball. Aber auch beim Wandern (Bergauf- oder Bergablaufen, Umknicken), im Alltag (Ausrutschen) oder bei Arbeiten im Haushalt und im Garten ziehen sich viele Menschen Muskelzerrung zu.

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Symptome: Wie erkennt man eine Muskelzerrung?

Zerrungen sind sehr schmerzhaft. Plötzlicher Schmerz im Muskel ist also das klassische Symptom einer Muskelzerrung. Der Muskel verhärtet sich und schmerzt krampfartig. Das umso mehr, wenn man den Muskel bewegt. Im betroffenen Bereich ist die Muskulatur häufig angespannt, manchmal auch geschwollen. Wird der Bereich ruhig gehalten oder gedehnt, nehmen die Schmerzen meist ab.

Unterschied Muskelzerrung, Muskelfaserriss und Muskelriss

Eine Muskelzerrung, ein Muskelfaserriss und ein Muskelriss sind für Laien nicht leicht zu unterscheiden. Alle drei Muskelverletzungen können zu starken Schmerzen führen. Der Muskelfaserriss bzw. Muskelriss ist aber in der Regel noch schmerzhafter als die Zerrung. Bei einer Zerrung kann sanftes Dehnen der Muskulatur Linderung bringen.
 
Bei einem Muskelfaserriss ist der betroffene Bereich oft bläulich verfärbt (Bluterguss). Man empfindet dort meist einen anhaltenden stechenden Schmerz und ein starkes Spannungsgefühl. Es kann sich dort auch eine Delle bilden. Bei einem Muskelriss ist der betroffene Muskel dann überhaupt nicht mehr belastbar.

Ursache einer Muskelzerrung

Muskelverletzungen passieren besonders häufig bei sportlichen Aktivitäten, wenn die Sporttreibenden zu wenig trainiert sind. Eine Muskelzerrung gehört also zu den klassischen Sportverletzungen. Je untrainierter ein Muskel, desto anfälliger ist er für Überdehnungen.
 
Außerdem kommt es zu Zerrungen:
 
• wenn die Muskulatur nicht ausreichend aufgewärmt wurde.
• wenn es kalt ist.
• wenn die Muskeln durch zu starke Belastung oder zu kurze Erholungsphasen übermüdet sind.
• wenn die Muskulatur nicht gut dehnbar ist.
• wenn die Muskeln durch vorangegangene Verletzungen vorgeschädigt sind.
 
Je älter man wird, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit von Muskelzerrungen. Außerdem können bestimmte Entzündungsherde im Körper eine Muskelzerrung fördern.

Die Therapie einer Muskelzerrung

Eine Muskelzerrung passiert plötzlich. Zügig sollte man dann auch behandeln. Innerhalb der ersten 48 Stunden gilt die so genannte PECH-Regel als effektivste Behandlung. Ein Arzt oder eine Ärztin ist für diese sogenannte Erstversorgung nicht zwingend erforderlich.

Behandlung mit der PECH-Regel

Die PECH-Regel ist eine sehr effektive Maßnahme zur Erstversorgung von Zerrungen, Prellungen oder Verrenkungen. Damit kann man eine mögliche Verschlimmerung verhindern. Die Anfangsbuchstaben stehen für die einzelnen Maßnahmen:

P wie Pause: Den betroffenen Bereich ruhigstellen.

E wie Eis: Den betroffenen Bereich sofort kühlen.

C wie Kompression: Einen Druckverband oder Bandagen anlegen

H wie Hochlagern des betroffenen Bereichs.

Warum sofort eine Pause machen?

Bewegung steigert die Durchblutung. Das fördert Gewebeschäden und Schwellungen. Wer die Zähne zusammenbeißt und trotz Schmerzen weitermacht, riskiert, dass die Verletzung sich verschlimmert und die Heilung länger dauert.

Warum wirkt "Eis"?

Kälte bewirkt, dass sich die Blutgefäße zusammenziehen. Der Blutfluss ist dadurch langsamer. Es tritt weniger Flüssigkeit ins Gewebe aus. Die Schwellung ist kleiner. Blutergüsse breiten sich weniger weit aus. Außerdem kann Kälte die Schmerzen dämpfen. Ob dadurch letztendlich auch die Heilung beschleunigt wird, ist jedoch unklar. Doch Vorsicht: Schützen Sie den zu kühlenden Bereich vor Erfrierung. Sie können beispielsweise ein Handtuch um das Kühl Pack wickeln.

Wann und wie kühlen?

Möglichst sofort nach der Verletzung sollte man mit dem Kühlen beginnen. In der ersten Stunde ist die Wirksamkeit am größten. Sie sollten allerdings höchstens 10 bis 15 Minuten am Stück kühlen. Andernfalls sorgt der Körper für verstärkte Durchblutung und die ist kontraproduktiv. Außerdem kann zu langes Kühlen eine Reizung der Nerven im betroffenen Körperbereich bewirken. Innerhalb der ersten 48 Stunden kann man das Kühlen jede Stunde wiederholen. Bei offenen Wunden sollte nicht direkt mit Eis gekühlt werden, da sonst Keime in die Wunde gelangen könnten.

Womit Kühlen?

Zum Kühlen verwendet man Kältepackungen ("Ice-Packs") oder Plastikbeutel bzw. Socken mit zerstoßenem Eis. Ein in kaltem Wasser getränktes Tuch kann als Ersatz dienen. Wichtig: Das Eis sollte nicht direkt auf die Haut kommen, sonst kann es zu Kälteschäden (Erfrierung) auf der Haut kommen. Daher ein Tuch zwischen Eis und Haut legen.

Was bringt Kompression?

Eine leichte Kompression ist eine gute Maßnahme zur Ersten Hilfe. Man legt eine elastische Binde (Kompressionsverband) an. Sie gibt dem verletzten Bereich Stabilität. Durch die Binde (Kompressionsverband) wird zudem der Austritt von Blut oder Gewebeflüssigkeit gemildert. Die Binde darf aber nicht zu eng sitzen, damit der Blutfluss nicht behindert wird. In der Akutphase kann man den Druckverband mit dem Kältepack kombinieren.

Warum Hochlagern?

Durch Hochlagern gleich nach dem Unfall gelangt weniger Blut in die betroffene Körperstelle. Blutungen und Schwellungen fallen daher geringer aus. Die Flüssigkeit, die ins Gewebe ausgetreten ist, wird von den Lymphbahnen schneller abtransportiert. Hochlagern von verletzten Armen oder Beinen bedeutet: Höher als das Herz lagern!

Akute Zerrungen dürfen nicht mit Wärme behandelt werden. Sie kann Schmerzen und Schwellungen verstärken. Daher auch keine durchblutungsfördernden Salben verwenden! Nach der akuten Phase jedoch kann Wärme sinnvoll sein, da sie auf die Muskulatur entspannend wirkt.
 
Auch das Üben mit einer Faszienrolle kann, wenn die akute Phase vorbei ist, die Muskulatur lockern. Aber man sollte darauf achten, dass man sie nur im nur im schmerzfreien Bereich benutzt.
 
Eine Muskelzerrung verursacht keine dauerhaften Schäden. Aber die betroffene Muskulatur benötigt nach dem akuten Vorfall Ruhe, um sich zu regenerieren. Sie sollte sich vollständig erholen. Sonst kann sich aus der harmlosen Muskelzerrung als Folge auch ein Muskelfaserriss entwickeln.

Muskeltraining und Muskelverspannung

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Behandlung mit Medikamenten bei Muskelzerrung

Zerrungen können sehr schmerzhaft sein. Dagegen helfen Salben oder Gels mit schmerzlindernden Wirkstoffen wie Diclofenac oder Ibuprofen. Auch natürliche Inhaltstoffe wie z.B. Arnika sind einen Versuch wert. Bei starken Beschwerden kann man für einige Tage ein Schmerzmittel, z.B. Ibuprofen einnehmen.

Wann zum Arzt oder zur Ärztin?

Eine Zerrung braucht keine ärztliche Behandlung. Besteht jedoch Unklarheit, ob es doch zu einem Muskelriss oder Muskelfaserriss gekommen ist, sollte man sich von einem Arzt oder einer Ärztin untersuchen lassen. Dasselbe gilt, wenn die Schmerzen sehr stark sind.

Wie lange dauert eine Muskelzerrung?

Eine Zerrung dauert meist vier bis sechs Tage. Sobald die Schmerzen es erlauben, darf man mit leichten Bewegungen - ausschließlich im schmerzfreien Bereich - beginnen. Man sollte die Trainingsintensität nur langsam steigern, damit sich der Muskel wieder an die Anstrengung gewöhnen kann. Die Zerrung sollte komplett ausheilen, ehe man den Muskel wieder voll belastet. Sonst ist das Risiko größer, dass man sich erneut verletzt. Bis ein Muskel wieder vollständig belastbar ist, können auch zwei Wochen oder mehr vergehen.

Wie kann man einer Muskelzerrung vorbeugen?

• Ausreichendes Aufwärmen vor Belastung
• Keine unvorbereiteten abrupten Bewegungen
• Auf die Signale des Körpers achten und Überbelastungen vermeiden. Vor allem dann, wenn Schmerzen auftreten oder wenn man müde ist.
• Regelmäßiges Dehnen der Muskulatur
• Regelmäßiges Trainieren der Muskulatur

Autorin: Carola Welt

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