Gürtelrose: Bild zeigt gruppenförmige Bläschen auf Haut (Bild: imago images/Gerhard Leber)
Bild: imago images/Gerhard Leber

Rückkehr der Herpesviren - Gürtelrose (Herpes zoster): Symptome, Ursachen, Therapie

Bei Symptomen der Gürtelrose (Herpes zoster) sollte die Behandlung sofort starten, um Komplikationen zu vermeiden. Die Impfung schützt besonders Ältere.


Inhalt in Kürze

• Gürtelrose trifft vor allem Menschen ab dem 50. Lebensjahr.
• Häufigste Symptome sind brennende Schmerzen und Ausschlag auf der Haut (Bläschen in kleinen Gruppen) des Rumpfes. Aber auch Gesicht, Hals, Arme und Beine sind oft vom klassischen Ausschlag betroffen.
• Gürtelrose kann zu Komplikationen wie einer chronischen Neuralgie (Nervenschmerzen) oder auch Entzündungen mit Schmerzen im Auge führen, wenn sich die Herpes Viren über den Gesichtsnerv (Nervus trigeminus) dahin ausbreiten.
• Gürtelrose sollte im Frühstadium mit der antiviralen Behandlung therapiert werden.
• Über 60-Jährigen wird eine Impfung gegen Gürtelrose empfohlen.
• Auch Risikopatientinnen und Risikopatienten, also Menschen mit geschwächtem Immunsystem oder chronischer Erkrankung, wird die Impfung empfohlen - dann aber bereits ab 50 Jahren.

Die Gürtelrose (Herpes zoster) ist eine Nervenerkrankung, die von heftigen Schmerzen begleitet wird und auch chronisch werden kann (beispielsweise als Neuralgie bzw. Trigeminusneuralgie). Der Auslöser für die Gürtelrose (Herpes zoster) sind Windpocken-Viren (Varizella zoster-Viren oder Varizellen), die sich nach ausgestandener erster Infektion und Erkrankung – meist in der Kindheit – ein Leben lang in den Nervenenden verstecken.

Je schwächer unser Immunsystem wird – z. B. durch Alter oder Krankheit –, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Zoster-Viren wieder aktiv werden und sich eine Gürtelrose entwickelt. 
Daher gibt es heute z. B. viele Menschen, die nach einer Covid-19-Erkrankung eine Gürtelrose bekommen.
Experten sprechen bei der Krankheit auch vom Ausbruch von Herpes zoster, bei Laien wird die Erkrankung manchmal auch Gesichtsrose oder Kopfrose genannt - Hintergrund ist in allen Fällen der klassische Ausschlag auf der Haut.

In Deutschland erkranken vor allem ältere Menschen jenseits der 50 Jahre an Gürtelrose (Herpes zoster): 

- Zwischen dem 10. und 49. Lebensjahr trifft es etwa vier von 1.000 Menschen.
- 
Ab dem 50. Lebensjahr steigt die Erkrankungshäufigkeit dann mit jedem Lebensjahr kontinuierlich an, bis auf etwa 14 Erkrankungen pro 1.000 Menschen. 

- Bis zum 85. Lebensjahr hat jeder zweite eine Herpes zoster Episode durchgemacht.

Woher bekommt man eine Gürtelrose?

Die Erreger der Gürtelrose sind die sogenannten Varizella Zoster-Viren (auch Varizellen genannt) aus der Familie der Herpes-Viren, die bei einer ersten Infektion – meist in der Kindheit – die Windpocken verursachen. Die Windpocken werden per Tröpfcheninfektion übertragen (auch durch winzige Tröpfchen beim Atmen oder Sprechen) und sind daher sehr ansteckend.

Nach der akuten Infektion mit und Erkrankung an Windpocken verschwinden die Herpes-Viren nicht vollständig, sondern einige Viren können bis in die Nerven des Rückenmarks wandern – bis in kleinste Nervenenden.
Dort schlummern sie oft jahrelang oder jahrzehntelang, ohne Beschwerden zu verursachen – bis sie wieder zuschlagen und eine Infektion aufflammt, eben die Gürtelrose (Herpes zoster). Das geschieht oft, wenn das Immunsystem angeschlagen oder durch Alter oder Erkrankungen geschwächt ist.

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Was sind Auslöser für Gürtelrose?

Es gibt verschiedene Auslöser für die Gürtelrose. Gemeinsam haben sie fast alle, dass das Immunsystem belastet bzw. in die "Ecke gedrängt" wird, denn das begünstigt das Aufflammen einer Infektion, bzw. löst Herpes zoster aus.

Zu solchen Gürtelrose auslösenden Faktoren gehören zum Beispiel:
• fortgeschrittenes Alter,
• ein durch andere Erkrankungen belastetes und geschwächtes Immunsystem,
• ein durch Therapien geschwächtes Immunsystem (z. B. bei Krebs) oder auch
• großer Stress (Hintergrund: psychische Belastungen schwächen ebenfalls das Immunsystem).

Diese Auslöser der Gürtelrose führen dazu, dass die Herpes-Viren reaktiviert werden und sich soweit gegen das körpereigene Immunsystem durchsetzen können, dass sie sich vermehren, über die Nervenfasern bis zur Haut wandern, dabei die Nerven schädigen und eine Gürtelrose (Herpes zoster-Erkrankung) mit den dazugehörigen klassischen Schmerzen, Hautausschlag und Bläschen auslösen.

Gürtelrose Symptome zeigen sich auf der Haut

Symptome der Gürtelrose sind oft zuerst schmerzende Hautpassagen, bevor sich nach etwa drei bis vier Tagen ein Auschlag mit roten Fleckengruppen erkennen lässt.
Die Herpes zoster-Symptome sind dabei meist auf ein bestimmtes Hautareal beschränkt, das sogenannte Dermatom.
 
Hier verläuft Herpes zoster in verschiedenen Schritten:
Oft beginnen die Hautparteien an Rumpf, Gesicht, Hals oder Armen & Beinen erst berührungsempfindlich zu werden. Manche Patientinnen und Patienten beschreiben die Schmerzen später als brennend, einschießend oder stechend.
Im Frühstadium der Gürtelrose bilden sich dann im Bereich der schmerzenden Hautpartie langsam rötliche Flecken oder Papeln, die sich dann in flüssigkeitsgefüllte Bläschen umwandeln.

Ausschlag: Wie oft sind welche Partien der Haut betroffenen?

• Meist sind bei Gürtelrose Nervenwurzeln im Rumpf, dem Kopf oder auch dem Gesicht betroffen – das ist übrigens auch der Hintergrund für die starken Schmerzen bei der Erkrankung.
• Gelegentlich trifft es auch Arme oder Beine.
• Ganz selten verläuft die Gürtelrose ohne Bläschen.
 
Zu den unspezifischen Symptomen der Gürtelrose zählen:
• Müdigkeit,
• Abgeschlagenheit,
• leichtes Fieber,
• allgemeines Krankheitsgefühl (mangelnde Leistungsfähigkeit, Gliederschmerzen, etc.),
• Schwäche.

Wie lange ist man bei Gürtelrose ansteckend?

Eine Gürtelrose ist ansteckend – allerdings nur für Personen, die noch keine Windpocken hatten. Menschen, die gerade eine akute Gürtelrose haben, können also solche Personen anstecken, die "immunnaiv" gegenüber Windpocken-Viren sind.

Dazu reicht allerdings keine Infektion über die Tröpfchen in Atemluft oder beim Sprechen (eben wie bei Windpocken), sondern man muss direkt oder indirekt (Schmierinfektion) Kontakt mit dem Bläscheninhalt des Hautausschlages von Gürtelrose haben.
Infizierte sind so lange ansteckend, bis sich die Bläschen zu Schorf umgewandelt haben, daher sollten die Bläschen gut abgedeckt sein.
 
Wer bislang keine Windpocken hatte und nicht dagegen geimpft ist, erkrankt nach Ansteckung mit einer Gürtelrose zunächst an Windpocken.
Übrigens: Selbst wer als Kind gegen Windpocken geimpft wurde, ist nicht vor einer Gürtelrose geschützt. Allerdings dürfte die Krankheit etwas weniger schwer verlaufen.
 
Auch wer schon einmal eine Gürtelrose durchgemacht hat, ist vor einer erneuten Erkrankung nicht geschützt: Das Risiko, dass sie ein zweites Mal auftritt, liegt bei drei bis fünf Prozent.

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Was darf man bei Gürtelrose nicht machen?

Die flüssigkeitsgefüllten Bläschen sollten nicht aufgekratzt, sondern abgedeckt werden. So minimiert man die Gefahr der Ansteckung anderer und es droht keine bakteriellen Folgeentzündungen.
 
Normalerweise verheilen die Bläschen innerhalb von acht Tagen bis vier Wochen wieder. Die Nervenschmerzen und Missempfindungen aber auch können bleiben und chronisch werden.

Wenn sich die Gürtelrose am Auge abspielt

Zudem können die Viren zum Beispiel auch über den Gesichtsnerv, genannt Nervus trigeminus, in die Augen wandern. Es kann dann zu einer Entzündung der Bindehaut und der Hornhaut des Auges kommen oder selten auch zu einem entzündeten Sehnerv mit Sehstörungen. Im schlimmsten Fall droht der Verlust des Sehvermögens.
 
Bei einer Gürtelrose im Gesicht, am Auge oder am Ohr sollten Betroffene sofort einen Augenarzt bzw. HNO-Fachärztin aufsuchen. Nur eine zügige Behadlung der Gürtelrose, am besten im Frühstadium, kann Spätschäden mit bleibenden Sehstörungen und Hörstörungen vermeiden.

Wer ist bei Gürtelrose gefährdet?

Gefährlich kann die Gürtelrose für Menschen werden, die grundsätzlich ein erhöhtes Risiko für schwere Erkrankungen haben. Dazu zählen zum Beispiel Säuglinge, Schwangere und Abwehrgeschwächte.
 
Bei immungeschwächten Personen mit Krebs, Aids oder bei Organtransplantierten können sich die Viren dann nämlich zum Beispiel unkontrolliert ausbreiten und lebensbedrohliche Verläufe verursachen. In solchen Fällen können auch Organe wie das Gehirn, die Lunge oder die Leber in Mitleidenschaft gezogen werden.

Behandlung: Gürtelrose rechtzeitig therapieren

Die klassische Therapie der Gürtelrose erfolgt mit virushemmenden Medikamenten, am besten in er Frühphase. Wird ein Patient oder eine Patientin jedoch zu spät behandelt, droht ein chronischer Verlauf.
 
Wegen der Gefahr eines solchen chronischen Verlaufs sollte man auf keinen Fall versuchen, die Gürtelrose selbst zu heilen.

Behandlung der chronischen Form von Gürtelrose

Bleiben die starken Schmerzen trotz Gürtelrose Behandlung länger als drei Monate bestehen, obwohl die Haut schon längst wieder unauffällig erscheint, sprechen Experten und Expertinnen von einer sogenannten postherpetischen Neuralgie.
Schon die Berührung mit einem Wattestäbchen empfinden Betroffene dann als schmerzhaft. Die qualvollen chronischen Nervenschmerzen sind viel schwerer zu behandeln als eine akute Gürtelrose. Patienten erlernen Verfahren zur Entspannung und Schmerzbewältigung. Herkömmliche Schmerzmittel sind oft wirkungslos.

Zudem kommen für die Behandlung
- Wirkstoffe aus der Epilepsietherapie,
- Antidepressiva,
- Rückenmarksstimulation und
- morphiumähnliche Substanzen (Opioide) zum Einsatz.
 
Sie alle wirken über das zentrale Nervensystem und beeinflussen die Nervenbahnen. Schmerzfreiheit lässt sich meist nicht mehr erreichen, aber eine Linderung und somit eine bessere Lebensqualität.
 
Weitere langfristige Probleme können eine Erblindung oder eine Entzündung der Lunge, der Leber, des Gehirns, der Hirnhäute oder des Rückenmarks sein. Deshalb ist die frühe Schmerztherapie wichtig.

Nervenschmerz: Behandlung mit Rückenmarksstimulation

Manchen Patienten mit chronischen Nervenschmerzen hilft die Rückenmarksstimulation. Im Rückenmark wird das Schmerzempfinden von einer Nervenzelle auf die andere weitergeleitet. Über Elektroden lassen sich Schmerzbahnen im Rücken verändern oder hemmen.
 
Unter örtlicher Betäubung legt der Arzt eine feine Elektrode an die Hinterseite des Rückenmarks. Wie die Elektroden eines Herzschrittmachers senden sie elektrische Impulse und beeinflussen so die natürliche Reizleitung, also auch die Schmerzbahnen. Zudem wird ein Impulsgeber unter die Bauchdecke des Patienten oder der Patientin eingepflanzt und mit den im Rückenmark liegenden Elektroden verbunden. Damit kann der Patient die Stärke der Impulse steuern.

Behandlung mit Chili-Wirkstoff Capsaicin

Eine Therapiealternative bei neuropathischen Schmerzen stellt der Chili-Wirkstoff Capsaicin dar. Er wird als Schmerzpflaster verabreicht. Capsaicin führt dazu, dass zunächst schmerzfördernde Botenstoffe wie Substanz P und andere Neuropeptide vermehrt ausgeschüttet werden. Das verstärkt die Schmerzübertragung zuerst. Die Haut wird feuerrot und heiß und tut weh, so dass die Patienten am Tag der Behandlung Extra-Schmerzmittel nehmen dürfen.
 
Nach ein bis drei Tagen klingen die Beschwerden ab oder verschwinden komplett. Wahrscheinlich stimuliert Capsaicin die Schmerzfasern so stark, dass sie anschließend für erneute Schmerzreize unempfindlich sind. Im Labor konnten Forscher an Hautimitaten zeigen, dass die schmerzsensiblen Nervenenden regelrecht degenerieren. Einige Patientinnen brauchen dauerhaft alle drei bis vier Monate ein Pflaster; andere sind nach nur einer Behandlung geheilt.

Gürtelrose vorbeugen per Impfung

Für Kinder und Jugendlichen empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) seit Jahren eine zweimalige Standardimpfung gegen Windpocken. Die Impfung schützt nicht nur vor Windpocken, sondern scheint auch einen begrenzten Schutz vor späterem Herpes zoster zu verleihen.

Für Menschen ab 50 Jahre gibt es seit etwa zehn Jahren zudem einen Lebendimpfstoff gegen Herpes zoster. Dieser enthält das abgeschwächte Varizella zoster-Virus der Windpockenimpfung in hoher Dosis und ergab bei 50 bis 70-Jährigen einen Schutz von 60 bis 70 Prozent über einen Nachbeobachtungs-Zeitraum von 1 - 3 Jahren. Mit zunehmendem Alter nimmt die Schutzrate jedoch erheblich ab und betrug somit bei über 80-Jährigen nur mehr 18 Prozent.

Impfung auch für Immungeschwächte

Seit Mai 2018 gibt es darüber hinaus eine weitere Gürtelrose Impfung für Menschen ab 50 Jahre. Sie ist altersunabhängig effektiv, bei über 50-Jährigen hat sie noch eine Wirksamkeit von über 90 Prozent. Der Wirkstoff funktioniert selbst bei über 80-Jährigen.
Anders als bei dem ersten zugelassenen Erwachsenen-Wirkstoff können mit diesem Präparat auch Menschen mit einer Immunschwäche geimpft werden. Denn es handelt sich um einen Totimpfstoff – und ist damit auch für Menschen mit Abwehrschwäche geeignet.

Abgeschwächte Lebendimpfstoffe, wie beispielsweise der Windpockenimpfstoff, sind bei Patienten, die zum Beispiel Immunsuppressiva nehmen müssen, hingegen kontraindiziert. Der Arzt oder die Ärztin spritzt die Impfung im Abstand von zwei Monaten. Sie kann auch mit einer Grippeimpfung kombiniert werden.

Beitrag von Beate Wagner

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