Schürfwunde: Bild zeigt Knie eines jungen Fußballspielers mit blutiger Abschürfung (Bild: imago images/blickwinkel)
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- Schürfwunden: Erste Versorgung & Behandlung

Schürfwunden sind meist kleine Verletzungen der obersten Hautschicht durch starke Reibung. Zur optimalen Heilung hilft die schnelle Behandlung der Wunde.

3 Fakten in Kürze

•  Schürfwunden sind Verletzungen der oberen Hautschichten, die durch Reibungskräfte entstehen und sind in der Regel harmlos. Allerdings bieten sie Einfallstore für Keime - je großflächiger und tiefer die Schurfwunde, desto größer das Infektionsrisiko.

•  Schürfwunden sind oft besonders schmerzhaft. Das liegt (neben einer oft ungünstigen Lage an einem Gelenk) daran, dass die Nerven (Nervenenden) der Lederhaut mit der Abschürfung ihren Schutz verlieren. Die kleinste Berühung tut weh.

•  Dass eine Schürfwunde nässt, blutet oder beides, ist zuerst einmal ganz normal und heißt: Auch die Lederhaut wurde verletzt und versucht sich zu reinigen. Hält das Nässen aber dauerhaft an oder die Wunde eitert, steckt eine Infektion dahinter, die ärztliche Hilfe braucht.

Physik kann sehr schmerzhaft sein: Trifft ein Körperteil mit Beschleunigung z. B. auf einen Untergrund mit Steinchen und Schmutz, zerstören die Reibungskräfte die obersten Hautschichten. Schon ist sie da: die klassische Schürfwunde.
Die Haut muss einiges leisten, um solche Schürfwunden wieder zu flicken - aber durch schnelles und hygienisches Handeln können Sie ihr bei der Wundheilung helfen - und Infektionen vermeiden. Hier finden Sie Tipps für eine gute Erste Hilfe und Behandlung.

Was kennzeichnet eine Schürfwunde?

Eine Schürfwunde entsteht durch übermäßige Reibungskräfte auf die Haut und zeichnet sich durch unregelmäßige Wundränder aus - im Gegensatz z. B. zur Schnittverletzung. Typischerweise sind die obersten Hautschichten betroffen, also die Oberhaut (Epidermis) und die Lederhaut (Dermis).
 
Typisch sind auch: starker Wundschmerz und häufig Nässen der Schürfwunde, eben wenn die Lederhaut mit ihren Gefäßen betroffen sind. In der Lederhaut befinden sich mehr Blutgefäße und auch Lymphgefäße, daher treten mehr Blut und auch Lymphflüssigkeit aus. Die Nervenenden in der Lederhaut, die bei einer Schürfwunde verletzt bzw. nicht mehr vor Druck von außen durch intakte Haut geschützt sind, schmerzen.

Der Heilungsprozess der Haut (Wundheilung) verläuft bei einer Schürfwunde grob in drei Phasen:
 
•  Blut und Eiweiß (Fibrin) bilden von den Hauträndern bzw. Wundrändern aus eine schützende Kruste. Manche Expertinnen und Experten sprechen auch von einem eigenen Fibrin-Pflaster des Körpers. Zuerst ist es weich, dann härtet der typische leicht bräunliche Schorf (Wundschorf) daraus aus. Dieser Wundschorf schützt die Schürfwunde insbesondere vor dem Eindringen von Bakterien, Viren und Pilzen durch die Hautbarriere.
 
•  Es wird neues Gewebe gebaut und zwar von Zellen des Bindegewebes. Für den Aufbau des neuen Hautgewebes braucht es eine gute Blutversorgung - daher erscheint die "neue Haut" rosa oder hellrot im Vergleich zur umgebenden Haut. Bindegewebszellen bilden ein Netz aus Kollagenfasern, das immer dichter wird und schließlich die Wundränder zusammenzieht und Lücken schließt. Das sorgt oft für die "kraterartige Optik" der heilenden Schürfwunde am Übergang zur intakten Haut.
 
•  Das Auffüllen mit Gewebe reich an Fasern geht weiter. Am Ende verschließen Zellen der obersten Hautschicht die Wunde komplett.

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Welche Symptome können bei einer Schürfwunde auftreten?

Typische Symptome bei einer Schürfwunde sind:
 
•  brennende Schmerzen an der Wunde
•  Bluten aus punktförmigen Wunden (aus verschiedenen verletzten Blutgefäßen der Haut)
•  Nässen der Schürfwunde in den ersten Tagen (proteinreiche extrazelluläre Flüssigkeit; hilft anfangs auch die Wunde zu reinigen)
•  Berührungsempfindlichkeit während der Heilung (am Wundschorf und in unmittelbarer Nähe).
 
Normalerweise heilen kleine Schürfwunden binnen bis zu 2 Wochen wieder aus, wenn sie optimal versorgt werden, also die Wundheilung beste Bedingungen hat. (siehe Abschnitt Behandlung: Wie heilt eine Schürfwunde am schnellsten?)

Allerdings gelten verschmutzte Schürfwunden zu den Hautverletzungen mit einer hohen Infektionsgefahr, also hohem Risiko für Komplikationen (das gilt sonst vor allem auch für tiefe, stichartige Verletzungen, wie sie z. B. Zähne bei Bisswunden hinterlasssen).
Hintergrund: Schürfwunden mit großer z. B. durch Steinchen und Schmutz geprägter Struktur hinterlassen eine Oberfläche, die sich durch Keime besonders gut besiedeln lässt.
 
Wichtig ist es also unbedingt, eine Entzündung der Wunde zu vermeiden: Schlimmstenfalls kann es zu einer Blutvergiftung (Sepsis) kommen oder sich Tetanus Bakterien (Wundstarrkrampf) einnisten, sofern man nicht geimpft ist. Warnzeichen einer Infektion sind vor allem:
 
•  starke Schwellung & Rötung
•  die Haut an und um die Abschürfung fühlt sich besonders erwärmt an
•  Schmerzen treten auch ohne Berührung oder Bewegung der Haut auf, falls die Abschürfung an einem Gelenk liegt (Knie, Ellenbogen, etc.)
•  Wundsekret und Eiter treten aus der Wunde aus, auch Tage nach der Verletzung
•  Fieber & Abgeschlagenheit.
 
Treten diese Symptome im zeitlichen Zusammenhang mit der Entstehung einer Schürfwunde auf, sollten Sie unbedingt eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen!
Ebenso sollten Sie besonders vorsichtig sein, wenn sie auf Grund von Medikamenten (Blutverdünner gegen Thrombose, etc.) oder Erkrankungen (z. B. Diabetes) Durchblutungsstörungen haben - auch hier kann Ärztin oder Arzt in Sachen Wundheilung beraten.

Behandlung: Wie heilt eine Schürfwunde am schnellsten?

Dami eine Abschürfung schnell, gut und möglichst ohne Komplikationen (Infektionen und "einwachsende" Verschmutzungen, sogenannte Schmutztätowierungen) ausheilt, ist vor allem eine gute Behandlung bzw. Versorgung in den ersten Stunden nach der Verletzung wichtig.
 
Zentral für die Erste Hilfe bzw. Wundversorgung sind:
 
•  Erstmal bluten lassen bzw. bei kleineren Wunden auch ausbluten lassen - das spült Bakterien, Viren, Pilze oder feinsten Dreck aus der Wunde.
 
•  Dann die Schürfwunde unter leicht kühlem Leitungswasser reinigen, dabei nicht reiben, am besten die Wunde nicht direkt berühren. Gerade wenn die Schürfwunde verdreckt ist, ist dieser Schritt besonders wichtig!
 
•  Nun Schürfwunde genau auf grobe Fremdkörper hin checken, z. B. Splitter, Steinchen, Schmutz. Wenn es möglich ist: Grobe Fremdkörper mit desinfizierter Pinzette entfernen. Wenn nicht: Schnellstmöglich zum Arzt für die Entfernung!
 
•  Bei größeren oder tieferen Schürfwunden, in denen zuvor Fremdkörper waren (z. B. Steinchen beim Sturz auf Schotter), kann nun noch eine Desinfektion hilfreich sein. Desinfizieren ist aber nicht per se bei Schürfwunden nötig oder auch nur gut, denn damit wird auch die natürliche Hautbarriere bzw. Hautflora gestört (Mikroorganismen, die auf der Haut siedeln; unter ihnen sind auch für die Haut hilfreiche Bakterien). In Sachen Desinfizieren gilt: Viel hilft nicht immer viel! Wichtiger ist, wie gesagt, dass alle Gegenstände, die mit einer Wunde in Kontakt kommen, desinfiziert sind.
 
•  An der Luft abheilen können am besten kleine und trockene / nicht nässende Abschürfungen. Wenn die Gefahr der schmerzhaften Reibung an der Kleidung oder sonst im Alltag für Verschmutzung besteht, unterstützt die Heilung ein möglichst luftdurchlässiges Pflaster.
 
•  "Feucht heilen lassen" sollte man großflächige, tiefe und / oder nässende Schürfwunden. Eine sterile Wundauflage (Kompresse) im Zusammenspiel mit Wundgel / Hydrokolloidgel hält dabei das neu entstehende Gewebe leicht feucht, was den Heilungsprozess beschleunigt. Gleichzeitig ist die Wunde abgedeckt, also geschützt und es bildet sich durch das Wundgel weniger Schorf, der z. B. an einem normalen Pflasterpolster hängen bleiben und wieder aufreißen würde. Genau solche Komplikationen verzögern und erschweren die Heilung bzw. Abheilen ohne Narben.
 
Bei jeder Schürfwunde ist es ratsam, sich wenigstens mal die Frage nach dem Impfschutz selbst zu stellen und gegebenenfalls eine Schutzimpfung gegen Tetanus (Wundstarrkrampf) aufzufrischen (der Impfschutz gegen Tetanus hält etwa zehn Jahre an).

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No Go - Diese Dinge bei einer Schürfwunde vermeiden

•  Schürfwunde nicht reiben oder Druck ausüben!
 
•  "Hausmittel" wie Mehl, Honig aus der Küche oder Zwiebelsaft haben nichts auf Wunden zu suchen und bergen entweder Risiken in Sachen Infektion einer Wunde oder in Bezug auf eine optimale Heilung!
 
•  Spucke ist nicht zur Desinfektion von Wunden geeignet - im Gegenteil! In Speichel stecken viele Bakterien. Auch das Pusten auf Schürfwunden, so nett und tröstend es auch gemeint sein mag, transportiert Tröpfchen dieses Speichels durch die Luft auf die Wunde.
 
•  Sprühpflaster und auch Heilsalben sind für Schürfwunden teilweise umstritten:
Sprühpflaster enthalten Inhaltsstoffe, die selbst Hautirritationen hervorrufen können, außerdem meist Alkohol zur Desinfektion, was die Hautflora stört und eher bei der Heilung behindert.
Heilsalben wiederum können einer leichten Schürfwunde "die Luft rauben" und selbst quasi zum Klebstoff für Bakterien und andere Keime werden, durch den diese zur Schürfwunde gelangen. Einen nachgewiesenen herausragenden Nutzen hingegen gibt es nicht, auch wenn gerade die Pharmaindustrie oft für "schnellere Wundheilung" mit ihren Produkten wirbt.
 
•  Wasser auf der Abschürfung sollten sie in den ersten Tagen unbedingt vermeiden. Beim Baden oder Duschen hilft im Zweifel ein kurzes Abdecken mit Folie oder wasserdichten Pflastern.
Hintergrund: Die geschädigte Haut kann bei längerem Kontakt mit Wasser aufquellen und der Wundschorf wird weich und schützt nicht mehr richtig. Baden oder langes Duschen kann auch zu einer größeren Wahrscheinlichkeit für die Bildung von Narben führen und verzögert insgesamt die Heilung der Abschürfung.

Wissenswertes zum Thema Pflaster

Blutender Finger wird mit Pflaster verarztet (Quelle: imago/allOver)
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Wissenswertes zum Thema Pflaster - Gut geschützt

Es ist schnell passiert:  man schneidet sich mit dem Brotmesser in den Finger oder schürft sich beim Joggen im Wald das Knie auf, weil eine Wurzel im Weg war. Dann ist die Frage: Pflaster drauf oder lieber an der Luft heilen lassen?  "Vom Grundsatz her, braucht man auch bei Bagatellverletzungen immer ein Pflaster", sagt Dr. Alex Rothhaar, Dermatologe aus Berlin. Denn die Gefahr, dass Keime in die Wunde gelangen sei einfach zu groß und sobald Kleidung an der Wunde reibt, könne sie nicht richtig heilen, so der Arzt von der Hautambulanz Berlin.

Wie lange braucht eine Schürfwunde zum heilen?

Wie lange eine Schürfwunde zum Abheilen braucht, hängt von der betroffenen Fläche ab und welche Hautschichten bei der Verletzung wie in Mitleidenschaft gezogen wurden.
 
Beispielsweise kann ein Sturz auf Kies mit etwas Geschwindigkeit große Reibungskräfte verursachen, die durch die unebene Oberfläche auch komplexe Wundränder erzeugen. Um die wieder zu heilen braucht es mehr Zeit, als beispielsweise bei einer Schürfwunde, die nur die Oberhaut (Epidermis) betrifft und an einer glatten Oberfläche entstand.
 
So eine leichte Schürfwunde von wenigen Zentimetern Durchmesser und nur die Epidermis betreffend, heilt in der Regel binnen 1-2 Wochen wieder gut ab.
 
Je großflächiger die Wunde und je tiefer die Abschürfung, desto länger braucht die Haut für die Zellerneuerung und Heilung. Leichte Verzögerungen können auch durch die Lage der Schürfwunde entstehen: Eine Abschürfung an Knie oder Ellenbogen, die im Alltag mehr bewegt werden, kann ein wenig länger zum Heilen brauchen, als die gleiche Schürfwunde auf einer eher unbewegten Hautpartie, wie dem Oberarm.
 
Sind Oberhaut und Lederhaut (Dermis) betroffen und die Wunde nässt oder blutet, kommt es vor allem auf eine saubere Wundversorgung binnen der ersten Stunden nach der Veletzung an, um eine Infektion mit Bakterien und anderen Keimen zu verhindern.
 
Wichtig: Bleibt die Wunde ungewöhnlich lange bestehen oder bemerken Sie Rötungen, Schwellungen, Nässen mehrere Tage nach der Verletzung oder gar Eiter, dann zögern Sie bitte nicht ärztliche Hilfe zu suchen!

Beitrag von Autorin Lucia Hennerici

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