Hörsturz: Mann hält sich das schmerzende Ohr (Quelle: imago/imagebroker)
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Symptome, Ursachen und Behandlung - Hörsturz: Hörprobleme auf einem Ohr richtig behandeln

Wenn man plötzlich auf einem Ohr schlecht oder gar nichts mehr hört, spricht man von einem Hörsturz. Wie gefährlich ist der Ohrinfarkt? Was hilft?

Plötzlich hat man ein Gefühl wie Watte im Ohr, hört wenig oder gar nichts. Dazu kann es im Ohr rauschen, rattern oder fiepen. Das sind typische Anzeichen für einen Hörsturz. Jährlich verlieren in Deutschland über 150.000 Menschen plötzlich das Hörvermögen. Woher kommt ein Hörsturz? Und wie groß ist die Gefahr, dass die Hörminderung bleibt? (Quelle: Deutsche Tinitus-Liga)

Hörsturz: Das sind die Symptome

Betroffen ist meist nur ein Ohr: Zum schlechteren Hören können sich Ohrgeräusche einstellen, die sich nicht erklären lassen - ein so genannter Tinnitus. Manche Betroffene verspüren auch Schwindel oder ein dumpfes Gefühl im Ohr. Schmerzhaft ist ein Hörsturz nicht, doch der plötzliche Verlust des Hörsinns ist belastend und kann Angstgefühle auslösen.

Die Ursache: Woher kommt der Hörsturz?

Die genauen Ursachen sind bisher nicht geklärt. Man vermutet, dass es im Innenohr plötzlich zu einer Durchblutungsstörung kommt. Dadurch werden die feinen Haarzellen, die den Schall weitertransportieren sollen, geschädigt. "Der Hauptrisikofaktor sind Gefäßerkrankungen", sagt die HNO-Ärztin Dr. Dr. Christine Benter aus Berlin-Zehlendorf. "Bei Menschen, die auch sonst Gefäßverengungen im Körper haben, treten Hörstürze gehäuft auf. Diabetes ist ein zusätzlicher Risikofaktor. Auch manche Infekte, zum Beispiel Grippeviren, können zu einer Veränderung der Durchblutung führen und einen Hörsturz auslösen."

Dass Stress einen Hörsturz verschulde, wie man häufig hört, sei wissenschaftlich nicht bewiesen, so die HNO-Ärztin, aber theoretisch denkbar. Denn so wie Stress am Herzen die Gefäße zugehen lasse, könne das auch anderswo im Körper geschehen, etwa bei den zarten Zellen im Innenohr. "Wenn das im Gehirn passiert, ist das ein Schlaganfall. Wenn das im Ohr passiert, ist das in dem Sinne ein Hörsturz", so Dr.Dr. Benter.
 
Ständiges Zähneknirschen oder Verschleißerscheinungen der Halswirbelsäule kann ebenfalls bewirken, dass die Durchblutung gestört ist und die Zellen im Innenohr schlechter versorgt sind.
 
Die Ursache kann auch anderswo im Ohr liegen: Zum Beispiel im Mittelohr, wenn dort, etwa durch einen Unfall, die Gehörknöchelchen geschädigt sind und die Übertragung der Schallwellen nicht klappt. Oder wenn etwas im äußeren Gehörgang feststeckt, z.B. ein Ohrenschmalzpfropf.

Was ist ein Hörsturz mit Tinnitus?

"Es passiert sehr häufig, dass Ohrgeräusche bei einem Hörsturz mit auftreten", sagt Dr.Dr. Christine Benter. Denn je schlechter man höre, desto weniger Geräusche kämen von außen, und umso mehr ohreigene Geräusche würde man wahrnehmen. Wie stark der Tinnitus ausgeprägt ist und auf welcher Frequenz er liegt, könne man mit einer tonaudiometrischen Messung herausfinden.

Hörsturz: Wann zum Arzt?

Früher galt der Hörsturz als Notfall: Sofort ins Krankenhaus, lautete die Empfehlung. Heute wird geraten, erst mal einen halben Tag bis Tag abwarten, ob sich die Probleme von selbst bessern. Falls nicht, dann aber direkt eine HNO-Ärztin oder einen HNO-Arzt aufsuchen.

Die Diagnose: Wie wird ein Hörsturz festgestellt?

Bei der Untersuchung wird erst einmal nach Begleitsymptomen und anderen Krankheiten gefragt. Das Ohr wird mit einem Ohrmikroskop untersucht, um zu sehen, ob ein simpler Ohrenschmalzpfropf die Ursache ist. Oder ob der Hörverlust tiefer im Ohr begründet liegt.
 
Es folgt ein Test mit einer Stimmgabel: Sie wird angeschlagen und an bestimmte Positionen am Kopf bzw. Ohr gehalten. Wie die betroffene Person den Klang hört, lässt Rückschlüsse auf die Art der Schwerhörigkeit zu. Außerdem wird ein Hörtest gemacht. Sind andere Ursachen ausgeschlossen, wie z.B. Hörverlust nach einem plötzlichen lauten Geräusch ("Knalltrauma"), wird die Diagnose Hörsturz gestellt. Bei zusätzlichem Tinnitus kann eine tonaudiometrische Messung erfolgen.

Die Therapie: Was hilft bei einem Hörsturz?

Behandelt wird in der Regel mit Kortison. Bei einem leichten Hörsturz, wenn das Hören also nur schlechter geworden ist, in Form von Tabletten. Bei einem schweren Hörsturz, wenn das Hörvermögen komplett weg ist, zuerst mit Infusionen. Kortison fördert die Durchblutung. So werden Nährstoffe und Sauerstoff wieder zu den Haarzellen im Innenohr gebracht und das Ohr kann sich erholen. Für die Wirksamkeit von Hausmitteln und alternativen Therapien bei Hörsturz gibt es keine Belege.
 
Wenn das Ohr taub bleibt, helfen je nach Taubheitsgrad Hörgeräte oder ein Cochlea Implantat

Ist ein Hörsturz heilbar?

Für die Genesung eines Hörsturzes ist das Alter der Patientin oder des Patienten ausschlaggebend. "Je jünger, desto besser ist die Genesung", sagt Dr.Dr. Benter. "Bei einem klassischen Hörsturz, bei dem man keine Ursache findet, gilt: 30 Prozent der Betroffenen behalten die Probleme bei." Wenn die Hörstörung bleibt, helfen Hörgeräte.
 
Hängt der Tinnitus direkt mit dem Hörsturz zusammen und erholt sich das Ohr, verschwindet meist auch der Tinnitus. Doch die HNO-Ärztin aus Berlin-Zehlendorf beobachtet: "Ist der Tinnitus schon vorher da gewesen, aber erst mit dem Hörsturz ins Bewusstsein gerückt, dann wird er auch bleiben."

Dem Hörsturz vorbeugen

Das geht tatsächlich: "Alles worüber sich das Herz freut, darüber freut sich auch das Ohr", weiß Dr.Dr. Benter. Es gilt, die Gefäße gesund zu halten. Also: Ausreichend Sport, genug trinken, nicht rauchen, nicht ständig allzu laute Musik, den Blutdruck einstellen lassen, und möglichst wenig Stress.

Beitrag von Carola Welt

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