Seniorin macht Selfie an See (Bild: imago images/Westend61)
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Interview l Prof. oec. Sven Voelpel - Mindset: Die Einstellung zum Altern prüfen!

"Unsere Verhaltensweisen entscheiden darüber, wie jung und gesund wir sind, und wie lange wir leistungsfähig bleiben. Siebeneinhalb Lebensjahre mehr sind drin, wenn wir positiv über das Alter denken", sagt der Altersforscher Sven Voelpel.

"All das, was wir denken, hat unmittelbare Folgewirkungen im Körper: auf die Ausschüttung von Hormonen, von Botenstoffen, auf den Blutdruck, auf Stoffwechselprozesse. Studien zeigen zum Beispiel, dass Dankbarkeitsrituale die Ausschüttung von Glückshormonen anregen und die Immunabwehr stärken", sagt Prof. oec. Sven Voelpel, Altersforscher und Professor für Betriebswirtschaft an der Jacobs University Bremen. Er empfiehlt:

"- Schreiben Sie deshalb täglich drei Dinge auf, für die Sie heute dankbar sind und sei es auch 'nur' das Dach über dem Kopf, das nette Lächeln eines Nachbarn oder das schmackhafte Mittagessen.
- Trainieren Sie Achtsamkeit ihrem eigenen 'mindset' gegenüber. Es hat einen wesentlichen Stellenwert beim Jung-bleiben.

Meine Jungbrunnenformel umfasst sechs weitere Punkte:
- Ernährung,
- Bewegung,
- Entspannung,
- Schlaf,
- Atmung,
- soziale Kontakte."

Übergewicht als Alterungsfaktor Nr. 1

"Eine pesco-vegetarische Ernährung halte ich für die optimale Ausgangslage: Also kein Fleisch aber Fisch in Maßen, Milchprodukte (Joghurt und bestimmte Käsesorten) und eventuell Eier ist, wenn man alle Studien berücksichtigt, aus wissenschaftlicher Sicht optimal. Reichlich Gemüse und Obst, wenig Fleisch. Vieles spricht sogar dafür, dass eine vegane, also rein pflanzliche, Ernährung den größten gesundheitlichen Nutzen hat, allerdings muss sie sorgfältig durchdacht sein.
Ich selbst nehme jeden Morgen eine Vitalstoffmischung, bei der ich alle Vitamine, Mineralstoffe, Enzyme, probiotische Bakterien und Ballaststoffe erhalte. Also alles, was man benötigt - außer Kalorien.
 
Denn wichtig ist es, mit allem vorsorgt zu sein und gleichzeitig Kalorien und damit Übergewicht zu vermeiden. Es gibt ja die sogenannten Supercentenarian - Menschen die über 110 Jahre alt wurden. Keiner von ihnen hatte zu viele Pfunde auf den Rippen, alle waren schlank. Übergewicht gilt als Faktor Nummer 1, der zu vorzeitigem Altern führt. Umgekehrt ist Kalorienreduktion bei allen Organismen lebensverlängernd, vom Einzeller bis hin zum Tier und zum Menschen.
 
Kalorienreduktion heißt nicht, den Genuss runter zu fahren sondern es geht um Qualität, um hochwertige Nahrungsmittel, von denen wir dann aber weniger zu uns nehmen. Wenn man weniger isst, dann ist das Urlaub für den Körper."

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"Menschen sind 'Bewegungstiere'"

"Von einem evolutionsbiologischen Standpunkt aus betrachtet, sind wir Menschen 'Bewegungstiere', das heißt, unser gesamter Körper ist darauf ausgelegt, unentwegt längere Strecken zurückzulegen.

Am besten bewegt man sich über den ganzen Tag verteilt. Seien Sie dabei mindestens eine halbe Stunde am Tag aktiv! Bringen Sie, wenn Sie gesund sind, Ihren Körper mindestens einmal am Tag zum Schwitzen. Das verstärkt die Durchblutung und erhöht die Körpertemperatur - was wiederum das Immunsystem in Schwung bringt.
 
Eine Sportart, die sich bestens eignet, um von Kopf bis Fuß fit zu bleiben, ist Schwimmen. Nutzen Sie außerdem Freihanteln, elastische Bänder, Trampoline oder Gymnastikbälle. Integrieren Sie Ringe oder Seile in Ihre Trainings.
 
Am zeitsparendsten ist Zerofitness - also Fitness mit Null Aufwand -, bei der man Bewegung in den Alltag einbaut, z.B. jeden Weg rennen statt gehen, früher aus der Bahn aussteigen und nach Hause laufen, beim Telefonieren Gymnastik machen.
Studien zeigen: Wenn wir keine couch potatoes sind, sondern etwas Bewegung in unser Leben einbauen, leben wir im Schnitt sechseinhalb Jahre länger.
 
Wenn Sie ungewohnte Bewegungen in den Alltag integrieren, trainieren Sie gleichzeitig das Gehirn. Zum Beispiel, wenn Sie 50 bis 100 Schritte rückwärts gehen, oder eine Treppe rückwärts hinauf laufen, wenn Sie Wege nehmen, die Sie noch nicht kennen. Das stimuliert die Bildung neuer neuronaler Netze im Gehirn."

Was noch jung hält:

"Zu den anderen Punkten meiner Formel hier nur ein paar Stichworte:
Da Schlaf eine wichtige Jungbrunnenquelle ist, achten Sie auf gute Bedingungen. Dunkeln Sie Ihr Schlafzimmer ab, um Lichtverschmutzung zu vermeiden. Und schlafen Sie auch mal tagsüber. Ein Powernapp ist eine hervorragende Erholungsquelle und hilft auch, verlorenen Schlaf nachzuholen.
 
Atmung: Wie wir atmen, hat einen Einfluss darauf, wie wir uns fühlen. Betrachten Sie Ihre Atmung bewusst. Gewöhnen Sie sich eine Bauchatmung an und machen Sie regelmäßig Atemübungen.
 
Entspannung: Suchen Sie sich da eine Methode aus, die Sie gern machen und praktizieren Sie diese regelmäßig.
 
Soziale Beziehungen: Ihre Bedeutung wird oft unterschätzt. Pflegen Sie Familie und Wahlverwandtschaften! Erweitern Sie bei Bedarf Ihren Bekanntenkreis! Unternehmen Sie etwas mit anderen. Einsamkeit ist ein hoher Risikofaktor für vorzeitiges Altern. Er ist genauso schädlich wie das Rauchen."

Das Interview führte Angelika Wörthmüller

Buchtipp

Prof. Dr. Sven Voelpel - Die Jungbrunnen-Formel: Wie wir bis ins hohe Alter gesund bleiben

Rowohlt Polaris Verlag, 2020
256 Seiten
ISBN: 978-3-499-00193-2
Preis: 16 Euro (Taschenbuch)

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