Thrombosegefahr: Blutkörperchen fließen durch die Blutbahn, 3d-Animation (Quelle: Colourbox)
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Rückfallrisiko bei Thrombosen - Wer schon mal eine Thrombose hatte, muss aufpassen

Bei einer Thrombose bildet sich ein Blutgerinsel in einer Vene. Wenn es sich löst und Richtung Lunge transportiert wird, kann das schnell lebensgefährlich werden.

Warum bekommen manche Menschen eine Thrombose? Und ist das generelle Thrombose-Risiko nach einer Thrombose erhöht?

Antworten hat Dr. Robert Klamroth, Chefarzt in der Klinik für Innere Medizin mit dem Schwerpunkt Angiologie und Hämostaseologie am Vivantes Klinikum am Friedrichshain.

Wie entsteht eine Thrombose?

Eine Thrombose kann entstehen, wenn das Blut nicht richtig fließen kann, das nennt man auch Stase, und stärker zur Gerinnung neigt. Wenn dann noch eine Verletzung dazu kommt, spicht man von der Virchow´schen Trias der Thromboseentstehung; Gefäßverletzung, zu langsamer Rückfluss des Blutes, also Stase und Gerinnungsneigung durch erbliche oder erworbene Faktoren. Klassischerweise ist eine Operation ein Thrombose-Risikofaktor par excellence. Man liegt lange auf dem Operationstisch, wird operiert und die Blutgerinnung ist aktiviert.

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Gibt es Personengruppen, die für Thrombosen besonders anfällig sind?

Ja, es gibt verschiedene Risikofaktoren. Der größte Risikofaktor betrifft uns alle, das ist das Alter. Bei allen, die über 60 Jahre alt sind, steigt das Risiko für Thrombosen exponentiell an. Zudem gibt es bestimmte hormonelle Veränderung, die die Gefahr erhöhen. Das betrifft Frauen, die Kontrazeptiva einnehmen, die Östrogene enthalten, aber auch Frauen, die eine Hormonersatztherapie erhalten. Weitere Risiken sind alle Arten von Verletzungen, bei denen ich immobil bin, vor allem im Beinbereich. Zudem sorgen auch Infektionen, bei denen ich hohes Fieber habe, für eine Aktivierung des Gerinnungssystems. Das ist bei den COVID19-Infektionen deutlich geworden, die zu einem deutlich erhöhten Thromboserisiko geführt haben.

Ist jemand, der eine Thrombose hatte, anfälliger dafür, erneut eine Thrombose zu entwickeln?

Generell ist man anfälliger. Es kommt allerdings darauf an, unter welchen Umständen die erste Thrombose entstanden ist. Wenn man eine spontane Thrombose ohne auslösende Risikofaktoren hatte, hat man ein erhöhtes Risiko eine zweite Thrombose zu bekommen. Wenn ich aber zum Beispiel im Rahmen einer Knieoperation eine Wadenvenenthrombose bekomme, ist das Risiko geringer. Der Auslöser der Thrombose hat somit einen entscheidenden Einfluss darauf, ob man eine zweite Thrombose bekommt oder nicht. Generell kann man sagen, dass jeder, der schon mal eine Thrombose hatte, aufpassen muss. Ist die Thrombose spontan ohne Risikofaktoren entstanden, dann hat man auf jeden Fall ein erhöhtes Rezidiv-Risiko.

Was müssen Menschen, die schon mal eine Thrombose hatten, beachten?

Das hängt davon ab, wie ausgeprägt die Thrombose war. Man muss darauf achten, dass man kein postthrombotisches Syndrom entwickelt. Es kann sein, dass eine dauerhafte Schwellneigung des Beines zurückbleibt. Das ist der Fall, wenn sich nicht genug Umgehungsgefäße gebildet haben oder die Venenklappen durch die Thrombose zerstört sind. Das bedeutet, dass Patienten schon auf eine langfristige Kompressionstherapie mit Strümpfen und auf eine längere, medikamentöse Therapie angewiesen sind. Im schlimmsten Fall kann es sonst zu Geschwüren am Innenknöchel kommen, weil da das Blut nicht mehr richtig abfließen kann. Das ist das, was man früher im Volksmund als offenes Bein bezeichnet hat.

Gibt es Studien darüber, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, nach einer ersten noch eine zweite Thrombose zu entwickeln?

Wenn es um die Thrombosen geht, bei denen man keine klare Ursache ausmachen kann, ist die Wahrscheinlichkeit im ersten Jahr etwa 10 Prozent. Kumulativ ist es bei den spontanen Thrombosen über zehn Jahre gesehen etwa die Hälfte der Patienten, die noch eine zweite entwickelt.

Was sind die Warnzeichen, dass ich eine Thrombose habe?

Die meisten Thrombosen entstehen im Unterschenkel und steigen dann im Bein auf. Die meisten Menschen beschreiben das Gefühl wie Muskelkater, der nicht weggeht. Das zweite Symptom ist dann die Schwellung des Beins. Abhängig davon, wo die Thrombose sitzt, ist eine Schwellung des Unterschenkels oder des gesamten Beins zu beobachten.

Wie kann man das Thrombose-Risiko senken?

Bewegung ist immer gut. Zudem ist eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr günstig. Hat jemand ein hohes Risiko, weil er zum Beispiel schon mal eine spontane Thrombose hatte, wäre eine erste Möglichkeit, Kompressionsstrümpfe zu tragen. Außerdem besteht noch die Möglichkeit einer medikamentösen Prophylaxe, beispielsweise eine Heparingabe oder orale Gerinnungshemmer in Risikosituationen einzunehmen.

Vielen Dank für das Gespräch, Dr. Klamroth.
Das Interview führte Laura Will.

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