Mann liegt krank auf Sofa (Quelle: Colourbox)
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FAQ - was Sie wissen müssen - Omikron zuhause auskurieren

Omikron ist DIE Virusvariante, mit der sich derzeit die meisten Menschen anstecken. Der Verlauf der Erkrankung ist – zumindest bei geimpften Personen – milder als bei der Delta- oder der Wildvariante des Sars CoV-2 Virus. Daher kurieren die meisten Infizierten ihre COVID-19 Erkrankung zuhause aus. Was ist dabei zu beachten? Welche Medikamente helfen? Und wann ist doch ein Arztbesuch oder eine Krankenhausbehandlung notwendig?

Darüber sprach rbb Praxis Reporterin Ursula Stamm mit dem Allgemeinmediziner Malik Böttcher aus Berlin-Schöneberg. Seine Antworten sind in diesem FAQ zusammengefasst.

Sind geimpfte Menschen besser vor Omikron geschützt?

Menschen, die an der Omikron Variante des Sars CoV-2 Virus erkrankt und geimpft sind, erkranken nicht so schwer, wie ungeimpfte Personen. So fällt auf, dass die Infektion sich bei ihnen eher in den oberen Atemwegen abspielt und seltener auf die Lunge übergeht. Außerdem haben sie seltener hohes Fieber über mehrere Tage. Der Schutz durch die Impfung ist besonders auffällig bei Menschen, die gerade frisch geimpft oder geboostert sind. Diese können sich zwar trotzdem anstecken, erkranken aber nur milde oder sogar gänzlich ohne Symptome. Bei ungeimpften Menschen wirkt sich die Erkrankung häufiger auf das Herz aus, was sich durch eine erhöhte Herzfrequenz zeigt und sie leiden auch häufiger unter Schwindel, was vermutlich neurologische Ursachen hat.

Welche Medikamente helfen gegen die Symptome einer COVID-19 Erkrankung?

Ähnlich der Behandlung der Grippe, kommen auch bei COVID-19 Erkrankten überwiegend symptomatische Medikamente zum Einsatz. Besteht über mehrere Tage hohes Fieber über 39,5 Grad, kann man ein fiebersenkendes Medikament nehmen. Bestehen starke Glieder- und/oder Kopfschmerzen können Schmerzmedikamente mit den Wirkstoffen Paracetamol, Acetylsalicylsäure oder Ibuprofen eingenommen werden. Kortisonhaltige Medikamente wie Budesonid, Dexamethason oder Prednisolon können auch Patienten gegeben werden, die ihre Erkrankung zuhause auskurieren. Dann sollte man aber regelmäßig die Sauerstoffsättigung des Blutes kontrollieren (siehe "Pulsoximeter"). Sobald sich unter der Kortisontherapie eine Dyspnoe, also Luftnot einstellt, sollten die Betroffenen allerdings im Krankenhaus behandelt werden.
 
Medikamente, die eigentlich gegen Depressionen eingesetzt werden (SSRI’s) und die als Nebeneffekt zunächst einen positiven Einfluss auf die COVID-19 Erkrankung zeigten, haben sich in Studien als wenig wirksam gezeigt. Sie werden kaum noch eingesetzt, zumal sie recht starke Nebenwirkungen wie Unruhe und Angstzustände haben können.

Wie gut wirken antivirale Medikamente bei einer Infektion mit Omikron?

Die Infusionen mit Antikörpern gegen das Sars CoV-2 Virus wirken bei der Omikronvariante nicht so gut und werden nur bei besonders gefährdeten Patienten eingesetzt oder bei Menschen, die an anderen Virusvarianten erkrankt sind. Ähnliches gilt für die inzwischen verfügbaren antiviralen Medikamente in Tablettenform. Beides muss zudem zu einem recht frühen Zeitpunkt der Erkrankung verabreicht werden, am besten in den ersten fünf Tagen.

Was bringt ein Pulsoximeter für die Kontrolle der Erkrankung?

Die Anschaffung eines Pulsoximeters kann sinnvoll sein, wenn man eine COVID-19 Erkrankung zuhause auskuriert. Damit kann die Sauerstoffsättigung des Blutes gemessen werden, was Aufschluss über eine mögliche Lungenschädigung gibt. Diese Geräte kann man inzwischen schon für weniger als 20 Euro kaufen. Wie gut oder schlecht der gemessene Wert ist, hängt nicht nur von der COVID-19 Erkrankung, sondern von Vorerkrankungen, Gewohnheiten und dem Alter ab. Bei Kindern ist eine Sauerstoffsättigung unter 95 Prozent schon bedenklich. Bei Menschen mit Vorerkrankungen der Lunge oder Rauchern, kann ein Wert von 85 Prozent noch in Ordnung sein. Das heißt, es gibt keinen allgemeingültigen Grenzwert, sondern das sollte man dann mit seinem Hausarzt oder der Hausärztin abklären.

Woran merke ich, dass ich die Erkrankung zuhause nicht mehr allein in den Griff bekomme?

Neben der Sauerstoffsättigung, die nicht unter einen kritischen Wert sinken sollte, zeigt auch die Atemfrequenz an, ob sich der Zustand verschlechtert. Mit der Atemfrequenz ist die Zahl der Atemzüge, also das Ein- und Ausatmen pro Minute, gemeint. Ein Säugling atmet etwa 30 bis 40-mal pro Minute ein und aus, ein Kind 15-25-mal und ein Erwachsener sollte unter 20 Atemzügen pro Minute liegen. Eine Erhöhung der Atemfrequenz kann durch Angst und Fieber ausgelöst werden; sie kann aber auch einen Hinweis darauf sein, dass durch COVID-19 die Lungenfunktion eingeschränkt ist. Einen weiteren Hinweis liefert die Ansprechbarkeit der Erkrankten. Wenn jemand im Laufe der Erkrankung wesensverändert ist, nur noch einsilbig antwortet oder sich nicht mehr im Bett aufsetzen kann, dann ist der Moment gekommen, in dem ein Arzt oder eine Ärztin kontaktiert werden sollte.

Was tue ich dann konkret und wo finde ich Hilfe?

In Berlin gibt es ein sehr gutes Notfallsystem für die ambulante Medizin, das ist der ärztliche Bereitschaftsdienst der kassenärztlichen Vereinigung, den man unter der Telefonnummer 116 117 erreichen kann. Dieser Dienst steht außerhalb, aber auch während der Sprechzeiten der Hausärzte zur Verfügung, wenn man zum Beispiel seine Hausärztin nicht erreichen kann. Bei diesem Dienst können Ärzte oder Ärztinnen hinzugeschaltet werden, die sich den Fall am Telefon anhören. Wenn sich dabei zeigt, dass Probleme mit der Atmung oder neurologische Probleme vorliegen, dann kann auch eine Dringlichkeitsstufe vergeben werden. Das heißt, dann warten die Patientinnen nicht mehrere Stunden, sondern derjenige KV-Arzt, der sich in der Nähe des Notrufs befindet, kommt in den nächsten 30 Minuten zuhause vorbei. Der Kollege vor Ort entscheidet dann, ob eine Krankenhauseinweisung notwendig ist und ob dafür ein einfacher Krankentransport ausreicht oder dieser ärztlich begleitet sein muss.
 
Der Besuch beim Hausarzt oder der Hausärztin ist während einer COVID-19 Erkrankung nicht angeraten. Es gibt zwar Arztpraxen, die räumlich getrennt Erkrankte untersuchen und behandeln können, aber dieses Vorgehen ist sowohl für andere Patienten als auch das Praxisteam nicht ungefährlich, so dass dies die letzte Möglichkeit sein sollte, die Betroffene wählen. Vieles läuft dann eher über eine telefonische Betreuung der an COVID-19 Erkrankten.

Wie ansteckend ist die Omikronvariante im Vergleich zu Delta oder der Wildvariante?

Omikron ist ansteckender, das zeigt sich derzeit deutlich an den Ansteckungszahlen. Generell gilt: Sobald Menschen sich in Quarantäne befinden, sollten sie ihre Wohnung nicht verlassen. Ist das in Ausnahmefällen nicht zu vermeiden, ist die FFP2 Maske ein sehr guter Schutz, und zwar ein deutlich besserer Schutz als eine einfache medizinische Maske. Wie auch schon bei den vorherigen Sars CoV-2 Varianten ist eine Ansteckung abhängig davon, ob man sich drinnen oder draußen befindet, wie groß die Menge der Aerosole ist und wie lange und wie nah der Kontakt zu Infizierten ist. In der jetzigen Situation kann man sich schon anstecken, wenn man länger nebeneinander vor einer roten Ampel steht. Das heißt es ist durchaus sinnvoll, auch draußen eine FFP2 Maske zu tragen, wenn man nicht ganz allein unterwegs ist.

Welche Bevölkerungsgruppen erkranken derzeit an Omikron?

Bislang gab es durchaus unterschiedliche Gruppen, die zu bestimmten Zeiten verstärkt erkrankt sind. Im Sommer nach den Partys auf der Spree oder in Parks waren es zum Beispiel eher junge Leute, nach den nachgeholten Familienfeiern im Sommer eher die Älteren, nach Schulbeginn vor allem die Schülerinnen und Schüler. Derzeit gibt es diese Unterschiede nicht mehr so deutlich, das heißt es erkranken Menschen aus allen Alters- und Bevölkerungsgruppen.
 
Allerdings muss man sagen, dass die Daten des Robert Koch-Instituts dazu immer mit einer Verzögerung von zwei Wochen veröffentlicht werden. Auch die Bestimmung der Virusvariante durch einen variantenspezifischen PCR-Test "hängt" immer einige Zeit nach, so dass die aktuellen Zahlen nicht die derzeitige Situation abbilden.

Beitrag von Ursula Stamm

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