EKG zeigt Vorhofflimmern (Quelle: imago/imagebroker/saurer)
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- Vorhofflimmern: Symptome, Diagnose und Behandlung

Bleibt Vorhofflimmern unentdeckt, steigt unter anderem das Schlaganfallrisiko. Wir klären auf über Symptome, Ursachen, Diagnose und Behandlung.

Wenn das Herz unregelmäßig und zu schnell schlägt, kann es sich um eine besondere Form der Herzrhythmusstörung, das sogenannte Vorhofflimmern handeln. Symptome können Herzrasen, Schwindel und Schwäche sein. Aber: Vorhofflimmern bleibt oft unentdeckt. Dadurch steigt das Risiko für einen Schlaganfall.
 
Vorhofflimmern gilt als die häufigste Herzrhythmusstörung in Deutschland. Etwa 1,8 Millionen Menschen sind betroffen. Das Herz gerät dabei völlig aus dem Takt. Zwar ist Vorhofflimmern nicht akut lebensbedrohlich wie das Kammerflimmern, dennoch sollte Vorhofflimmern behandelt werden, um das Schlaganfallrisiko zu senken.

Was ist Vorhofflimmern?

Vorhofflimmern ist eine Herzrhythmusstörung, die vom Vorhof des Herzens ausgeht. Eigentlich schlägt das Herz im Sinusrhythmus. Dafür verantwortlich ist der sogenannte Sinusknoten. Dieser ist eine Gewebestruktur im rechten Vorhof des Herzens und besteht aus Muskelgewebe und Nerven. Der Knoten sendet vom rechten Vorhof aus elektrische Impulse an das gesamte Herz weiter, damit es sich zusammenzieht und Blut durch den Körper gepumpt wird. Der Sinusknoten ist somit der Taktgeber des Herzens. "Beim Vorhofflimmern geben andere, umliegende Zellen elektrische Impulse, was zu einem Chaos im Pumprhythmus des Herzens führt", sagt die Geschäftsführerin des Kompetenznetz Vorhofflimmern e.V., Dr. Ines Gröner. Wenn das Herz also nicht im Sinusrhythmus schlägt, liegt eine Rhythmusstörung im Herzen in Form von Vorhofflimmern vor.

Was sind die Symptome bei Vorhofflimmern?

"Typisch ist ein unregelmäßiger, schneller Puls. Das kann als Herzrasen oder Herzstolpern bemerkt werden", sagt Dr. Ines Gröner. Hinzu können noch Symptome wie ein Engegefühl in der Brust oder Atemnot kommen.
 
Das Problem ist allerdings, dass nicht alle Menschen Symptome bei Vorhofflimmern haben. Die Rhythmusstörungen im Herzen sind nicht für alle Betroffenen spürbar. So passiert es, dass bei einigen Betroffenen das Vorhofflimmern lange Zeit unentdeckt bleibt. Je länger die Krankheit unerkannt bleibt, desto größer ist das Risiko für einen Schlaganfall.
 
Mögliche Symptome des Vorhofflimmerns auf einem Blick:
 
• Herzrasen
• unregelmäßiger und beschleunigter Puls (bis zu 160 Schläge pro Minute)
• Schmerzen oder Engegefühl in der Brust
• Atemnot
• Schwindel (bis zur kurzzeitigen Bewusstlosigkeit)
• körperliche Schwäche

Ursachen: Was sind Auslöser von Vorhofflimmern?

Vorhofflimmern hat meistens nicht nur eine spezifische Ursache, sondern es ist ein multifaktorielles Phänomen. Zum einen ist das steigende Alter (ab 65 Jahre) ein Risikofaktor. Zum anderen haben Patienten, die beispielsweise folgende Krankheiten haben eine höheres Risiko Vorhofflimmern zu bekommen:
 
Bluthochdruck
Herzinsuffizienz (Herzschwäche)
• Koronare Herzkrankheit
Erkrankung der Herzklappen
Diabetes mellitus
Schilddrüsenüberfunktion

 
Beim Lebensstil zählt zu den Risikofaktoren: übermäßiger Alkoholkonsum und psychischer Stress (verbunden mit Schlafstörungen). Schlechte Ernährung, Bewegungsmangel und Übergewicht bringen indirekt ein höheres Risiko mit sich an Vorhofflimmern zu erkranken, weil sie beispielsweise Diabetes mellitus befördern.
 
Auch bei jüngeren Menschen kann nach Alkoholmissbrauch kurzzeitig Vorhofflimmern auftreten. Zudem sind in jungen Jahren Männer häufiger betroffen als Frauen. Da Frauen allerdings eine höhere Lebenserwartung haben, tritt Vorhofflimmern bei beiden Geschlechtern in etwa gleichermaßen auf.

Diagnose: Wie wird Vorhofflimmern festgestellt?

Ein Symptom von Vorhofflimmern ist eine erhöhte und unregelmäßige Pulsfrequenz, doch Puls messen reicht für eine Diagnose nicht aus.
 
Die Diagnose stellt der Arzt oder die Ärztin mit Hilfe eines Elektrokardiogramms (EKG). Denn: Beim EKG kann der Arzt oder die Ärztin ablesen, ob das Herz im Sinusrhythmus schlägt oder nicht. Wenn der Patient oder die Patientin anfallsartig unter Vorhofflimmern leidet, mit Unterbrechungen von mehreren Stunden oder Tagen, ist die Veränderung des Sinusrhythmus nur mittel Langzeit EKG zu diagnostizieren.

Schlaganfallrisiko: Wann wird Vorhofflimmern gefährlich?

Vorhofflimmern wird vor allem gefährlich, wenn es lange Zeit unentdeckt bleibt. Bei älteren Menschen steigt das Schlaganfallrisiko durch Vorhofflimmern erheblich. Der Grund: Die Vorhöfe des Herzens schlagen nicht mehr im regelmäßigen Herzrhythmus.
 
Durch die Rhythmusstörungen pumpen die Vorhöfe das Blut nicht mehr vollständig in die Kammern. Damit steigt das Risiko, dass sich im aufgestauten Blut in den Vorhöfen Blutgerinnsel bilden, die dann in den Blutkreislauf gelangen: "Es können sich dadurch Gerinnsel bilden, die aus dem linken Vorhof des Herzens in den Gehirnkreislauf gelangen und einen Schlaganfall auslösen", sagt die Geschäftsführerin des Kompetenznetz Vorhofflimmern e.V., Dr. Ines Gröner.

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Wie wird Vorhofflimmern behandelt?

Zur Behandlung von Vorhofflimmern entscheiden Arzt oder Ärztin welche Therapie für die Patientin oder den Patienten individuell am wirksamsten ist.
 
Folgende Behandlungsmöglichkeiten gibt es:
 
Behandlung der ursächlichen Erkrankung: beispielsweise Schilddrüse, Herzklappe, Geburtsfehler
Verlangsamung des Herzschlags durch Medikamente. Hier gibt es eine Auswahl an Medikamenten, die auch bei Herzrhythmusstörungen eingesetzt werden.
Blutgerinnsel durch blutverdünnende Medikamente verhindern, um das Schlaganfallrisiko zu minimieren.
Kardioversion: Wenn Medikamente nicht helfen, kann der Kardiologe oder die Kardiologin den normalen Herzrhythmus durch eine Kardioversion wieder herstellen. Bei einer Kardioversion erhält der Patient oder die Patienten einen Elektroschock (einen starken elektrischen Impuls). Ziel der Kardioversion ist es, durch den Elektroschock den Sinusrhythmus wieder herzustellen.
Ablation (Verödung) der Herzmuskelzellen: Die Herzmuskelzellen werden mittels Katheter verödet, damit keine störenden, elektrischen Impulse weitergeleitet werden können.
Ablation (Verödung) des AV-Knotens und Einsetzen eines Herzschrittmachers. Ziel: elektrische Impulse zwischen Vorhof und Hauptkammer stoppen. Herzschrittmacher übernimmt die Impulskontrolle.
Operation am Herzen: Vorhofohr wird verschlossen (Wird nur bei Patienten durchgeführt, bei denen aus weiteren Gründen sowieso eine Operation am Herzen geplant ist.)
 
Je nach Schweregrad der Erkrankung und Alter der Patienten und Patientinnen entscheidet der Kardiologe oder die Kardiologin, welche Behandlung durchgeführt wird. Um bei älteren Menschen das Schlaganfallrisiko zu senken, verordnen Ärzte und Ärztinnen nach Einschätzung des individuellen Risikos blutverdünnende Medikamente, um die Gerinnselbildung zu verhindern.
 
"Bei jüngeren Menschen steht der Rhythmuserhalt im Vordergrund, eine Möglichkeit ist eine Katheterablation", sagt Dr. Ines Gröner. Bei einer Katheterablation wird eine Art feiner Kunststoffschlauch von der Leiste durch die große Hohlvene bis zum Herz vorgeschoben. Der Arzt verödet damit einen spezifischen Bereich im linken Vorhof. Die Verödung kann mit Hochfrequenzstrom oder durch Kälte erfolgen. Das Ziel: Durch das Veröden können keine Störimpulse mehr in den linken Vorhof gelangen und Vorhofflimmern auslösen. Nach einer Katheterablation sind etwa 60 bis 80 Prozent der Patienten beschwerdefrei, wird der Eingriff noch mal wiederholt liegt die Erfolgsquote bei etwa 90 Prozent.
 
Eine Variante der Katheterablation ist die sogenannte high-power-short-duration-Methode. Dabei werden kürzere, aber stärkere Energieimpulse abgesetzt. "Man erhofft durch diese Methode weniger Gewebeschäden und eine kürzere Behandlungsdauer. In weiteren Studien muss untersucht werden, ob sich die Methode kurz- wie langfristig im Vergleich zur konventionellen Herangehensweise bewährt", sagt die Geschäftsführerin des Kompetenznetz Vorhofflimmern e.V., Dr. Ines Gröner.

Was kann ich selbst tun? 

Ein gesundheitsbewusster Lebensstil ist hilfreich: also Vermeidung von Übergewicht, nur mäßiger oder kein Alkoholkonsum, gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung.
 
Erkrankungen wie Bluthochdruck, Herzmuskelschwäche, koronare Herzerkrankung und Diabetes mellitus sollten behandelt werden, da sie das Auftreten von Vorhofflimmern begünstigen.
 
 

Tipps für einen gesunden Lebensstil

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Beitrag von Laura Will

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