Bänderriss, Bild zeigt Mann, der sich vor Schmerz den Fuß hält (Quelle: imago images / Sorapop Udomsri)
Bild: imago images / Sorapop Udomsri

- Bänderriss - Symptome, Ursachen & Behandlung

Bei einem Bänderriss reißen die Bänder am Gelenk, meist am Sprunggelenk. Wir haben Infos, wie Sie einen Bänderriss erkennen und welche Behandlung hilft.

Bänderriss – eine gefürchtete Verletzung, die sich die Betroffenen meist beim Umknicken des Fußes (Sprunggelenk) oder bei ähnlichen Sportverletzungen zuziehen – letzteres betrifft nicht nur Profi-Sportlerinnen und Profi-Sportler. Ein Bänderriss kann sehr schmerzhaft sein. Und er erfordert viel Geduld. Manchmal muss sogar operiert werden. Wie wird ein Bänderriss behandelt? Und woran kann man erkennen, ob überhaupt ein Band gerissen ist?

Was ist ein Bänderriss?

Ein Bänderriss (Bandruptur) entsteht, wenn ein Körperteil ruckartig oder übermäßig bewegt wird. Etwa wenn ein Fuß (Sprunggelenk) umknickt, das Knie verdreht wird oder die Schulter beim Sturz hart aufschlägt. Ein Band oder mehrere Bänder halten der plötzlichen Krafteinwirkung nicht stand. Sie reißen ein oder ganz durch.
 
Die häufigste Ursache für gerissene Bänder sind Sportverletzungen oder Arbeitsunfälle.
 
Manche Menschen haben genetisch bedingt ein höheres Risiko für Bänderrisse. Aber auch die körperliche Fitness spielt eine Rolle. Ebenso wie das Maß an Aufwärmtraining vor einer körperlichen Anstrengung.

Was sind Bänder?

Bänder (Ligamente) sind robuste Stränge aus Bindegewebe. Manche Bänder sehen aus wie Pflasterstreifen, andere eher wie dünne Seile. Die Bänder umgeben die Gelenke und verbinden Knochen mit Knochen. Sie sorgen dafür, dass die Gelenke sich nicht verdrehen oder überstrecken, wenn wir uns bewegen. Diese Führung und Stabilisierung durch die Bänder schützt wiederum Muskeln und Sehnen vor Verletzungen. Bänder werden oft mit Sehnen verwechselt. Sehnen dienen wie die Bänder auch dazu, den Körper zu halten und zu bewegen. Allerdings verbinden sie die Knochen mit den Muskeln.

Wo kommt es zum Bänderriss?

Ein Bänderriss (Bandruptur) kann überall dort im Körper auftreten, wo sich Gelenke befinden.
 
Besonders oft reißen die Bänder
 
• am Fuß (Sprunggelenk): am häufigsten ist der Außenbandriss am Knöchel
• am Knie: v.a. Kreuzbandriss, Außenbandriss, Innenbandriss,
• in der Schulter
• am Ellenbogen
• am Handgelenk
• am Finger
 
Ein Bänderriss am Fuß (Sprunggelenk) wird fast immer durch Umknicken des Fußes nach innen verursacht. Die Außenbänder des Sprunggelenks nehmen dabei Schaden.
 
Auch im Kniegelenk reißen häufig die Außenbänder – oft durch abrupte Richtungswechsel beim Sport (Sportverletzung).
 
Bänderrisse im Schultergelenk, Handgelenk oder Ellenbogengelenk passieren in der Regel durch einen Sturz. Das Gelenk kann auch ausgekugelt sein.
 
An Fingern sind die Auslöser Stürze, Ballsportarten oder handwerkliches Arbeiten. Der so genannte Skidaumen entsteht, wenn der Daumen von der Hand abgespreizt und überdehnt wird.

Symptome: Wie erkennt man einen Bänderriss?

Typisch sind starke Schmerzen gleich nach der Verletzung, Schwellung, Druckempfindlichkeit, Bluterguss (Hämatom) und Bewegungseinschränkungen am verletzten Gelenk. Wenn ein Band reißt, hören Betroffene das manchmal sogar als Knallen, Krachen oder Knacken.
 
Es ist meist nicht möglich, das Sprunggelenk zu belasten. Ist das Bein betroffen, fällt Gehen schwer oder gelingt nicht. Die Patientinnen bzw. Patienten fühlen sich auf dem verletzt Bein wackelig oder knicken sofort weg.

Bänderriss: Bild zeigt geschwollenen Fuß mit großem Bluterguss (Quelle: imago images / Heike Brauer)
Unterschied: Bänderriss - Bänderdehnung - Verstauchung

Bei einer Verstauchung wird ein Gelenk über das normale Maß verdreht. Als Folge sind die Gelenkkapsel oder die Bänder überdehnt. Manchmal reißen sie auch ein oder durch.
 
Für Laien ist es unmöglich, zwischen einer Bänderdehnung, einem Bänderriss oder einer leichten Verstauchung ohne Beteiligung der Bänder zu unterscheiden. Die Stärke der Schmerzen sagt nicht immer etwas aus über die Schwere der Bandverletzungen. Ist das Gelenk sehr instabil spricht das eher für einen Bänderriss (Bandruptur).
 
Bei Beschwerden (Schwellung, Schmerzen, Bewegungseinschränkung, Bluterguss) sollte man immer zum Arzt bzw. zur Ärztin. Wird nicht ausreichend behandelt, kann das Gelenk nach einer Bandverletzung noch mehr Schaden nehmen. Schlimmstenfalls bleibt es instabil und macht ständig Probleme.

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Bänderriss - die Diagnose

Erste Anlaufstelle zur Klärung einer Bandverletzung ist ein Orthopäde bzw. eine Orthopädin. In der Praxis untersucht der Arzt oder die Ärztin das Gelenk zuerst: Durch Beweglichkeitstests kann die Diagnose gestellt werden. Üblich ist eine Röntgenaufnahme, um eine Verletzung am Knochen (z.B. Bruch) auszuschließen. Die Bänder sind im Röntgenbild aber nicht sichtbar. Ergänzend können dem Arzt oder der Ärztin Ultraschallaufnahmen helfen, das Ausmaß der Bänderverletzung zu erkennen. Ein MRT (Magnetresonanztomografie) wird nur gemacht, wenn Verdacht auf eine noch schwerwiegendere Verletzung besteht.

Behandlung: Was hilft bei einem Bänderriss?

Unmittelbar nach der Verletzung darf das Gelenk nicht mehr belastet werden. Es gilt im Akutfall die PECH-Regel als Behandlung. Die verletzte Stelle hoch lagern, kühlen und gegebenenfalls einen Druckverband anlegen.
 
PECH-Regel
 
Die PECH-Regel ist eine sehr effektive Maßnahme zur Erstversorgung von Zerrungen, Prellungen oder Verrenkungen. Mit der Behandlung kann man eine mögliche Verschlimmerung verhindern. Die Anfangsbuchstaben stehen für die einzelnen Maßnahmen:
 
P wie Pause: Den betroffenen Bereich ruhigstellen.
E wie Eis: Den betroffenen Bereich sofort kühlen.
C wie Kompression: Einen Druckverband oder Bandagen anlegen
H wie Hochlagern des betroffenen Bereichs.
 
Meist behandelt man einen Bänderriss (Bandruptur) konservativ – also ohne Operation. Er heilt von alleine, d.h. die Bänder wachsen innerhalb von ca. 6 Wochen wieder zusammen. Das betroffene Gelenk muss während der Therapie geschont und entlastet werden. Dafür muss mehrere Wochen lang - meist 6 bis 8 Wochen - eine Orthese (Schiene) getragen werden, sogar im Schlaf. Sie stützt das verletzte Gelenk – meist Sprunggelenk - und erlaubt begrenzte Bewegung ohne Belastung. Bei einem Bänderriss am Fuß (Sprunggelenk) oder Bein sollte man in den ersten sieben bis 14 Tagen Krücken zu Hilfe nehmen.
 
Gegen die anfänglichen Schmerzen helfen Schmerzmittel wie Diclofenac, Ibuprofen oder ASS. Es gibt sie als Salben oder als Tabletten. Meist nehmen die akuten Schmerzen nach einigen Tagen ab.

Bänderriss: Bild zeigt Fuß mit Bandage und Orthese. Daneben Krücken (Quelle: imago images / Andriy Popov)
Wann sollte man einen Bänderriss operieren?

Früher wurde bei Bänderriss (Bandruptur) häufiger zur Operation geraten. Heute ist man zurückhaltender in der Therapie.
 
Zur Operation wird geraten
 
• wenn das Gelenk trotz konservativer Behandlung instabil bleibt (Instabilität),
• wenn mehrere Bänder verletzt sind,
• wenn auch Knochen oder Knorpel geschädigt wurden oder
• wenn der Patient/die Patientin das Gelenk berufsbedingt stark belastet (z.B. Leistungssportler oder Leistungssportlerinnen).
 
In der OP werden bei einem minimalinvasiven Eingriff ("Schlüssellochtechnik") die Bänder vernäht. Bei starker Schädigung werden körpereigene Sehnen an ihre Stelle verpflanzt, z. B. bei einer so genannten Kreuzbandplastik. Auch nach einer Operation muss wochenlang ein Stützverband getragen werden.

Wie lange dauert ein Bänderriss?

Der Heilungsprozess dauert in der Regel 6 bis 8 Wochen. So lange sollte man das Gelenk nicht voll belasten. Die Dauer der Krankschreibung hängt vom Beruf ab. Bei sitzender Tätigkeit, die auch zu Hause erledigt werden kann, ist arbeiten unter Umständen schon nach wenigen Tagen möglich. Bei einer körperlich belastenden Tätigkeit kann man wochenlang arbeitsunfähig sein.
 
Mit Physiotherapie lässt sich unter Umständen die Heilung etwas beschleunigen.

Wie lange sollte man kein Sport nach einem Bänderriss machen?

Joggen oder Ballsport sind innerhalb der ersten 6 bis 8 Wochen tabu. Schonung ist in der ersten Zeit der Behandlung wichtig. Wenn das Gelenk nicht richtig gut verheilt, können Spätfolgen auftreten. Es bleibt instabil und kann schneller verschleißen (Arthrose). Im schlimmsten Fall muss doch operiert werden. Krafttraining oder Radfahren auf dem Ergometer sind früher möglich.

Wie kann man einen Bänderriss vermeiden?

Ausreichendes Aufwärmen vor dem Sport ist wichtig. Wer bereits einen Bänderriss hatte sollte bei Belastung stützende Bandagen tragen, die der Instabilität entgegenwirken.

Autorin: Carola Welt

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