Akne inversa: Pickelartiger Knoten auf rasierter Haut (Bild: Imago Images/YAY Images/Scott Dumas)
Bild: Imago Images/YAY Images/Scott Dumas

- Akne inversa: Ursachen & Behandlung schmerzender Knoten

Bei Akne inversa bilden sich immer wieder schmerzende, entzündete Knoten an Haarfollikeln der Haut. Achseln und Intimbereich sind besonders betroffen.

3 Infos in Kürze

•  Die Ursachen für Akne inversa sind noch nicht ganz geklärt. Klar ist: Hinter den Infektionen stecken nicht in erster Linie Bakterien oder Viren, sondern wohl eher das eigene Immunsystem.
•  Akne inversa hat nichts mit mangelnder Hygiene zu tun und ist auch nicht ansteckend - diese systemische Hauterkrankung steht im Zusammenhang mit Prozessen des Immunsystems und Hormonsystems.
•  Frauen sind deutlich häufiger von Akne inversa betroffen als Männer. Meist tritt die Krankheit zwischen Pubertät und Menopause auf.

Akne inversa (manchmal auch Acne inversa geschrieben) ist eine chronische-entzündliche Hautkrankheit, bei der sich an bestimmten Hautstellen immer wieder schmerzhafte Knoten, Pusteln und Abszesse (also kleine Eiterhöhlen oder Eiterbeulen) bilden.
Am häufigsten tritt Akne inversa an Hautstellen der Achseln, Leisten und im Intimbereich auf - für Betroffene sind die schmerzenden, entzündeten Knoten auch aufgrund ihrer Lage besonders belastend und die schmerzenden Hautstellen schränken die Lebensqualität ein.
 
Durch die wiederkehrenden Entzündungsprozesse der Haut kommt es bei Akne inversa (von Ärztinnen und Ärzten auch Hidradenitis suppurativa genannt) ebenfalls zur Bildung von Fisteln und zu Vernarbungen. Bei einem schweren Verlauf der Erkrankung werden bestimmte Hautstellen durch die Vernarbung regelrecht verhärtet und unbeweglich.
 
Heilen kann man Akne inversa bisher nicht, aber die Symptome behandeln: Bei einer optimalen Behandlung kann Ärztin oder Arzt die Schmerzen lindern und den wiederkehrenden Verlauf der chronischen Hauterkrankung verlangsamen.

Was ist Akne inversa (Hidradenitis suppurativa)?

Bei Akne inversa kommt es immer wieder zur Entzündung von Haarfollikeln, also den Strukturen von Haut und Bindegewebe um eine Haarwurzel herum. Besonders betroffen davon sind in der Regel die Hautpartien der Achseln, an den Leisten und im Genitalbereich und / oder Afterbereich (manchmal wird dieser Bereich auch als Anogenitalbereich oder einfach Intimbereich zusammengefasst).
Etwas seltener entstehen die Entzündungen und Abszesse auch an Hautfalten unter der Brust oder im Bereich des Bauchraumes.

Das Haarfollikel: Kern des Problems bei Akne inversa

Das Haarfollikel selbst wird manchmal auch kleinstes menschliches Organ genannt - ein Follikel produziert ein Haar und umgibt Haarwurzel und den ersten Teil des Haares trichterförmig. Man könnte auch sagen: Das Haarfollikel ähnelt in der Form einer Vase, in der anstelle einer Blume das Haar samt Haarwurzel ruht.
 
Diese komplexe Hautstruktur versorgt das Haar mit Sauerstoff und Nährstoffen. Teil der Haarfollikel sind Nervenenden und feine Muskeln, die das Haar zur Gänsehaut aufstellen können, und Drüsen - speziell Talgdrüsen - die Haut und Haar "schmieren" und schützen sollen. Genau hier entsteht aber das Problem bei Akne inversa - auch wenn das "Warum" noch nicht ganz geklärt ist.

Haarfollikel: Grafischer Querschnitt der Haut mit Haarfollikel (Bild: Imago Images/Stock Trek Images/Leonellox Calvetti)

Einfach gesagt verstopfen bei Patientinnen und Patienten mit Aknne inversa die Talgdrüsen der Haarfollikel durch einen Entzündungsprozess. Medizinisch spricht man bei diesem Veschluss von einer Okklusion. Das führt dazu, dass sich Druck aufbaut und der Haarfollikel anschwillt.
Eben weil hier Nerven und Nervenenden im Haarfollikel liegen, sind die meist erbsengroßen Schwellungen (Knoten) sehr schmerzhaft und druckempfindlich. Besonders an Stellen, die durch Reibung der Haut viel Druck abbekommen (beispielsweise an den Hautfalten der Achseln), brechen dann die Haarfollikel auf, Talg und eventuell Eiter fließen ins umliegende Gewebe. Kommt es zur Eiterbildung, sprechen Ärztinnen und Ärzte auch von einem Abszess.
 
Wird der "Platzdruck" im Gewebe durch die Entzündung zu groß, bilden sich manchmal auch Zysten (Hohlräume im Gewebe) oder Fisteln, also eine Art Gewebegang, ähnlich einem Rohr. Über Fisteln versucht der Körper die Flüssigkeit abzuleiten. Im Fall der Akne inversa führen die Fisteln dann häufig nach außen, an die Hautoberfläche, und dort zu einer Art nässendem, pickelartig anmutenden Knoten.

Mehr zu Hautkrankheiten

RSS-Feed
Symptome und Erscheinungsformen bei Akne inversa

Typisch für diese Hautkrankheit sind:
 
•  pickelartige Knoten, meist erbsengroß, können aber auch Größe einer Haselnuss erreichen
•  Pusteln (manchmal auch mit Mitessern verglichen oder verwechselt)
•  Abszesse (mit Eiterbildung, die zu einer Schwellung der Haut führt)
•  Zysten (verkapselter Hohlraum im Gewebe)
•  Fisteln (Art Gewebegang von Hohlraum zu Hohlraum oder als "Durchbruch" durch die Haut nach außen)
 
außerdem:
 
•  massive Druckempfindlichkeit und Schmerzen
•  Nässen der Knötchen
•  unangenehmer Geruch beim Austritt von Flüssigkeit und Eiter
•  Narbenbildung
 
Besonders im Achselbereich können sich entzündete Knoten auch "verbinden" und - mit oder ohne Bildung von Fisteln - zu einer Art größerer Entzündungsfläche werden. In späteren Stadien und bei höheren Schweregraden der Hautkrankheit kommt es auch vermehrt zur Narbenbildung.
 
Vor einem erneuten Schub der Akne inversa (teilweise bis zu 48 Stunden zuvor) berichten einige Betroffene von einem Drücken oder Jucken an entsprechender Stelle oder einer Erwärmung der entsprechenden Hautpartie.

Klassifikation der Symptome nach Hurley

Je nach Schweregrad und Erscheinungsbild wird die Akne inversa in drei "Stadien nach Hurley" eingeteilt (diese Kategorisierung wird beispielsweise auch für Psoriasis verwendet):
 
•  Stadium 1 (mild): Einzelne Abszesse bilden sich, allerdings ohne Fistelgänge und Narbenbildung.
 
•  Stadium 2 (mittelschwer): Bildung von einem Abszess oder mehreren, weit auseinander liegenden und wiederkehrenden Abszessen mit Fistelgängen. Es kann zur Narbenbildung kommen.
 
•  Stadium 3 (schwer): Mehrere Abzesse gehen ineinander über und verfügen über mehrere Fistelgänge. Es kommt zur Narbenbildung und einem großflächigen Befall einer Hautregion.

Ursachen und Auslöser für Akne inversa

Die genauen Ursachen von Akne inversa sind bisher nicht vollständig geklärt. Allerdings gibt es einige Risikofaktoren, die die Hautkrankheit verstärken und triggern, also auslösen können. Solche Risikofaktoren für Akne inversa sind beispielsweise:
 
•  Rauchen
•  Übergewicht
•  Neigung zu starkem Schwitzen (Hyperhidrose)
•  Besiedlung mit dem Bakterientyp Staphylococcus aureus
•  Rasur (besonders an Achseln und im Intimbereich)
•  Mechanische Reibung (etwa durch Bewegung, Kleidung oder an Hautfalten)
 
Außerdem sind die folgenden Erkrankungen häufiger bei Menschen, die unter Akne inversa leiden:
 
Diabetes Typ 2
Depression
Adipositas
Bluthochdruck
• chronische Darmerkrankungen (beispielsweise Morbus Crohn)
 
Dass Akne inversa als systemische Hauterkrankung bezeichnet wird, zeigt schon ein kennzeichnendes Problem: Die Trigger für Akne inversa stehen in Wechselwirkung zu anderen Krankheiten und Gesundheitsfaktoren - für die Behandlung kann das manchmal zum "Henne-Ei-Problem" werden.
 
Die vielleicht wichtigste Ursache dafür, dass Hidradenitis suppurativa immer wieder aufflammt und zu Entzündungen führt, liegt jedoch im Immunsystem der Betroffenen begründet: Durch Fehlregulationen scheint es hier zu einer Überaktivierung zu kommen. Einige Experten und Expertinnen vermuten, dass das vor allem für den angeborenen - nicht den erlernten - Teil des Immunsystems gilt, was eine genetische Veranlagung erklären würde. Sicher ist das allerdings nicht.
 
Jedenfalls steht eine bestimmte Form von T-Helferzellen in Verdacht, die Entzündungen ohne echten Einsatzgrund für das Immunsystem auszulösen und weiter zu befeuern. Konkret sollen das Th17-Zellen sein, die entsprechende Botenstoffe freisetzen.

Ist Akne inversa vererbbar?

Die genauen Ursachen für Hidradenitis suppurativa sind noch unbekannt. Allerdings gibt es einen Zusammenhang mit dem Hormonsystem und dem Immunsystem der Betroffenen (wie bei Autoimmunerkrankungen typisch, daher wird die Hautkrankheit als "systemisch" beschrieben). Daher ist auch nicht genau geklärt, wie viel Einfluss die Genetik auf das Risiko einer Erkrankung hat.
 
Fest steht allerdings: Akne inversa betrifft deutlich mehr Frauen als Männer (die Zahlen schwanken zwischen dreimal und fünfmal so häufig). Und die Erkrankung tritt etwa in der Zeit kurz nach der Pubertät und vor der Menopause auf.
 
Außerdem gehen die meisten Expertinnen und Experten, beispielsweise auch der Deutschen Gesellschaft für Dermatochirurgie e. V., davon aus, dass es auch einen wichtigen genetischen Zusammenhang gibt, da in einigen Familien die Diagnose Akne inversa gehäuft beobachtet wurde. Wie groß diese genetische Disposition ist, ist bisher umstritten, einige Forscherinnen und Forscher gehen von etwa 40 Prozent aus. Als sicher gilt allerdings auch in den Leitlinien zur Behandlung von Akne inversa, dass es um polygenetische Faktoren geht: Mehr als ein Gen ist verantwortlich für das erhöhte Risiko, eine Hidradenitis suppurativa zu entwickeln.
 
In jedem Fall sollte im Rahmen der Diagnose über Hautkrankheiten in der Familie gesprochen werden. Wer um Fälle von Akne inversa in der Familie weiß, sollte das unbedingt auch schon von sich aus im Anamnese-Gespräch zur Sprache bringen.

Akne inversa und die Psyche - wie wirken sie zusammen?

Die Beziehung zwischen der chronisch-entzündlichen Hautkrankheit und dem psychischen Zustand der Betroffenen ist eine wechselseitige: Schmerzen und nässende Knoten und Pusteln belasten die Lebensqualität. Riecht das austretende Sekret auch noch unangenehm, führt das bei vielen Betroffenen zu Scham, manchmal auch zu sozialem Rückzug.
 
Hinzu kommt, dass Akne inversa bisher nicht heilbar ist - Betroffene haben also keine Aussicht auf ein nahes Ende ihrer Leiden durch die Hautkrankheit, sondern können sich nur mit Salben und Medikamenten gegen die Symptome behelfen. Vor diesem Hintergrund erscheint es nur logisch, dass die Depression zu den psychischen Krankheiten gehört, die mit Akne inversa assoziiert sind. Menschen mit Hidradenitis suppurativa erkranken demnach überdurchschnittlich häufig an Depressionen.
 
Umgekehrt ist für viele chronische Hautkrankheiten - und eben auch für diese - bekannt, dass sie vom psychischen Zustand der Betroffenen befeuert und getriggert werden können. Das gilt vor allem für jede Form von Stress. Eine psychologische Behandlung und / oder die Unterstützung durch eine Selbsthilfegruppe kann daher nicht nur der mentalen, sondern auch faktisch der körperlichen Gesundheit Betroffener dienen.

Erste Hilfe für die Haut

RSS-Feed
Behandlung: Was tun bei Akne inversa?

Zuerst einmal die schlechte Nachricht: Akne inversa gehört bisher zu den chronischen Hautkrankheiten, die nicht heilbar sind. Allerdings kann die Lebensqualität durch eine zielgerichtete und vor allem frühe Behandlung stark gesteigert werden.
Eine effektive Behandlung der Erkrankung und ein informierter Umgang mit den Symptomen kann Betroffenen außerdem dabei helfen, eine Verschlechterung der Krankheit (häufigere Schübe und höhere Schweregrade nach Hurley Scala) zu verhindern oder wenigstens hinauszuzögern. Medikamente wie Antibiotika, monoklonale Antikörper (Immuntherapie) und Salben (auch für den Intimbereich) kommen beispielsweise zum Einsatz.
 
Allgemein finden sich in den Leitsätzen (zurzeit in Neubearbeitung) zur Behandlung von Akne inversa folgende empfohlene Optionen für Therapien:
 
• Intravenöse (systemische) Behandlung mit Infliximab: Das sind monoklonale Antikörper, die antientzündlich und sehr gezielt immunsupprimierend wirken, also das Immunsystem lokal dämpfen.
 
• Subkutan, also unter die Haut gespritztes, (systemisches) Adalimumab: ebenso monoklonale Antikörper mit antientzündlicher Wirkung. Sie werden beispielsweise auch bei Psoriasis oder Colitis Ulcerosa eingesetzt.
 
• Orale (systemische) Kombination von Clindamycin und Rifampicin: Das sind beides Antibiotika.
 
• Orale (systemische) Hormontherapie mit Ethinylestradiol / Cyproteronacetat: Beide Medikamente werden sonst auch als Pille zur Schwangerschaftsverhütung eingesetzt, hier sollen sie Androgenen und damit der Testosteronsensibilität entgegenwirken. Das nennt sich antiandrogene Therapie - es gibt zwar Indizien, dass sie wirksam sein kann, randomisiert kontrollierte Studien fehlen aber bisher.
 
• Lokale Therapie auf der Haut mit einprozentiger Clindamycin-Lösung.
 
• Orale (systemische) Behandlung mit Tetracyclin, einem Breitbandantibiotikum.
 
• Radikale chirurgische Entfernung des befallenen Gewebes (Exzision).
 
Chirurgische Entfernung einzelner Läsionen.
 
• Ablative LASER-Exzision (Gewebeentfernung durch abtragenden Laser).

Welcher Schweregrad braucht welche Behandlung?

Grundsätzlich richtet sich die Behandlung konkret am Schweregrad der Erkrankung nach Hurley aus.
 
Stadium I nach Hurley
Diese leichte Form der Akne inversa kann mit Salben bzw. Cremes behandelt werden. Dabei kommen zum Beispiel Cremes mit Diclofenac oder clindamycin zu Einsatz, ebenso Resorcincreme (Konzentration 15 Prozent). Außerdem wird etwa zweimal am Tag eine lokale Therapie der Haut mit einprozentiger Clindamycin-Lösung empfohlen. Im Fall von Läsionen können Ärztin oder Arzt außerdem intraläsionale Kortikosteroid-Injektionen in die Gewebeschädigungen spritzen.
 
Hidradenitis suppurativa-Betroffene können außerdem Zinkgluconat einnehmen und / oder - nach Absprache mit Ärztin oder Arzt - über kurze Intervalle Antibiotika einnehmen.
 
Stadium II nach Hurley
Auch hier werden Antibiotikakuren eingesetzt (teilweise gleiche Präparate wie bei Stadium I, nur über längere Zeitperioden, beispielsweise zwei bis drei Monate am Stück). Ergänzend können Clindamycin und Rifampicin dazu kommen (ebenfalls Antibiotika).
Bei Patientinnen kann eine Antiandrogentherapie helfen, dafür werden Östrogene oral eingenommen - es kommen dafür auch Präparate zum Einsatz, die man sonst als "Pille" kennt.
Bei einem Abszess kann eine Drainage Schmerzen lindern, ändert aber im Prinzip nichts im Sinne einer Therapie und dient nur der Linderung der Symptome. In schweren Fällen kann die chirurgische Entfernung (Exzision) von Gewebe nötig sein.
 
Stadium III nach Hurley
Bei dieser schweren Form der Akne inversa muss oft auch die medizinische Behandlung aggressiver werden. Zur Hemmung der Entzündungsprozesse bei der Erkrankung kommen zuerst oft monoklonale Antikörper, wie Infliximab oder Adalimumab, zum Einsatz.
 
In manchen Fällen konnten auch sogenannte Retinoide helfen - das sind dem Vitamin A ähnliche chemische Substanzen. Sie können sowohl eingenommen, als auch aufgetragen werden.
 
In diesem Stadium lassen sich weit reichende chirurgische Eingriffe (Exzision und Reparatur von beschädigtem Gewebe oder Transplantate bei massiver Vernarbung) aber oft nicht verhindern. Alternativ zur chirurgischen Behandlung wird auch Ablative Laser-Therapie eingesetzt. In manchen Fällen konnte die Laser-Haarentfernung mit einigem Erfolg verwendet werden und künftige Haarfollikelentzündungen verhindern.

Beitrag von Autorin Lucia Hennerici

Zum Weiterlesen

Mann untersucht seine Haardichte (Quelle: imago/CHROMORANGE)
imago/CHROMORANGE

Kampf dem Haarausfall - Transplantation auf dem Kopf

Die meisten Männer und auch etwa jede zweite Frau kennt es: Haarausfall. Meist sind es die Hormone oder es steckt eine genetische Veranlagung dahinter. Immer mehr Menschen setzen auf die Haartransplantation. Doch welche Chancen und Risiken birgt sie?