Gerstenkorn: Bild zeigt Mann mit Entzündung der Innenseite und Außenseite des Augenlids (Bild: imago images/Jochen Tack)
Bild: imago images/Jochen Tack

Augenlidentzündung - Gerstenkorn (Hordeolum) erkennen und behandeln

Beim Gerstenkorn ist eine Drüse am Augenlid entzündet. Ursache sind häufig Bakterien. Ein Gerstenkorn geht in den meisten Fällen von allein wieder weg.

Wichtige Fakten in Kürze

•  Ein Gerstenkorn (Hordeolum) ist eine Entzündung am Augenlid, die durch Bakterien (meist Staphylokokken) verursachet wird.
•  Ein Gerstenkorn ist schmerzhaft: Durch die Augenlidentzündung entsteht eine Schwellung und das Augenlid ist gerötet. Tritt das Gerstenkorn an der Lidinnenseite auf, kann das ganze Augenlid anschwellen.
•  Die Entzündung heilt meist von allein wieder ab. In manchen Fällen verschreibt der Augenarzt oder die Augenärztin antibiotische Salbe oder Augentropfen.
•  Ein Hagelkorn (Chalazion) sieht so ähnlich aus wie ein Gerstenkorn, ist aber nicht schmerzhaft und verursacht auch keine Entzündung.

Das Gerstenkorn wird medizinisch Hordeolum genannt und tritt am Lidrand bzw. der Innenseite des Augenlids auf. Die Augenlidentzündung entsteht an Drüsen, die Talg für den Tränenfilm produzieren. Sie führt beim Hordeolum zur Schwellung am Lidrand.
Beim äußeren Gerstenkorn ist der Lidrand von dieser Schwellung betroffen, beim inneren Gerstenkorn kann das ganze Lid geschwollen sein.

Woher kommt ein Gerstenkorn?

Im Augenlid sitzen Schweißdrüsen (Moll-Drüsen) und Talgdrüsen (Meibom-Drüsen, Zeis-Drüsen), die dafür sorgen, dass die Augen nicht austrocknen. Das in den Talgdrüsen produzierte Fett vermischt sich mit dem Tränenfilm und hält die Augen feucht. Wenn eine dieser Drüsen verstopft oder mit Bakterien infiziert ist, kann sich die Zusammensetzung des Tränenfilms verändern und das Augenlid entzündet sich und bildet Eiter.
 
Verwechslungsgefahr besteht für Laien zwischen dem Gerstenkorn und einem Hagelkorn (Chalazion), denn beide führen zu einer Schwellung am Augenlid bzw. Lidrand und betreffen Talg produzierende Drüsen: Ein Hagelkorn entwickelt sich allerdings langsamer als ein Gerstenkorn und tut meist nicht an sich weh - in beiden Fällen entsteht aber ein Fremdkörpergefühl und die Schwellung löst durch Druck Schmerzen aus. 

Ursache für das Hagelkorn (Chalazion) ist eine verstopfte Talgdrüse (Meibom-Drüse), in der sich Sekret staut. Bakterien spielen bei der Entstehung - im Gegensatz zur Augenlidentzündung Gerstenkorn - keine Rolle.
 
Ursache für das Gerstenkorn, also der Entzündung am Augenlid, sind meist Bakterien und zwar Keime, die auf der Haut vorkommen, wie Staphylokokken und seltener Streptokokken. Sie können ins Auge gelangen, wenn man sich zum Beispiel mit infizierten Händen am Auge reibt. Auch Schmutz an den Fingern oder eine allgemeine Entzündung des Lidrands begünstigen die Entstehung eines Gerstenkorns.

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Ist ein Gerstenkorn ansteckend?

Ja, ein Gerstenkorn (Hordeolum) ist ansteckend. Und zwar, wenn man bestimmte Hygieneregeln nicht beachtet. So kann eine Person mit Gerstenkorn andere anstecken, wenn sie sich ans Auge fasst und anschließend Türklinken berührt oder ein Handtuch benutzt, das auch andere Menschen verwenden (Schmierinfektion).
 
Deshalb sollten sich infizierte Personen die Hände gründlich mit Seife waschen, wenn sie sich ans Auge gefasst haben - auch um eine Infektion des zweiten Auges zu vermeiden. Das gemeinsame Benutzen von Handtüchern sollte während der Erkrankung vermieden werden, ähnlich wie bei einer infektiösen Bindehautentzündung.

Warum bekommen manche Menschen häufiger ein Gerstenkorn?

Es gibt einige Faktoren, die das Risiko erhöhen, ein Gerstenkorn zu entwickeln:
•  Wer Kontaktlinsen trägt, sollte besonders auf Hygiene und die gründliche Reinigung der Linsen achten. Denn beim Einsetzen der Kontaktlinsen können sonst Bakterien ins Auge gelangen und ein Gerstenkorn hervorrufen.
•  Make Up kann die Drüsen am Augenlid regelrecht verkleben, was die Wahrscheinlichkeit für die Entstehung eines Gerstenkorns erhöht. Deshalb ist es wichtig, die Augen abends sorgfältig abzuschminken.
•  Ein weiterer Risikofaktor sind Erkrankungen, die mit einem geschwächten Immunsystem einhergehen, wie zum Beispiel Diabetes mellitus. Auch Hormonschwankungen und chronische Hauterkrankungen wie Rosazea begünstigen die Entstehung eines Gerstenkorns.
•  Faktoren und Verhaltensweisen, die das Immunsystem schwächen, das zum Beispiel Stress, Schlafmangel oder eine ungesunde Ernährung.

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Kann ein Gerstenkorn gefährlich werden?

In seltenen Fällen kann es dazu kommen, dass sich die Entzündung am Augenlid auf die Augenhöhle ausbreitet und das Sehen beeinträchtig.
Solche Komplikationen sind beim Gerstenkorn allerdings sehr selten, vor allem bei ansonsten gesunden Menschen.

Wie erkenne ich ein Gerstenkorn?

Ein Gerstenkorn beginnt meist mit einem geröteten Oberlid oder Unterlid, das im Bereich der Wimpern anschwillt. Im weiteren Verlauf entsteht eine Art Knoten, der erbsengroß werden kann und sich mit Eiter füllt, was als gelber Punkt im Zentrum des Gerstenkorns zu sehen ist.
Zusätzlich kann das Auge jucken, es kann ein Spannungsgefühl entstehen und das Augenlid kann auch schmerzen.
 
Die Entzündung kann auch die Bindehaut des Auges reizen. Durch die Eiteransammlung lässt sich ein Gerstenkorn gut von anderen Erkrankungen des Auges unterscheiden, wie zum Beispiel einer Bindehautentzündung.

Diagnose: Wie wird ein Gerstenkorn festgestellt?

Ein Gerstenkorn lässt sich mit bloßem Auge und anhand der Symptome in der Regel gut erkennen. Besteht ein Gerstenkorn länger als zwei Wochen, breitet sich die Augenlidentzündung weiter aus und / oder bereitet starke Schmerzen, sollte man einen Augenarzt oder eine Augenärztin aufsuchen.
 
Der Arzt oder die Ärztin wird zusätzlich die Sehfähigkeit untersuchen, indem er/sie sich die Augen und die Lider mithilfe einer so genannten Spaltlampe anschaut.
Da Gerstenkörner meist durch Staphylokokken ausgelöst werden, ist ein Abstrich zur Bestimmung der Keime selten notwendig.
Weitere Bluttests oder Gewebeuntersuchungen werden nur dann notwendig, wenn das Immunsystem geschwächt ist oder der Verdacht auf eine bösartige Hautwucherung besteht.

Behandlung: Wie bekommt man ein Gerstenkorn schnell weg?

Meist verschwindet ein Gerstenkorn ganz von allein. Das mit Eiter gefüllte Knötchen platzt auf, der darin angestaute Eiter fließt ab und die Entzündung bildet sich zurück. Den Einsatz von Salben oder Augentropfen sollten Sie immer mit einem Arzt oder einer Ärztin besprechen.
 
Antibiotika
Um eine Ausbreitung der Infektion auf das gesamte Auge zu vermeiden, kann der Augenarzt oder die Augenärztin eine antibiotikahaltige Salbe oder Augentropfen verschreiben. Auch bei der Anwendung von Salben oder Augentropfen ist es wichtig auf die Hygiene (Handhygiene) zu achten, damit sich Bakterien nicht ausbreiten.
Antibiotika als Tabletten, Saft oder Infusion sind nur dann sinnvoll, wenn etwa durch ein geschwächtes Immunsystem das Risiko für eine Ausbreitung der Infektion über das Augenlid hinaus und damit für Komplikationen erhöht ist.
 
Aufschneiden
Wenn sich ein Gerstenkorn nicht innerhalb von zwei Wochen von allein entleert, kann ein kleiner Eingriff (ambulant) in der Augenarztpraxis durchgeführt werden. Dabei wird die Haut des Gerstenkorns aufgeschnitten, damit der Eiter ablaufen kann.

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Welche Hausmittel helfen zur Behandlung eines Gerstenkorns?

Auch wenn die Wirksamkeit von Hausmitteln bei der Behandlung von Gerstenkörnern nicht durch Studien belegt ist, kann es sich lohnen folgende Hausmittel vorsichtig auszuprobieren:
 
•  Trockene Wärme - zum Beispiel durch den Einsatz einer Rotlichtlampe. Die Wärme kann bewirken, dass sich das Gerstenkorn schneller öffnet und der Eiter abließen kann.
Länger als fünf Minuten sollte man allerdings nicht mit geschlossenen Augen vor der Rotlichtlampe sitzen. Wichtig für diese Behandlung ist auch, einen Abstand von etwa 50 Zentimetern zum Gerät einzuhalten. 

Achtung: Feuchte Wärme ist zur Behandlung nicht empfehlenswert, da sie dazu führen kann, dass sich die Entzündung (Bakterien) weiter ausbreitet.

•  Hilfreich kann auch eine Massage des Lidrandes sein, durch die sich die verstopften Drüsen öffnen sollen und Eiter und Sekret ablaufen können. Dafür gibt es in der Apotheke auch spezielle Reinigungstücher oder Flüssigkeiten, die auf eine Kompresse aufgetragen werden.
Wichtig für diese Behandlung ist es, sich vor und nach der Lidrandmassage gründlich die Hände zu waschen, denn die Augenlidentzündung ist ansteckend und Bakterien können sich bei mangelnder Hygiene verbreiten und zu mehr Problemen führen. Auf keinen Fall sollte man versuchen, das Gerstenkorn auszudrücken!

Darf man ein Gerstenkorn ausdrücken?

Auf keinen Fall sollte man versuchen ein Gerstenkorn auszudrücken! Wer selbst versucht, das Gerstenkorn (möglicherweise mit einem spitzen Gegenstand) zu öffnen, kann sich verletzten und die Infektion verschlimmern.

Hilfe fürs Auge

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Wie lange dauert es, bis ein Gerstenkorn weg ist?

Ein Gerstenkorn entsteht recht schnell, meist innerhalb weniger Tage. Und: Ein Gerstenkorn verschwindet meist auch recht schnell wieder. Nach etwa einer Woche fließt der Eiter meist von selbst ab und die Entzündung geht zurück.

No Go: Was sollte man bei Gerstenkorn nicht machen?

Wer Kontaktlinsen trägt, sollte bei einem Gerstenkorn auf das Tragen der Linsen verzichten und eine Brille tragen, solange die Entzündung anhält. Bevor die Kontaktlinsen nach Abklingen der Symptome wieder eingesetzt werden, sollten sie auf jeden Fall gründlich gereinigt werden.
Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte vor dem erneuten Einsetzen der Kontaktlinsen einen Augenarzt oder eine Augenärztin aufzusuchen, um sicher zu gehen, dass die Entzündung auch vollständig abgeheilt ist.
 
Und nochmal: Das selbstständige Ausdrücken oder Öffnen des Gerstenkorns sollte man auf jeden Fall vermeiden.

Beitrag von Autorin Ursula Stamm

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